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Die Kunst des Krieges

Die Kunst des Krieges

Titel: Die Kunst des Krieges
Autoren: Sun Tsu
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anzugreifen. Nur Lou Jing widersprach ihnen und sagte: » Wenn zwei Länder in den Krieg ziehen, stellen sie für gewöhnlich ihre Stärke betont zur Schau. Doch Eure Spione sahen nichts außer Alter und Krankheit. Dies ist gewiß eine List des Feindes, und es wäre unklug anzugreifen.« Doch der Kaiser verwarf seinen Rat, ging in die Falle und wurde bei Bodeng umzingelt.
    Wer also das Geschick besitzt, den Feind in Atem zu halten, baut Täuschungen auf, die den Feind zum Handeln veranlassen. Er opfert etwas, damit der Feind danach greift. Indem er Köder auslegt, hält er ihn in Bewegung; und mit einer Truppe Schwerbewaffneter lauert er ihm auf.
    Im Jahre 341 v. Chr. schickte der Staat Qi, der mit Wei im Kriege lag, Tian Qi und Sun Bin gegen General Pang Zhuan, einen persönlichen Todfeind von Sun Bin, ins Feld. Sun Bin sagte: »Der Staat Qi ist für seine Feigheit traurig berühmt, und deshalb verachtet uns unser Gegner. Laßt uns diesen Umstand zu unserem Vorteil nutzen.« So gab er, als die Armee die Grenze von Wei überschritten hatte, den Befehl, am ersten Abend hunderttausend Feuer zu entzünden, am zweiten fünfzigtausend und am folgenden Abend nur noch zwanzigtausend. Pang Zhuan, der ihnen erbittert nachsetzte, sagte sich: » Ich wußte, daß diese Männer von Qi Feiglinge sind; ihre Zahl ist bereits um mehr als die Hälfte geschrumpft.« Auf seinem Rückzug erreichte Sun Bin einen Engpaß, den die Verfolger seiner Schätzung nach spät am Abend erreichen würden. Er ließ einen Baum abschälen und ritzte folgende Worte ins Holz: »Unter diesem Baum wird Pang Zhuan sterben.« Dann, als die Nacht sich senkte, stellte er in einem nahegelegenen Hinterhalt eine starke Abteilung Bogenschützen auf und gab Befehl, sofort zu schießen, wenn sie ein Licht sahen. Als Pang Zhuan später zu diesem Ort kam, sah er den Baum und entfachte ein Licht, um zu lesen, was auf dem Baum geschrieben stand. Sein Körper wurde sofort von zahllosen Pfeilen durchbohrt und seine ganze Armee in Verwirrung versetzt.
    Der kluge Kämpfer achtet auf die Wirkung der kombinierten Energie und verlangt nicht zuviel vom einzelnen. Er zieht individuelle Talente in Rechnung und benutzt jeden Mann, seinen Fähigkeiten entsprechend. Er verlangt von Unfähigen keine Perfektion. Wenn er die kombinierte Energie benutzt, wirken seine kämpfenden Männer wie rollende Baumstämme oder Felsen. Denn es ist die Natur eines Baumstammes oder Steins, reglos auf ebenem Grund zu liegen und zu rollen, wenn er auf einen Abhang gerät; wenn er viereckig ist, bleibt er wieder liegen, doch wenn er rund ist, rollt er hinab. So ist die von guten Kämpfern entwickelte Energie wie der Schwung eines runden Steins, der einen tausend Fuß hohen Berg hinunterrollt. Soviel zum Thema Energie.
     

VI. Schwache und starke Punkte
 
    Benutze die Wissenschaft der schwachen und starken Punkte, damit der Vorsturm deiner Armee den Feind trifft, als würde ein Mahlstein auf ein Ei treffen. Wer als erster auf dem Felde ist und das Kommen des Feindes erwartet, der ist für den Kampf ausgeruht; wer als zweiter aufs Feld kommt und zur Schlacht eilt, der trifft erschöpft ein. Deshalb zwingt der kluge Kämpfer seinem Gegner seinen Willen auf, doch er läßt nicht zu, daß der Gegner ihm den seinen aufzwingt. Indem er ihm einen Vorteil anbietet, kann er den Zeitpunkt bestimmen, zu dem der Feind sich nähert; oder er kann es dem Feind, indem er ihm Schaden zufügt, unmöglich machen näherzurücken. Im ersten Fall wird er ihn mit einem Köder locken; im zweiten wird er an einem wichtigen Punkt zuschlagen, den der Feind schützen muß. Belästige den Feind, wenn er sich Ruhe gönnen will. Zwinge ihn zum Aufbruch, wenn er ruhig lagert Hungere ihn aus, wenn er gut mit Nahrungsmitteln versorgt ist. Tauche an Punkten auf, die der Feind hastig verteidigen muß. Marschiere rasch zu Orten, an denen du nicht erwartet wirst. Eine Armee kann ohne Mühe große Entfernungen überwinden, wenn sie durch Gebiete marschiert, in denen der Feind nicht ist. Du kannst sicher sein, mit deinem Angriff Erfolg zu haben, wenn du nur Orte angreifst, die unverteidigt sind. Du kannst die Sicherheit deiner Verteidigung erhöhen, wenn du nur Positionen hältst, die nicht angegriffen werden können. Der General, dessen Gegner nicht weiß, was er verteidigen soll, greift weise an; und er ist ein weiser Verteidiger, wenn sein Gegner nicht weiß, was er angreifen soll. Der geschickte Angreifer fährt aus den höchsten Höhen
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