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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht
Autoren: Michaela Thewes
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stellte Thomas sich ihm in den Weg. »Ach, du schon wieder! Das hätte ich mir ja denken können. Du bist wirklich ein mieser, kleiner Abstauber.«
    Ich entschied mich dafür, die kindische Kabbelei der Männer einfach zu ignorieren. »Danke, Josch. Lieb von dir.« Die Spucke hätte ich mir sparen können, denn die Männer hatten mir keinen Text zugedacht. Ich musste mich mit einer Statistenrolle begnügen.
    Dafür setzten sich die Hauptdarsteller perfekt in Szene. »Auf mich kann Annette sich wenigstens verlassen. Was man von dir ja nun nicht gerade behaupten kann.« Josch durchbohrte Thomas fast mit seinem ausgestreckten Zeigefinger.
    »Was geht denn dich das an, hä? Das ist eine Sache zwischen Annette und mir. Wer gibt dir überhaupt das Recht, hier dein blödes Maul aufzureißen und über Gott und die Welt zu richten?«
    Lässig lehnte Josch sich an den Türrahmen. »Der Job war gerade frei, da habe ich zugegriffen.«
    »Schlagfertig sind wir also auch noch«, höhnte Thomas, »beeindruckend, echt beeindruckend!«
    »Danke für die Blumen. Tja, ich hab ehrlich gesagt noch nie verstehen können, was Annette an einem langweiligen Sesselpupser wie dir findet.«
    »Auf dieser Welt ist eben nur Platz für einen Superman.« Thomas’ Stimme triefte vor Sarkasmus.
    Was Josch wiederum dazu veranlasste, spöttisch die Augenbrauen nach oben zu ziehen. Er konnte wirklich sehr arrogant wirken, wenn er wollte. Und jetzt wollte er! »Nur kein Neid.«
    Thomas schäumte. Seine blauen Augen wurden vor Wut ganz dunkel. Wenn ich nicht auf der Stelle dazwischenging, würde es noch zu Handgreiflichkeiten kommen. Ich fand es zwar irgendwie schmeichelhaft, dass sich die beiden Männer meinetwegen ihre hübschen Visagen einhauen wollten, aber der Zeitpunkt war denkbar schlecht gewählt. Schließlich galt es heute noch mein gesamtes Hab und Gut von A nach B zu transportieren, wahrlich kein Pappenstiel.
    »Josch ist hier, um beim Umzug zu helfen«, versuchte ich die Wogen zu glätten und auf den eigentlichen Grund unseres netten Beisammenseins zurückzukommen.
    »Dann bin ich hier wohl überflüssig.« Thomas riss zornig seine Jacke vom Garderobenhaken und stürmte auf die Tür zu.
    »Typisch, er kneift wieder. Das war auch nicht anders zu erwarten.«
    Aber diesmal ließ sich Thomas nicht provozieren. Kommentarlos rauschte er an uns vorbei und schlug krachend die Wohnungstür hinter sich zu.
    »Na, den sind wir los«, jubilierte Josch mit kindlicher Freude. Zufrieden rieb er sich die Hände.
    »Sag mal, war das wirklich nötig?«
    »Bist du mit dem Packen fertig?«, fragte er anstelle einer Antwort.
    »Fast, bloß ein paar Bücher fehlen noch.«
    »Weißt du was, ich helfe dir.« Josch, der es offenbar kaum erwarten konnte, dass ich endlich auszog, krempelte die Ärmel hoch und ließ einen Stoß Bücher in dem Umzugskarton verschwinden. Sein Arbeitseifer in Ehren, aber als er auch noch einen Stapel von Thomas’ Donald-Duck-Comics in der dunklen Tiefe der Kiste versenken wollte, musste ich einschreiten.
    Fünf Minuten später kreuzten Mona und Kai mit dem Umzugstransporter auf, den ich für diesen Tag gemietet hatte. »Bill und Bulli« prangte in großen blauen Buchstaben auf der Kühlerhaube. Wer wollte, konnte die beiden zusammen anheuern, aber als ich Bill, Bullis Besitzer, begegnet war, hatte ich schnell davon Abstand genommen. Übergewichtig und asthmatisch, wie er war, würde er beim Umzug vermutlich keine große Hilfe sein. Aber Bulli fand ich auf Anhieb klasse. In seinem Inneren war so viel Platz, dass mein Kram locker reinpassen würde.
    Nachdem wir die letzte Fuhre die Treppe hinuntergeschleppt hatten, war der Moment gekommen, vor dem ich mich am meisten gefürchtet hatte.
    »Seid so lieb und wartet im Auto auf mich«, bat ich die anderen. Die Trennung von dem Zuhause, das ich so liebte, tat unglaublich weh. Ein letztes Mal wanderte ich durch alle Zimmer und nahm schweren Herzens Abschied. Sogar die rosafarbenen Wände des Schlafzimmers würde ich vermissen! Ich sagte Unserem wackeligen Küchentisch Lebewohl, strich zärtlich über den Kaminsims und genoss noch einmal die wunderbare Aussicht von der Dachterrasse. Dann gab ich mir innerlich einen Ruck und wandte mich zum Gehen. Den Wohnungsschlüssel ließ ich gut sichtbar auf dem Küchentisch liegen. Dieser Akt hatte etwas Symbolisches. Ein Schlussstrich. Thomas und diese Wohnung waren nun Vergangenheit, endgültig. Ab jetzt würde ich nicht mehr länger zurück, sondern nur
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