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Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe
Autoren: Lucy Clarke
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sagen.« Sie strich sich das Haar hinter die Ohren, dann sah sie ihm in die Augen. »Ich habe dich geliebt, und das tu ich immer noch.«
    Â»Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    Sie spürte einen dumpfen Schmerz im Magen. Sagte das nicht alles? »Ich wäre jetzt gern allein.«
    Â»Lass uns jetzt nicht –«
    Â»Bitte.«
    Finn schwieg und dachte nach. »Na gut, wenn dir das lieber ist. Wir reden morgen früh.«
    Â»Ja.« Sie gingen beide zur Tür, Katie machte sie auf, Finn trat auf den Flur.
    Â»Dann sehen wir uns beim Frühstück?«
    Â»Ja«, sagte sie mit einem Lächeln, das allein seiner Beruhigung dienen sollte. Denn sie hatte keineswegs vor, am nächsten Morgen dort zu sein.

Kapitel 30
Mia
Bali, März
    Mia bohrte die Wodkaflasche in den Sand und rückte näher an das Feuer. Rote und gelbe Flammen umzüngelten das Holz, ein süßlicher, holziger Rauch zog in den Himmel. Mias Beine und Wangen brannten von der Hitze.
    Irgendjemand spielte Bongos, das Schlagen der Hände war wie ein Trommelfeuer in ihrem Kopf. Fast alle, die sich um das Feuer versammelt hatten, waren Gäste aus dem Hostel und würden bis zum Morgengrauen weitertrinken.
    Mia fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen; sie war seit sechsunddreißig Stunden wach. Nachdem sie den Eintrag in ihr Tagebuch beendet hatte, war sie nach draußen gegangen und hatte überrascht in die Morgendämmerung geblinzelt. Sie hatte einen Spaziergang gemacht und sich beim Anblick all der Menschen, die in den neuen Tag hinaustraten, ein wenig beruhigt – drei Männer waren mit ihren Angeln losgezogen, eine alte Frau hatte auf der Schwelle ihres Hauses Bambusblätter geflochten, das fahle Morgenlicht auf ihrem runzligen Gesicht. Mia war ­stundenlang umhergelaufen, bis ihre Fußsohlen pechschwarz und voller Schmutz waren. Als sie zum Hostel zurückgekommen war, war Noahs Zimmer leer und sein Mietwagen fort gewesen.
    Sie hatte sich vorgestellt, wie er im Flugzeug saß, leicht nach vorn gebeugt, damit er mit seiner Wunde nicht die Rückenlehne berührte. War er auf dem Weg nach Australien? Oder in ein ­fremdes Land, irgendwohin, wo keine Erinnerungen warteten? Sie spürte seine Abwesenheit geradezu körperlich, er hatte eine Lücke in ihr Herz gerissen, und sein Name hallte hohl in ihrem Innern nach.
    Nun war es wieder Abend, sie saß im Schneidersitz im Sand, griff nach ihrer Flasche und schwenkte sie im Kreis. Der Rest der klaren Flüssigkeit schlug an das Glas. Mia hob die Flasche an die Lippen und ließ das bittere Getränk durch ihre Kehle laufen.
    Plötzlich fiel ein Schatten über sie. Sie schaute auf. Jez stand neben ihr, die Hände tief in den Taschen vergraben. Das Feuer tanzte auf seinem Gesicht, in seinen dunklen Augen. Er sagte nichts, doch sie stand auf, klopfte sich den Sand von ihren Shorts und folgte ihm zum Ufer.
    Dunkelheit verschluckte sie. Mia verschränkte die Arme vor der Brust und wartete darauf, dass sich ihre Augen an das Mondlicht gewöhnten.
    Jez zog ihren Ausweis aus der Gesäßtasche. »Den willst du sicher wiederhaben, jetzt, wo er weg ist.« Er klopfte geistesabwesend mit dem Daumen darauf.
    Â»Ich kann dir noch immer nichts geben. Ich hab kein Geld.«
    Sie sah ihn an und erwartete, dass jeden Augenblick die Un­­geduld in Wut umschlug. Doch Jez hatte gar nicht hingehört. Er trat von einem Fuß auf den anderen. »Abgehauen. Ausgerechnet heute.«
    Es war der Todestag ihres jüngsten Bruders. Mia hatte das Datum von Noahs Tätowierung noch im Kopf. Deshalb hatte Noah gehen müssen.
    Â»Es ist ihm scheißegal.«
    Â»Das stimmt nicht. Er kommt nur nicht damit klar.« Sie wählte ihre Worte mit Bedacht und wünschte, der Wodka würde nicht so scharf in ihrer Kehle brennen. »Er braucht Zeit.«
    Â»Zeit? Für sich allein? Die hatte er. Noah ist doch die reinste Einmanncrew auf hoher See.«
    Seine Wut brachte eine Erinnerung zurück. Der Streit mit Katie am Telefon. Nun verstand sie. Nun verstand sie, warum Katie an dem Morgen, als ihre Mutter im Sterben lag, vier Mal angerufen hatte. Katie hatte Mia nicht nur zu ihrer Mutter rufen wollen, sie hatte sie zu sich gerufen. Sie hätte sie gebraucht.
    So wie Jez Noah brauchte.
    Sie legte eine Hand auf seinen Unterarm. »Es tut mir leid, Jez. Es tut mir wirklich leid.« Sie sprach für sich,
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