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Die Kunst des Krieges

Die Kunst des Krieges

Titel: Die Kunst des Krieges
Autoren: Sun Tsu
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zusammen und sagte: »Der Feind ist jetzt in der Überzahl, und wir können nicht offen gegen ihn ziehen. Deshalb ist es der beste Plan, wenn wir uns teilen und verstreuen, jeder in eine andere Richtung. Der König von Khotan wird nach Osten davonmarschieren, und ich will nach Westen zurückkehren. Laßt uns warten, bis die Abendtrommel schlägt und dann beginnen.« Ban Chao gab darauf heimlich die Kriegsgefangenen frei, und so wurde der König von Kutscha über seine Pläne informiert. Höchst erfreut über die Neuigkeit machte er sich an der Spitze von zehntausend Berittenen auf, um Ban Chao den Rückzug in den Westen abzuschneiden, während der König von Wensu mit neuntausend Berittenen nach Osten zog, um den König von Khotan aufzuhalten. Als Ban Chao wußte, daß die beiden Anführer fort waren, rief er seine Divisionen zusammen, übernahm den Oberbefehl und warf seine Armee im Morgengrauen gegen das Heer von Yarkand, das gelagert hatte. Die entsetzten Barbaren flohen verwirrt und wurden von Ban Chao verfolgt. Mehr als fünftausend Köpfe wurden als Trophäen zurückgebracht, und dazu ungeheure Beute in Form von Pferden und Vieh und allen denkbaren Wertgegenständen.
    Darauf kapitulierte Yarkand, und Kutscha und die anderen Königreiche zogen ihre Streitkräfte zurück. Von dieser Zeit an waren die Länder im Westen von Ban Chaos Ansehen tief beeindruckt.
    Indem er seine Vorkehrungen ändert und seine Pläne anpaßt, hält der kluge General den Feind unwissend. Indem er sein Lager verlegt und Umwege nimmt, verhindert er, daß der Feind seine Absicht erkennt. Im kritischen Augenblick handelt der Anführer einer Armee wie ein Mann, der hochgestiegen ist und dann die Leiter unter sich wegstößt. Er führt seine Männer tief ins Feindesland, bevor er seine Absicht zeigt. Er verbrennt seine Boote und zerbricht sein Kochgeschirr; wie ein Schäfer, der seine Schafherde treibt, treibt er seine Männer hierhin und dahin, und niemand weiß, wohin es geht. Sein Heer zu versammeln und es in Gefahr zu bringen - dies kann man die Angelegenheit des Generals nennen. Die verschiedenen Maßnahmen, die den neun Geländearten entsprechen; die Anwendung aggressiver oder defensiver Taktiken; und die grundlegenden Gesetze der menschlichen Natur: Dies sind die Dinge, die gewissenhaft studiert werden müssen. Beim Eindringen in Feindesland ist das allgemeine Prinzip, daß tiefes Eindringen Zusammenhalt erzeugt; nur ein kurzes Stück einzudringen bringt Auflösung. Wenn du dein Heimatland verläßt und deine Armee durchs Nachbargebiet führst, befindest du dich auf kritischem Gelände. Wenn es Verbindungswege in alle vier Richtungen gibt, bist du in einem Gelände mit kreuzenden Straßen. Wenn du tief in ein Land eindringst, ist es gefährliches Gelände. Wenn du nur ein kurzes Stück eindringst, ist es leichtes Gelände. Wenn du die Befestigungen des Feindes im Rücken hast und schmale Pässe vor dir, ist es eingeengtes Gelände. Wenn es keinen Fluchtweg mehr gibt, ist es hoffnungsloses Gelände. Inspiriere deine Männer in auseinandersprengendem Gelände mit dem Gedanken der Einheit. In leichtem Gelände achte darauf, daß alle Teile der Armee untereinander in Verbindung stehen. Ziehe in umstrittenem Gelände deine Nachhut nahe heran. Achte in offenem Gelände wachsam auf deine Verteidigung, denn du mußt mit einem Überraschungsangriff rechnen. In Gelände mit kreuzenden Straßen versichere dich der Treue deiner Verbündeten. In gefährlichem Gelände sorge dafür, daß der Strom des Nachschubs nicht abreißt. Bewege dich in schwierigem Gelände ständig weiter. Blockiere in eingeengtem Gelände jede Rückzugsmöglichkeit, um den Anschein zu erwecken, daß du deine Position verteidigen willst, während es deine wirkliche Absicht ist, plötzlich durch die feindlichen Reihen zu brechen.
    Im Jahre 532 n. Chr. wurde Gao Huan, der später als Kaiser Shenwu bekannt wurde, von einer großen Armee unter der Führung von Erzhu Zhao und anderen umzingelt. Seine eigene Streitmacht war vergleichsweise klein, sie bestand nur aus zweitausend Berittenen und weniger als dreißigtausend Infanteristen. Die Belagerungsreihen waren nicht sehr eng gezogen, an gewissen Punkten waren Lücken offen geblieben. Doch statt die Flucht zu versuchen, eilte Gao Huan sich, alle verbleibenden Fluchtwege selbst zu verschließen, indem er eine Anzahl zusammengebundener Ochsen und Esel hineintrieb. Sobald seine Offiziere und Männer sahen, daß ihnen nichts übrig
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