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Die Kunst des klugen Handelns: 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen (German Edition)

Die Kunst des klugen Handelns: 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen (German Edition)

Titel: Die Kunst des klugen Handelns: 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen (German Edition)
Autoren: Rolf Dobelli
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Dies träfe auf 20 % der Schüler zu. In Wirklichkeit wurden diese 20 % rein zufällig ausgewählt. Nach einem Jahr beobachtete Rosenthal, dass die Kinder aus der Gruppe der »Aufblüher« ihren IQ viel stärker gesteigert hatten als Kinder aus der Kontrollgruppe. Diese Wirkung ging als Rosenthal-Effekt (oder Pygmalion-Effekt ) in die Geschichte ein.
    Im Gegensatz zu den CEOs und Finanzchefs, die ihr Verhalten bewusst den Erwartungen anpassten, war die Beeinflussung beim Rosenthal-Effekt unbewusst. Wahrscheinlich ließen die Lehrer den vermeintlichen »Aufblühern« automatisch mehr Aufmerksamkeit zukommen. Entsprechend größer war deren Lernerfolg. Wie stark sich die Lehrer von der Aussicht auf brillante Schüler blenden ließen, zeigt die Tatsache, dass sie diesen nicht nur bessere Schulleistungen zutrauten, sondern auch bessere Charaktereigenschaften zuschrieben.
    Wie reagieren wir auf unsere eigenen Erwartungen ? Damit sind wir beim Placeboeffekt – Pillen und Therapien, die chemisch gar keinen Heilungsprozess auslösen dürften, es aber doch tun. Der Placeboeffekt wirkt nachweislich bei einem Drittel aller Patienten. Wie er funktioniert, ist allerdings kaum erforscht. Fakt ist: Erwartungen verändern die Biochemie des Gehirns und damit des ganzen Körpers. Darum kommen Alzheimer-Patienten nicht in den Genuss des Placeboeffekts, da die Hirnregion, wo sich Erwartungen bilden, nicht mehr funktioniert.
    Fazit: Erwartungen mögen aus der Luft gegriffen sein – ihre Wirkung ist aber sehr real. Sie haben die Kraft, die Realität zu verändern. Kann man sich dem entziehen? Kann man ein erwartungsloses Leben führen? Nein. Aber man kann vorsichtiger damit umgehen. Steigern Sie die Erwartungen an sich selbst und an die Menschen, die Ihnen lieb sind. Damit erhöhen Sie ihre Motivation. Gleichzeitig senken Sie die Erwartungen an alles, was Sie nicht kontrollieren können – zum Beispiel an den Aktienmarkt. So paradox es klingt: Die beste Art, sich gegen böse Überraschungen zu schützen, ist es, Überraschungen zu erwarten .



GLAUBEN SIE NICHT JEDEN MIST, DER IHNEN SPONTAN EINFÄLLT
    Einfache Logik
    Drei einfache Fragen. Schreiben Sie die Antworten an den Rand des Buches. 1) In einem Kaufhaus kosten ein Tischtennisschläger und ein Tischtennisball zusammen 1,10 Euro. Der Tischtennisschläger ist um einen Euro teurer als der Tischtennisball. Wie viel Cent kostet der Tischtennisball? 2) In einer Textilfabrik benötigen fünf Maschinen genau fünf Minuten, um fünf Hemden herzustellen. Wie viele Minuten brauchen 100 Maschinen, um 100 Hemden zu produzieren? 3) Auf einem Weiher wachsen Seerosen. Sie vermehren sich ziemlich schnell, jeden Tag verdoppelt sich die Fläche. Es braucht 48 Tage, bis der Weiher vollständig mit Seerosen bedeckt ist. Wie viele Tage würde es dauern, bis die Hälfte des Weihers bedeckt ist? Lesen Sie nicht weiter, bis Sie sich die Antworten notiert haben.
    Auf jede dieser drei Fragen gibt es eine intuitive Antwort – und eine richtige. Die intuitiven Antworten kommen uns zuerst in den Sinn: zehn Cent, 100 Minuten und 24 Tage. Doch die intuitiven Antworten sind falsch. Die richtigen Antworten lauten: fünf Cent, fünf Minuten und 47 Tage. Wie viele der drei Fragen haben Sie richtig beantwortet?
    Shane Frederick hat diesen sogenannten »Cognitive Reflection Test« (CRT) entwickelt und damit Tausende von Menschen getestet. Am besten schnitten die Studenten des Massachusetts Institute of Technology (MIT) bei Boston ab. Ihr CRT-Durchschnitt lag bei 2,18 richtigen Antworten. Die Studenten der Princeton University waren die zweitbesten, mit einem Durchschnitt von 1,63. Die Studenten der University of Michigan lagen mit 0,83 weitab. Aber Durchschnitte sind in diesem Fall nicht interessant. Interessanter ist die Frage, wie sich Menschen, die gut abschneiden, von den anderen unterscheiden.
    Einen Hinweis gibt zum Beispiel die Frage, ob Sie lieber den Spatz in der Hand oder den Vogel auf dem Dach haben? Frederick hat herausgefunden, dass Menschen mit einem niedrigen CRT-Resultat tendenziell den Spatz in der Hand bevorzugen. Sie gehen auf Nummer sicher: »Was man hat, das hat man.« Menschen hingegen, die zwei oder alle drei Fragen richtig beantwortet haben, bevorzugen tendenziell den Vogel auf dem Dach, also die risikoreichere Variante. Dies gilt vor allem für Männer.
    Ein Kriterium, in dem sich die beiden Gruppen unterscheiden, ist die Fähigkeit zum Verzicht. Wir haben in Die Kunst des klaren Denkens
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