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Die Kunst des Krieges

Die Kunst des Krieges

Titel: Die Kunst des Krieges
Autoren: Sun Tsu
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als hättest du es nur mit einem einzigen Mann zu tun. Um Verrat zu verhindern, solltest du deine Pläne nicht vorher ausbreiten. In deinen Regeln und Plänen sollte es keine Starrheit geben. Konfrontiere deine Soldaten mit der Tat selbst, laß sie nie von deinem Vorhaben erfahren. Wenn die Aussichten gut sind, führe es ihnen vor Augen, doch sage ihnen nichts, wenn Unheil droht. Schicke deine Armee in tödliche Gefahr, und sie wird überleben; schicke sie in eine verzweifelte Situation, und sie wird sie überwinden.
    Im Jahre 204 v. Chr. wurde Han Xin gegen die Armee von Zhao ausgesandt und blieb etwa fünfzehn Kilometer vor der Mündung des Jinxing-Passes stehen, wo der Feind seine ganzen Truppen aufgeboten hatte. Dort sandte er zu Mitternacht eine Abteilung von zweitausend leichten Kavalleristen aus; jeder Mann war mit einer roten Flagge ausgerüstet. Sie hatten Befehl, durch schmale Schluchten vorzudringen und den Feind genau zu beobachten. »Wenn die Männer von Zhao mich in wilder Flucht sehen«, sagte Han Xin, »dann werden sie ihre Befestigungen verlassen und mich verfolgen. Dies ist für euch das Zeichen vorzustürmen, die Standarten von Zhao herunterzureißen und die roten Banner von Han an ihrer Stelle aufzuziehen.« Dann wandte er sich an seine anderen Offiziere und bemerkte: »Unser Gegner hält eine starke Position, und er wird wahrscheinlich nicht herauskommen und uns angreifen, solange er nicht die Standarte und die Trommeln des Oberbefehlshabers sieht und hört, denn dann fürchtet er, daß ich kehrtmache und durch die Berge entkomme.« Mit diesen Worten schickte er zuerst eine Division, die aus zehntausend Männern bestand, aus und befahl ihnen, mit dem Rücken zum Fluß Di eine Schlachtreihe aufzubauen. Als sie dieses Manöver sahen, brachen alle Männer von Zhao in lautes Gelächter aus. Es war helles Tageslicht, und Han Xin marschierte mit schlagenden Trommeln und der Flagge des Oberbefehlshabers aus dem Paß heraus und wurde sofort vom Feind angegriffen. 
    Es folgte eine große Schlacht, die eine Weile andauerte, bis Han Xin und sein Gefährte Zhang Ni schließlich Trommeln und Banner auf dem Feld zurückließen und zur Division am Flußufer flohen, wo eine andere wilde Schlacht tobte. Der Feind stürmte heraus, um sie zu verfolgen und Trophäen zu gewinnen, und entzog so seinen Befestigungen die Männer. Doch den beiden Generälen gelang es, sich der anderen Armee anzuschließen, die mit äußerster Verzweiflung kämpfte. Nun war der Augenblick für die zweitausend Berittenen gekommen, ihre Rolle zu spielen. Als sie sahen, daß die Männer von Zhao die Flüchtigen verfolgten, galoppierten sie hinter die verlassenen Mauern, rissen die Flaggen des Feindes herunter und ersetzten sie durch die von Han.  Als die Armee von Zhao von der Verfolgung zurückkehrte, erschreckte sie der Anblick dieser roten Flaggen bis ins Mark. Überzeugt, daß die Han eingedrungen waren und ihren König überwunden hatten, brach unter ihnen wildes Chaos aus, und jeder Versuch ihrer Anführer, die Panik zu verhindern, war vergeblich.  Dann fiel die HanArmee von beiden Seiten über sie her und vollendete das Gemetzel, wobei eine große Zahl Männer getötet und der Rest gefangengesetzt wurde, unter ihnen König Ya selbst.  Nach der Schlacht kamen einige von Han Xins Offizieren zu ihm und sagten: »In der Kunst des Krieges lernen wir, daß wir rechts hinter uns einen Hügel oder eine Anhöhe haben sollen, und links vor uns einen Fluß oder eine Marsch. Du dagegen befahlst uns, unsere Truppen mit dem Fluß im Rücken aufzustellen. Wie ist es dir unter diesen Umständen gelungen, den Sieg zu erringen?« Der General erwiderte: »Ich fürchte, ihr Herren habt die Kunst des Krieges nicht mit der gebotenen Aufmerksamkeit studiert. Steht dort nicht geschrieben: Schicke deine Armee in tödliche Gefahr und sie wird überleben; schicke sie in eine verzweifelte Situation und sie wird sie überwinden? Wäre ich wie üblich vorgegangen, so wäre ich nie fähig gewesen, meine Feinde herauszulocken. Wenn ich meine Truppen nicht in eine Position gebracht hätte, in der die Männer um ihr Leben kämpfen mußten, sondern wenn jeder nach Gutdünken gekämpft hätte, dann hätte es eine allgemeine Meuterei gegeben, und es wäre unmöglich gewesen, mit den Männern etwas anzufangen.«
    Die Offiziere erkannten die Kraft seiner Argumente und sagten: »Zu dieser hohen Taktik wären wir nicht fähig gewesen.«
    Denn genau in dem Augenblick, da
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