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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman
Autoren: PeP eBooks
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welche Rolle sie beim Lautenbau spielen. Vater und Sohn Dietrich nahmen sich viel Zeit, mich in die Kunst des Lautenbauens einzuweihen, natürlich nicht in die Geheimnisse, die kein Kunsthandwerker je preisgeben würde. Unzweifelhaft ist es eine große Kunst, Renaissancelauten nach altem Vorbild und mit den traditionellen Werkzeugen zu fertigen. Damit war die nächste Figur meines Romans geboren: Endres Fry. Von Violinen war mir bekannt, dass der Lack die Qualität des Klangs mitbestimmt. Da es bei den Lauten nicht anders ist, lag die Idee mit der besonderen Lackkomposition nahe, die Jeannes Laute für sie unersetzlich macht.
    Im sechzehnten Jahrhundert waren Lautenmacher im sächsischen Raum noch selten, und sie wurden oft Leyermacher oder
Cistermacher genannt. Cistern waren beliebte Instrumente der sächsischen Bergleute. Meine Recherchen ergaben, dass in Randeck und Helbigsdorf einige Instrumentenmacher schon im sechzehnten Jahrhundert ansässig waren, darunter die Familie Klemm. Auf deren Existenz beruht die fiktive Froehnerfamilie.
     
    Zentrum der Hofmusik war Dresden unter Kurfürst August von Sachsen. August vertrat ein orthodoxes Luthertum und ließ später die Anhänger Melanchthons, die Philippisten, verfolgen. Die Philippisten standen in der Abendmahlsfrage dem Calvinismus nahe. Der Kurfürst war darauf bedacht, Bergbau, Handel und Gewerbe in Sachsen zu fördern, er ließ das Spitzenklöppeln einführen, unterstützte Veredelungsbetriebe in der Land- und Forstwirtschaft und erließ den »Codex Augusteus«, einen Vorläufer moderner Gesetzgebung. Nachdem bereits sein älterer Bruder Moritz Dresden zur kursächsischen Haupt- und Residenzstadt erhoben hatte, führte August die kulturelle Entwicklung seiner Erblande fort. Die Frauenkirche und die Kunstkammer im Dresdner Schloss gehören zu seinen Gründungen, und er machte sich um die Ausrichtung opulenter höfischer Feste verdient. Der Katalog des Kupferstich-Kabinetts der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden »Eine gute Figur machen, Kostüm und Fest am Dresdner Hof« ist hierzu empfehlenswert.
    Zu den berühmtesten Künstlern, die August nach Dresden berief, gehörten: Johann Maria Nosseni, ein aus Lugano stammender Architekt, der unter anderem die Ausstattung der Feste betreute; die Kapellmeister der Dresdner Hofkapelle Johannes Walter, Matthäus Le Maistre und schließlich Antonio Scandello, der das Amt bis zu seinem Tode 1580 innehatte.
    Kurfürstin Anna von Sachsen, Prinzessin von Dänemark (1532- 1585), war eine bemerkenswerte Frau, zu ihren Lebzeiten hochgerühmt für ihre Kenntnisse des Agrarwesens. Sie befasste sich ausgiebig mit Pharmazie, Landwirtschaft, Medizin und Alchemie
und gilt als Pionierin der sächsischen Garten- und Landwirtschaft. Beispielsweise wusste sie im Detail darüber Bescheid, wie man aus Schafsmilch schmackhaften Käse herstellt, der auch bei Hof zu Tisch gebracht werden könne. Ein Arzneibüchlein wurde von ihr verfasst, und mit Dr. Luther, Martin Luthers Sohn, führte sie in Annaburg in einem gut ausgestatteten Laboratorium alchemistische Experimente durch, die sie in den Ruf der Zauberei brachten. Sie gab die von ihr erfundenen Mixturen unentgeltlich an die Armen ab. Vor diesem Hintergrund hielt ich es für wahrscheinlich, dass Anna Mitleid mit Jeanne haben würde. Der Philippist Kaspar Peucer wird von mir etwas früher zum Leibarzt des kurfürstlichen Hofes berufen, und auch Dr. Paul Luther darf die Kurfürstin einige Monate eher besuchen, als es historisch belegt ist.
     
    Katharina de Medici wurde zuerst durch ihre leidvolle Rivalität mit Diane de Poitiers berühmt. Als junge Frau musste sie sich am französischen Hof behaupten und tat dies mit bemerkenswerter Stärke und Klugheit. Solange Heinrich II. lebte, konnte er die religiösen Streitigkeiten mit harter Hand unterdrücken. Nach seinem frühen Tod 1559 musste Katharina die Regentschaft für ihre noch unmündigen, kränklichen Söhne übernehmen, und die Konflikte der religiösen und politischen Parteien verschärften sich. Nicht nur, dass der Zeitgeist eine regierende Frau nicht begünstigte, Katharina war noch dazu Italienerin und als Fremde in Frankreich verhasst. In verschiedenen Biographien begegnete mir eine pragmatische Frau, der es in erster Linie um den Erhalt der Familie und die Verteidigung des Thrones ging. In religiösen Fragen gab sich Katharina offen, sie glaubte an die italienische virtù im Sinne Machiavellis. Ihre Liebe zur Macht beruhte wohl auch
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