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Die Kunst des Krieges

Die Kunst des Krieges

Titel: Die Kunst des Krieges
Autoren: Sun Tsu
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lossagte, steht bereits eine Armee vor den Stadttoren. Welch rätselhafte Geschwindigkeit ist dies!« Vierzehn Tage später war Xincheng gefallen, und Meng Da hatte seinen Kopf verloren.
    Im Jahre 621 n. Chr. wurde Li Jing von Kuizhou in Sichuan ausgeschickt, um den siegreichen Rebellen Xiao Xian niederzuwerfen, der sich in Hubei in Jingzhou-fu zum Kaiser erklärt hatte. Es war Herbst, und da der Yangtse Hochwasser führte, glaubte Xiao Xian nicht im Traum daran, daß sein Gegner es wagen würde, durch die Schluchten herunterzukommen, und bereitete sich also auch nicht darauf vor. Doch Li Jing schiffte seine Armee ohne Zeitverlust ein und wollte gerade ablegen, als die anderen Generäle ihn drängten, die Abfahrt zu verschieben, bis der Fluß es wieder erlaubte, sicher auf ihm zu fahren. Li Jing erwiderte: »Für den Soldaten ist überwältigende Geschwindigkeit von größter Bedeutung, und er darf nie eine Gelegenheit verstreichen lassen. Jetzt ist der Augenblick zuzuschlagen, bevor Xiao Xian überhaupt weiß, daß wir eine Armee ausgehoben haben. Wenn wir diese Gelegenheit ergreifen, solange der Fluß noch Hochwasser führt, werden wir mit verblüffender Schnelligkeit vor seiner Hauptstadt auftauchen - wie der Donner, der zu hören ist, bevor du Zeit hast, dir die Ohren zuzuhalten. Dies ist das große Prinzip des Krieges. Selbst wenn er von unserer Annäherung erfährt, muß er seine Soldaten so hastig ausheben, daß sie nicht fähig sein werden, sich uns entgegenzustellen. So werden alle Früchte des Sieges die unseren sein.« Alles kam, wie er es vorausgesagt hatte, und Xiao Xian mußte aufgeben, wobei er aber die edle Bedingung stellte, sein Volk zu verschonen und ihn allein mit dem Tode zu bestrafen.
    Nun folgen die Prinzipien, die von einer eindringenden Armee beachtet werden müssen. Je weiter du in ein Land vorstößt, desto größer ist die Solidarität deiner Truppen, und deshalb werden die Verteidiger dich nicht bezwingen können. Plündere fruchtbares Land, um deine Armee mit Nahrung zu versorgen.  Achte sorgfältig auf das Wohlbefinden deiner Männer und überschätze sie nicht. Konzentriere deine Energie und gehe sparsam mit deinen Kräften um. Halte deine Armee immer in Bewegung und entwerfe undurchschaubare Pläne.
    Chen erinnert an die Verhaltensweise des berühmten Generals Wang Jian im Jahre 224 v. Chr. Das militärische Genie dieses Generals trug viel zum Erfolg des ersten Chen-Kaisers bei. Er war in den Staat Chu eingedrungen, wo es eine allgemeine Aushebung gab, um ihm Widerstand zu leisten. Doch da er über die Stimmung seiner Truppen im ungewissen war, lehnte er alle Aufforderungen zum Kampf ab und blieb rein defensiv. Der Chu-General versuchte vergeblich, ihn zum Kampf zu zwingen; Tag um Tag hielt Wang Jian sich hinter seinen Wällen und wollte nicht herauskommen. Er verwendete seine ganze Zeit und Energie darauf, die Zuneigung und das Vertrauen seiner Männer zu gewinnen. Er achtete darauf, daß sie gut genährt wurden, speiste mit ihnen, sorgte für Möglichkeiten zum Baden und wendete mit kluger Umsicht jede nur denkbare Methode an, um sie zu einer treuen, homogenen Einheit zusammenzuschweißen.  Nachdem einige Zeit vergangen war, trug er gewissen Personen auf, herauszufinden, wie sich die Männer amüsierten. Die Antwort war, daß sie mit Zielschießen und Weitsprung gegeneinander kämpften. Als Wang Jian hörte, daß sie mit diesen athletischen Übungen beschäftigt waren, wußte er, daß ihre Geister die gewünschte Schärfe hatten und daß sie für den Kampf bereit waren. Die Chu-Armee war, nachdem sie immer wieder ihre Herausforderung vorgetragen hatte, inzwischen empört nach Osten abmarschiert. Wang Jian brach sofort das Lager ab und verfolgte sie, und in der darauffolgenden Schlacht wurde sie vernichtend geschlagen.  Kurz darauf hatte Wang Jian ganz Chu erobert.
    Bringe deine Soldaten in Positionen, aus denen es keinen Fluchtweg gibt, und sie werden den Tod der Flucht vorziehen. Wenn sie den Tod vor sich sehen, gibt es nichts, was sie nicht erreichen können. Offiziere und Männer werden gleichermaßen ihre äußerste Kraft aufwenden. Soldaten in verzweifelter Lage verlieren jedes Gefühl von Furcht. Wenn es keinen Fluchtweg gibt, bleiben sie standhaft. Wenn sie im Herzen eines feindlichen Landes sind, bilden sie eine unwiderstehliche Front. Wenn sie keine Hilfe erwarten, werden sie hart kämpfen. So bleiben die Soldaten, ohne Befehle zu erwarten, ständig wachsam, und sie tun,
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