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Die Kunst des Krieges

Die Kunst des Krieges

Titel: Die Kunst des Krieges
Autoren: Sun Tsu
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Blößen zu geben, damit du seine verwundbaren Stellen findest. Vergleiche die gegnerische Armee sorgfältig mit deiner eigenen, damit du erkennst, wo ein Übermaß an Kräften herrscht und wo sie fehlen. Das höchste Ziel bei allen taktischen Entscheidungen muß sein, sie geheimzuhalten; halte deine Entscheidungen geheim, und du bist sicher vor den Augen der geschicktesten Spione und vor den Ränken der klügsten Köpfe. Was viele nicht verstehen, ist, wie der Sieg mit Hilfe der Taktik des Feindes selbst errungen werden kann. Alle Menschen können die einzelnen Taktiken sehen, die eine Eroberung möglich machen, doch fast niemand kann die Strategie sehen, aus welcher der Gesamtsieg erwächst. Militärische Taktik ist dem Wasser ähnlich; denn das Wasser strömt in seinem natürlichen Lauf von hohen Orten herunter und eilt bergab. So muß im Krieg gemieden werden, was stark ist, und geschlagen werden, was schwach ist. Wasser bahnt sich seinen Weg entsprechend der Natur des Bodens, auf dem es fließt; der Soldat erkämpft sich seinen Weg entsprechend der Natur des Feindes, dem er gegenübersteht. Und wie Wasser keine unveränderliche Form kennt, gibt es im Krieg keine unveränderlichen Bedingungen. Die fünf Elemente - Wasser, Feuer, Holz, Metall und Erde - sind nicht immer im gleichen Verhältnis vorhanden; die vier Jahreszeiten wechseln einander ab. Es gibt kurze und lange Tage; der Mond hat zunehmende und abnehmende Perioden. Wer seine Taktik auf seinen Feind abstimmt und deshalb den Sieg erringt, kann ein vom Himmel geleiteter Anführer genannt werden.
     

VII. Manöver
 
    0hne Harmonie im Staate kann kein militärischer Feldzug unternommen werden; ohne Harmonie in der Armee kann kein Kampfverband gebildet werden. Im Krieg bekommt der General seine Befehle vom Herrscher. Nachdem er eine Armee aufgestellt und die Streitkräfte um sich versammelt hat, muß er deren verschiedene Elemente vereinen und in Harmonie bringen, bevor er sein Lager aufschlägt. Danach kommen die taktischen Manöver, und es gibt nichts Schwierigeres. Die Schwierigkeit besteht darin, das Ungezielte ins Gezielte zu verwandeln, das Unglück in den Sieg. So zeigt sich die Kunst der Ablenkung darin, einen langen, gewundenen Weg zu nehmen, nachdem man den Feind fortgelockt hat, und das Ziel vor ihm zu erreichen, obwohl man nach ihm aufgebrochen ist.
    Du Mu erwähnt den berühmten Marsch von Zhao She im Jahre 270 v. Chr., der dem Zweck diente, die Stadt Eyu zu entsetzen, die von einer Qin-Armee eng umzingelt war. Der König von Zhao fragte zunächst Bian Po, ob es ratsam sei, einen Entlastungsangriff zu versuchen, doch dieser hielt die Entfernung für zu groß und das dazwischenliegende Gelände für zu zerklüftet und schwierig. Darauf wandte sich Seine Majestät an Zhao She, der zwar einräumte, daß der Marsch sehr schwierig sei, doch schließlich erklärte: »Wir werden sein wie zwei Ratten, die in einem Loch kämpfen - und die beherztere wird gewinnen!« So verließ er die Hauptstadt mit seiner Armee, doch schon nach dreißig li hielt er an und begann, Gräben auszuheben. Achtundzwanzig Tage lang verstärkte er seine Befestigungen und achtete darauf, daß der Feind davon erfuhr. Der Qin General war höchst erfreut und schrieb das Zögern seines Gegners der Tatsache zu, daß die belagerte Stadt im Staate Han lag und nicht zum Gebiet von Zhao gehörte. Doch kaum hatten sich die Spione entfernt, da begann Zhao She einen Gewaltmarsch, der zwei Tage und eine Nacht dauerte, und traf so überraschend schnell vor der Stadt ein, daß er eine versteckte und äußerst günstige Stellung einnehmen konnte, ehe der Feind noch von seinen Truppenbewegungen erfuhr. Die Qin-Truppen wurden vernichtend geschlagen und mußten in aller Eile die Belagerung von Eyu aufgeben und sich über die Grenze zurückziehen.
    Es ist vorteilhaft, die Armee zu bewegen; mit einem undisziplinierten Haufen jedoch ist es höchst gefährlich. Wenn du eine voll ausgerüstete Armee in Marsch setzt, um einen Vorteil zu erringen, besteht die Möglichkeit, daß du zu spät kommst. Wenn du andererseits eine leicht ausgerüstete Abteilung vorausschickst, bedeutet dies, daß deren Gepäck und Vorräte geopfert werden. Wenn du also deinen Männern befiehlst, die Ärmel ihrer Büffellederjacken hochzukrempeln und ohne Halt Tag und Nacht über hundert li , das Doppelte der gewöhnlichen Strecke, zu marschieren, um einen Vorteil zu erringen, dann werden die Anführer deiner drei Divisionen dem
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