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Die Kunst des Krieges

Die Kunst des Krieges

Titel: Die Kunst des Krieges
Autoren: Sun Tsu
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blieb, als zu siegen oder zu sterben, wurden sie von höchster Erregung erfaßt und griffen mit so verzweifelter Wildheit an, daß die gegnerischen Reihen unter ihrem Ansturm brachen und sich auflösten.
    In hoffnungslosem Gelände erkläre deinen Soldaten, daß sie keine Aussicht haben, ihr Leben zu retten. Die einzige Chance zu leben liegt darin, die Hoffnung auf das Leben aufzugeben. Denn es ist die Art des Soldaten, störrisch Widerstand zu leisten, wenn er umzingelt wird, hart zu kämpfen, wenn er sich nicht zu helfen weiß, und prompt zu gehorchen, wenn er in Gefahr geraten ist.
    Im Jahre 73 n. Chr., als Ban Chao in Shanshan eintraf, empfing Guang, der König des Landes, ihn zunächst mit großer Höflichkeit und Achtung. Doch kurz darauf machte sein Verhalten eine plötzliche Veränderung durch, und er wurde abweisend und unhöflich. Ban Chao sprach in seinen Gemächern mit seinen Offizieren darüber: »Habt ihr nicht bemerkt«, sagte er, »daß Guangs höfliche Absichten im Schwinden sind? Dies muß bedeuten, daß von den nördlichen Barbaren Gesandte gekommen sind, und daß er deshalb unentschlossen ist und nicht weiß, auf welche Seite er sich stellen soll. Dies ist gewiß der Grund. Wir wissen, daß der wirklich weise Mann Dinge wahrnehmen kann, bevor sie geschehen; wieviel deutlicher dann jene, die bereits geschehen sind!« Darauf rief er einen der Eingeborenen, die in seinen Diensten standen, zu sich und stellte ihm eine Falle, indem er sagte: »Wo sind die Gesandten von den Xiongnu, die vor einigen Tagen eingetroffen sind?« Der Mann war so zwischen Überraschung und Furcht zerrissen, daß er sogleich die ganze Wahrheit berichtete. Ban Chao setzte seinen Informanten hinter Schloß und Riegel und berief eine allgemeine Versammlung seiner Offiziere, sechsunddreißig an der Zahl, ein, und begann mit ihnen zu trinken. Als ihnen der Wein ein wenig zu Kopfe gestiegen war, versuchte er, ihren Kampfesmut noch weiter zu heben, indem er sich mit diesen Worten an sie wandte: »Meine Herren, hier sind wir im Herzen eines entlegenen Gebietes und brennen darauf, durch einen großen Feldzug Reichtümer und Ehre zu erwerben. Nun kam aber erst vor wenigen Tagen ein Botschafter von den Xiongnu in dieses Königreich, und das Ergebnis ist, daß die respektvolle Höflichkeit, die unser königlicher Gastgeber uns zunächst entgegenbrachte, verschwunden ist. Sollte ihn dieser Gesandte bewegen können, uns zu ergreifen und den Xiongnu zu übergeben, so werden unsere Knochen den Wölfen der Wüste als Nahrung dienen. Was sollen wir tun?« Wie aus einem Munde erwiderten die Offiziere: »Da wir nun in der Gefahr sind, unser Leben zu verlieren, werden wir unserem Kommandanten durch Leben und Tod folgen.«
    Wir können mit benachbarten Fürsten kein Bündnis eingehen, wenn wir nicht ihre Absichten kennen. Wir sind nicht fähig, eine Armee auf den Marsch zu führen, solange wir nicht mit der Gestalt des Landes vertraut sind - mit seinen Bergen und Wäldern, seinen Senken und Steilklippen, seinen Marschen und Sümpfen. Wir sind unfähig, natürliche Vorteile für uns zu nutzen, solange wir keine eingeborenen Führer einsetzen.
    Für einen kriegerischen Fürsten geziemt es sich nicht, eins der folgenden vier oder fünf Prinzipien zu mißachten. Wenn ein kriegerischer Fürst einen mächtigen Staat angreift, dann zeigt sich seine Erfahrung darin, daß er die Konzentration der feindlichen Streitkräfte verhindert. Er versetzt seine Gegner in Angst und Schrecken, und ihre Verbündeten werden daran gehindert, sich mit ihnen zusammenzuschließen. Wenn du einen mächtigen Staat angreifst, wirst du an Kräften überlegen sein, wenn du seine Streitkräfte aufteilen kannst; wenn du an Kräften überlegen bist, wirst du den Feind in Angst versetzen; wenn du den Feind in Angst versetzt, werden die Nachbarstaaten dich fürchten; wenn die Nachbarstaaten dich fürchten, werden die Verbündeten des Feindes gehindert, sich mit ihm zusammenzuschließen.
    Also versucht der weise Anführer nicht, sich mit allem und jedem zu verbünden, und er fordert nicht offen die Macht anderer Staaten heraus. Er führt seine eigenen geheimen Pläne aus und achtet darauf, daß seine Gegner ihn fürchten. So ist er fähig, die feindlichen Städte einzunehmen und die feindlichen Königreiche zu unterwerfen. Verteile Belohnungen, ohne Regeln zu befolgen, gebe Befehle, ohne vorherige Planungen zu berücksichtigen, und du wirst fähig sein, eine ganze Armee zu handhaben,
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