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Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe
Autoren: Claudia Kern
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Er nickte den Iolair zu. »... gerade noch geschafft.«
    »Ihr seid nicht vor dem Schattenlord geflohen, sondern nur vor euch selbst«, warf Sandra ein, aber niemand beachtete sie.
    »Simon und Cedric konnten sich den Angriffen des Schattenlords widersetzen«, fuhr Felix fort, »sind aber geblieben, um die anderen zu beschützen, wie auch immer das gehen soll. Sie haben sich jedenfalls ergeben, ebenso wie Bricius.«
    »Und die übrigen Anführer?«, fragte Laura.
    Felix hob die Schultern. »Josce ist auf ihrem Titanendactylen geflohen, keine Ahnung, wohin, und Deochar hat sich mit einigen Anhängern irgendwo im Vulkan verschanzt. Mehr weiß ich nicht.«
    »Aber was will er dort? Er muss doch ein Ziel mit diesem Angriff verfolgen.«
    »Er will das Gleiche wie wir«, sagte Veda, »nämlich Alberich vom Thron stoßen. Im Gegensatz zu uns will er sich aber selbst darauf setzen.«
    »Und was dann? Ohne Anne wird das Reich zerfallen, daran wird sein Sieg nichts ändern.«
    Sandra reckte erneut ihre gefesselten Hände nach oben. »Der Sieg des Schattenlords wird allumfassend sein. Seine Liebe wird diese Welt ebenso erblühen lassen wie die unsere. Und alle, die den wahren Weg gefunden haben, werden auf ewig an dieser Liebe teilhaben.«
    »Wie war das mit dem Knebeln?«, fragte Milt leise, bevor er abwechselnd die Menschen und die Iolair vor sich ansah. »Wie konnte das überhaupt passieren? Wir hatten doch darüber gesprochen, Vorsicht walten zu lassen ...«
    Veda unterbrach ihn mit einer Geste. »Das ist jetzt nicht so wichtig. Wir haben ein anderes Problem.«
    Finn hob die Augenbrauen. »Ein Problem, das dringender gelöst werden muss als das, vor dem unsere in Gefangenschaft geratenen Freunde im Krater stehen?«
    Die Amazone ging auf den Sarkasmus in seiner Stimme nicht ein.
    Laura dachte an das, was sie zuvor gesagt hatte. »Es geht um den Dolch, nicht wahr?«
    »Gewissermaßen.« Veda strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Ich habe ein Gerücht gehört. Es stammt aus einer sehr zuverlässigen Quelle, aber solange es nicht bestätigt ist, sollten wir es trotzdem wie ein Gerücht behandeln.«
    Laura wartete mit angehaltenem Atem.
    »Alberich hat den Palast Morgenröte verlassen«, sagte Veda ruhig. »Und er hat Angela mitgenommen.«
    »Nein!« Felix wäre zusammengesackt, wenn der Iolair mit der schwarzen Haut ihn nicht gestützt hätte.
    Lauras Mund wurde trocken. »Und jetzt?«, fragte sie. »Was machen wir jetzt?«
    Schweigen antwortete ihr.

1
    Wissen
    und Macht
     
    E inige Wochen zuvor
    Alberich strich sich eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht. »Wer bist du noch mal?«, fragte er.
    Der Mann, der auf dem Boden des Thronsaals kniete und respektvoll den Kopf gesenkt hielt, räusperte sich. »Ich bin ein Nichts, ein Niemand, unbedeutend wie ein Staubkorn. Eure Neugier ehrt Euch, mein Herr, aber sie ist unnötig.«
    Seine Stimme war hell und weich wie die eines Eunuchen. Das weit fallende gelbe Seidengewand, in das er sich hüllte, sollte wohl seine Fettleibigkeit verbergen, betonte in dieser knienden Position jedoch nur seinen gewaltigen Hintern. Der Mann war kahl. Sein Schädel glänzte, und Alberich roch das süßliche Öl, mit dem er ihn eingerieben hatte.
    Ein eitler Mann, dachte er. Kein Nichts, kein Niemand und schon gar kein Staubkorn.
    Sein Interesse erwachte. Alberich trommelte einen Moment lang mit den Fingerspitzen auf der Armlehne seines Throns, bevor er antwortete. »Dann willst du mir also deinen Namen nicht verraten?«
    »Nein, Herr, ganz und gar nicht.« Der Mann hob nun doch den Kopf. Alberich blickte in ein bartloses Gesicht und in dunkle, kleine Augen. »Es würde mich mit großem Stolz erfüllen, wenn Ihr, mein Herr, dem Namen Eures niedersten Dieners Beachtung schenktet, aber diese Last möchte ich Euch guten Gewissens erst aufbürden, wenn Ihr sicher sein könnt, dass es sich lohnen wird, sie zu tragen.«
    Der Drachenelf unterdrückte ein Lächeln. Mit einer Geste befahl er den beiden Echsenkriegern, die rechts und links des Mannes standen, ihm auf die Füße zu helfen. »Da du zu bescheiden bist, mir deinen Namen zu nennen, wie wäre es, wenn ich mir einen für dich ausdenken würde?«
    »Das könnte ich niemals anneh...«
    Alberich musste nur eine Augenbraue heben, um den Mann zum Schweigen zu bringen. »Einen Namen«, fuhr er dann fort, »den du bis ans Ende deiner Tage tragen dürftest, um nicht zu sagen, müsstest. Einen Namen, der zu dir passt.«
    Der Mann fuhr sich kurz mit der
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