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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht
Autoren: Michaela Thewes
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gelinde gesagt ein wenig überstürzt. »Ich meine, Kai und du, ihr seid doch erst seit ein paar Wochen zusammen.«
    »Und wenn schon!« Mona lachte unbekümmert. »Andere heiraten erst nach zehn Jahren und lassen sich dann nach zehn Wochen wieder scheiden.«
    »Ja, schon, aber ...« Ich biss mir auf die Lippen und verkniff mir den Rest des Satzes. Meine Freundin konnte meine klugen Ratschläge genauso dringend brauchen wie ein Loch im Kopf. Schließlich war ich nicht gerade eine anerkannte Expertin auf diesem Gebiet. Thomas und ich hatten uns sechs Jahre beschnuppert. Und was war dabei herausgekommen? Wir hatten es noch nicht einmal in die Nähe des Standesamtes geschafft.
    Über den Tisch hinweg griff ich nach Monas Hand und drückte sie liebevoll. »Ich wünsche dir, das heißt natürlich euch, alles, alles Gute.«
    »Ich kann doch wohl auf dich zählen? Als Trauzeugin, meine ich.« Mona bekam vor Aufregung hektische rote Flecke im Gesicht.
    Mehr als ein Kopfnicken brachte ich nicht zustande, denn ich hatte gerade ein nettes, kleines Déjà-vu-Erlebnis. Bloß mit vertauschten Rollen. Mir war zum Heulen zumute. Du bist doch ein dummes Huhn, hielt ich mir selbst eine Standpauke. Ausnahmsweise geht es mal nicht um dich, sondern um Mona. Deine Freundin will heiraten, und du führst dich auf, als würde davon die Welt untergehen. Reiß dich gefälligst zusammen!
    »Weißt du schon, was du anziehen wirst?«, fragte ich betont munter. Mona hatte es wirklich verdient, dass ich mich für sie freute! Dank Kai hatte ihre Männer-Odyssee ein glückliches Ende gefunden!
    »Zuerst hatte ich an das Brautkleid von dem Marzipanröschen gedacht. Hübsches Modell.« Sie kicherte. »Aber fürs Standesamt finde ich das doch nicht so passend.«
    Mit Schaudern dachte ich an die Hochzeit und das geschmacklose Kleid zurück. Ein Andenken war mir geblieben. Ohne Mona etwas davon zu erzählen, hatte ich den Brautstrauß ganz hinten auf dem Boden meines Kleiderschranks versteckt. Man weiß ja nie .... Aber nicht ich war es, die bald heiraten würde, sondern Mona. Tja, es war eben alles doch bloß dämlicher Aberglaube!
    »Wir wollen kein großes Buhei darum machen. Uns schwebt eine ganz zwanglose Hochzeit vor. Schön entspannt. Erst Standesamt und dann ganz gemütlich essen gehen, nur die Trauzeugen, Kai und ich. Schließlich ist das unser Tag, da möchte ich keinen Stress haben. Mit der Familie und Freunden feiern können wir danach immer noch.«
    Warum eigentlich nicht? Im Grunde fand ich diesen Plan gar nicht so schlecht. Der Gedanke, dass Amelie vor Wut mit ihren Jacketkronen in die Tischplatte beißen würde, wenn ihr Jüngster ohne sie heiratete, verlieh dem Ganzen einen zusätzlichen Reiz. »Einen Haken hat die Sache allerdings.« Ich horchte auf. Wurde ich vielleicht nicht nur Trauzeugin, sondern auch Patentante? Beides auf einen Streich?
    »Ich habe Kai mit Sexentzug und Fußballverbot gedroht«, fuhr Mona fort, ihre Schokoladenaugen blitzten, »aber er besteht darauf, dass Thomas sein Trauzeuge wird.« Prüfend schaute sie mich an. »Du machst doch wohl jetzt keinen Rückzieher, oder?«
    »Ne, mein Schätzchen, da musst du schon schwereres Geschütz auffahren. Sogar Freddy Krüger oder Edward mit den Scherenhänden könnte mich nicht davon abhalten, deine Trauzeugin zu werden.«
    »Puh, na Gott sei Dank.« Sie schien ehrlich erleichtert zu sein. »Dann merk dir bitte den Zwanzigsten vor.«
    Ich rang nach Luft. Und nach Fassung. »Aber das ist doch schon nächste Woche. Mein Gott, ihr seid aber hart drauf.«
    Mona zuckte ungerührt die Achseln. »Je eher, desto besser.« Ein schelmisches Grinsen trat auf ihr Gesicht. »Dann hat Kai wenigstens nicht so viel Zeit, es sich wieder anders zu überlegen.«
    O.k., das Argument ließ ich gelten. Immerhin gehörte Kai auch zur Vogel-Sippe, und die hatte es bekanntermaßen nicht so mit dem Heiraten.
    In der Kürze der Zeit war es unmöglich gewesen, ein neues Outfit für die Hochzeit aufzutreiben. Daher hatte ich beschlossen, das blaue Kleid, das mir Mona am Tag ihrer Ausstellungseröffnung geschenkt hatte, zu tragen und es mit einem Blazer zu kombinieren. Als ich mich fertig gestylt im Spiegel betrachtete, durchfuhr mich die Erinnerung an jenen Abend wie ein Blitz. Die Galerie, Thomas’ bewundernde Blicke, die Küsse, der leidenschaftliche Sex – all das wurde plötzlich wieder lebendig. Gequält schloss ich die Augen. Hörte das eigentlich nie auf? Wie lange würde es noch dauern, bis
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