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Die Kunst des Krieges

Die Kunst des Krieges

Titel: Die Kunst des Krieges
Autoren: Sun Tsu
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ist Vorherwissen. Doch dieses Vorherwissen kann nicht Geistern entlockt werden; es kann nicht aus der Erfahrung und auch durch keine Schlußfolgerung gewonnen werden. Das Wissen um die Pläne des Feindes kannst du nur von anderen Männern erhalten. Die Kenntnis der Geisterwelt wird durch das Orakel erlangt; Informationen in Naturwissenschaften können durch Erfahrungswerte gewonnen werden; die Gesetze des Universums können durch mathematische Schlüsse bewiesen werden. Doch die Pläne des Feindes sind durch Spione und nur durch sie zu ermitteln. Deshalb der Einsatz von Spionen, von denen es fünf Klassen gibt: eingeborene Spione; innere Spione; übergelaufene Spione; todgeweihte Spione; überlebende Spione. Wenn alle diese fünf Arten im Einsatz sind, kann keiner das geheime Netz entdecken. Dies nennt man »göttliche Handhabung der Fäden«. Es ist die wertvollste Fähigkeit des Herrschers. Eingeborene Spione zu haben bedeutet, sich der Dienste der Einwohner eines Gebietes zu versichern. Im Land des Feindes mußt du Leute durch freundliche Behandlung für dich gewinnen und als Spione benutzen. Innere Spione zu haben bedeutet, die Beamten des Feindes zu benutzen. Wertvolle Männer, die degradiert wurden; Kriminelle, die eine Bestrafung hinter sich haben; auch Lieblingskonkubinen, die gierig auf Gold sind; Männer, die verbittert sind, weil sie in untergeordneten Positionen sind oder bei der Verteilung von Posten übergangen wurden; andere, die wollen, daß ihre Seite geschlagen wird, damit sie eine Chance haben, ihre Fähigkeiten und Talente zu zeigen; Fähnlein im Winde, die in beiden Türen einen Fuß haben wollen. Beamte dieser Art sollten heimlich aufgesucht und mit reichen Geschenken auf die eigene Seite gebracht werden. Auf diese Weise wirst du fähig sein, die Verfassung des feindlichen Landes zu erkennen und die Pläne zu erfahren, die gegen dich geschmiedet werden; und außerdem kannst du die Harmonie stören und einen Keil zwischen den Herrscher und seine Minister treiben. Doch es ist äußerste Vorsicht geboten, wenn man sich mit inneren Spionen einläßt.
    Luo Shang, der Gouverneur von Yizhou, schickte seinen General Wei Bo aus, um den Rebellen Li Xiong von Shu in seiner Festung in Pi zu bekämpfen. Nachdem jede Seite eine Anzahl von Siegen und Niederlagen erlebt hatte, bediente sich der Rebellenführer Li Xiong der Dienste eines gewissen Bodai, eines Eingeborenen von Sudu. Er begann, indem er ihn auspeitschen ließ, bis das Blut kam, und dann schickte er ihn aus zu seinem Feind Luo Shang, den er irreführen sollte, indem er ihm die Zusammenarbeit mit Menschen aus der Stadt anbot. Der Spion sollte ein Feuersignal geben, wenn der richtige Augenblick für einen Großangriff gekommen war. Luo Shang, der den Versprechungen dieses inneren Spions glaubte, ließ seine besten Truppen aufmarschieren, setzte General Wei und andere an ihre Spitze und gab den Befehl, auf Bodais Aufforderung hin sofort anzugreifen. Inzwischen hatte Li Xiong einen Hinterhalt vorbereitet, und Bodai, der lange Enterleitern gegen die Stadtmauern gestellt hatte, entzündete das Signalfeuer. Weis Männer, die nicht wußten, daß sie hintergangen wurden, stürmten los, als das Signal kam, und begannen so schnell wie möglich die Leitern hinaufzuklettern, während andere an Seilen, die von oben herabgesenkt wurden, hinaufgezogen wurden. Mehr als hundert Soldaten drangen auf diese Weise in die Stadt ein, und alle wurden unverzüglich enthauptet. Der Rebellenführer Li Xiong griff dann mit allen seinen Kräften sowohl von innen als auch von außerhalb der Stadt an und vernichtete den Feind völlig.
    Übergelaufene Spione zu haben bedeutet, die Spione des Feindes zu fassen und sie für eigene Zwecke einzusetzen: Mit großen Bestechungsgeldern und großzügigen Versprechungen müssen sie aus dem Dienst des Feindes gelöst und veranlaßt werden, falsche Informationen zurückzubringen und gleichzeitig gegen ihre Landsleute zu spionieren. Todgeweihte Spione zu haben bedeutet, gewisse Dinge öffentlich zum Zwecke der Täuschung zu tun und zuzulassen, daß unsere eigenen Spione von ihnen erfahren und sie, da sie hintergangen wurden, dem Feind berichten. Diese Dinge sind auf die Täuschung unserer eigenen Spione ausgerichtet und sollen sie glauben machen, daß sie unabsichtlich bloßgestellt wurden. Wenn diese Spione dann hinter den Linien des Feindes gefangen werden, geben sie einen völlig falschen Bericht ab, und der Feind wird sich entsprechend
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