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Die Kundschafter

Die Kundschafter

Titel: Die Kundschafter
Autoren: Hans Kneifel
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»Ich komme mit dir!«
    »Auch gut«, brummte der Graf. »Vier Augen sehen mehr als zwei.«
    Gapolo sagte leise zu Mythor: »Ich werde meine vier Begleiter dem Heer entgegenschicken. Sie können die Krieger in meinem Namen ins Kampfgebiet führen. Ich stoße dann zu ihnen, wenn wir unseren Auftrag erledigt haben.«
    Irgendwo außerhalb der feuchten, dunklen Mauern entstand Aufregung. Männer sprangen zur Seite, laute Stimmen ertönten. Dann schleppten zwei Krieger einen Mann heran und trugen ihn die letzten Schritte bis zu einem Sessel direkt vor Corians Tisch.
    Als die Umstehenden den Ankömmling genau sahen, erschraken sie. Er war von Helm bis zu den Stiefeln von dicken Schmutzspritzern bedeckt. Überall waren die Kleidungsstücke von geronnenem Blut getränkt. Blut sickerte auch unter den Platten der zerbeulten Rüstung hervor. Das Gesicht des Spähers, der röchelnd Luft holte und gierig den Wein aus einem Becher trank, war verfallen.
    Er stieß gurgelnd hervor: ». konnte mich durchschlagen. Es ist furchtbar, Graf Corian. hinter der Yarl-Linie. mehr Priester als Krieger.«
    Die Hälfte des tiefroten, dampfenden Weines lief über seinen Brustharnisch und auf die Knie, die vor Schwäche zitterten.
    »Woher kommst du?« fragte Corian den schwerverletzten Kurier.
    »Von Elvinon. sind mehr als fünftausend Widerstandskämpfer dort.«
    Der Späher schwieg und griff mit zitternden Fingern nach dem Becher, den man ihm hinhielt. Mythor erkannte, dass der Mann zu Tode verwundet war. Trotzdem sprach er, stockend und von tiefem Stöhnen unterbrochen, weiter.
    »Die Widerstandskämpfer. sie warten auf Herzog Krude. Er soll der Gefangenschaft der Caer entronnen sein, sagen sie. Sie warten, dass er sein Volk in den letzten Kampf führt. Es tut sich Unheimliches hinter der Yarl-Linie. viele Priester, wenige Krieger.«
    Er ließ den Becher fallen, griff mit beiden Händen an seinen Hals. Dann hustete er lange und qualvoll. Er stieß einen Schrei aus, versuchte sich an dem Tischbrett festzuhalten und zerrte, als er sterbend umfiel, die Karten von der Platte.
    Graf Corian sprang auf und versuchte den Kurier zu stützen. Es war zu spät. Ein letztes Zucken durchlief den verkrampften Körper.
    »Er ist tot«, sagte der Mann im rostigen Harnisch und richtete sich wieder auf.
    Corian starrte schweigend Mythor in die Augen. Dann wandte er sich ab und sagte mit hohler Stimme: »Tot. Wieder ein Späher, den sie umgebracht haben. Fünftausend Krieger bei Elvinon warten auf Krude. Mythor! Du musst auskundschaften, wie es in Wahrheit um das alles steht. Nur du kannst es schaffen!«
    Gapolo knurrte: »Ich sage meinen Freunden, was zu tun ist. Morgen bei Sonnenaufgang brechen wir alle auf, ja?«
    Er und Gapolo, Buruna und der krächzende Barde: die beste Gruppe von Spionen und Kundschaftern, sagte sich Mythor, die Graf Corian finden konnte. »Ja, morgen bei Sonnenaufgang!« stimmte er zu.
    Sie fanden in einem leeren Winkel der Eulenberg-Ruinen Platz für die Tiere und für sich. Mit Hilfe der Fackeln und eines Busches, den sie in Flammen setzten, vertrieben sie die Vrod-Krähen.
    Lamir klimperte leise auf seinem Instrument, während Gapolo seine vier Begleiter genau unterwies. Mythor und Buruna versuchten, mit Hilfe der Sättel, Decken und trockenem Laub einigermaßen bequeme Lagerstätten herzurichten. Raimor und Engor schleppten ein Becken voll glühender Holzkohle heran. Ständig kamen und gingen Melder und Kuriere. Unterhalb des Hügels wurde das Lärmen im Lager der vielen Krieger bis spät nach Mitternacht nicht leiser.
    Bevor sie einschliefen, verabschiedeten sich die vier salamitischen Krieger von Mythor. Sie drückten in leisen Worten die Hoffnung aus, dass sie zu den Siegern gehören und irgendwann nach der Schlacht wieder Mythor treffen würden.
    Als Mythor von Buruna geweckt wurde, waren die vier stolzen, kühnen Männer mit den scharfgeschnittenen Gesichtern bereits unterwegs zu ihren Stammesgenossen.
    Gapolo ze Chianez sagte: »Freund Mythor! Ich weiß, dass wir nur eine Handvoll Männer«, er lächelte Buruna entschuldigend an, »inmitten eines riesigen Heeres sind.
    Trotzdem sagt mir dieser Ort nicht zu. Verlassen wir ihn so schnell wie nur möglich.«
    Lamir fütterte die Pferde mit den letzten Resten von Heu und Hafer, die sie von Daren geschenkt bekommen hatten.
    »Ich fühle dasselbe wie du«, meinte Buruna. »Die Magier um Corian, die vielen polternden Männer in ihren Rüstungen. es ist, als seien sie alle krank, als
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