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Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe
Autoren: Claudia Kern
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Augenbrauen zusammen. Eine Haarsträhne fiel ihm in die Stirn. Er bemerkte es kaum. »Wovon redest du da? Wenn es einen solchen Schlüssel gäbe, hätte ich längst davon erfahren.«
    »Vielleicht, mein Herr, aber bedenkt, dass diese Laura und ihre Begleiter große Gefahren und Mühen auf sich genommen haben, um den Dolch zu erlangen. Dass er existiert, steht außer Frage. Ob er kann, was man sagt, vermag ich nicht zu beurteilen.«
    Ein Dolch. Alberich konzentrierte sich auf den Gedanken, aber er war sich sicher, dass er noch nie davon gehört hatte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es ein solches Artefakt ausgerechnet in Innistìr gab. Wer sollte es erschaffen haben - und weshalb? Es war doch nie damit zu rechnen gewesen, dass die Tore des Reiches geschlossen würden. Vorhersagen waren den Elfen strengstens untersagt.
    »Das ergibt keinen Sinn«, sagte er.
    Saryf neigte den Kopf. »Ich gebe mein Wissen nur weiter, alles andere liegt an Euch. Wenn ich Euch nicht weiter zu Diensten sein kann ...« Er ließ den Satz unvollendet.
    Alberich riss sich mühsam von seinen Gedanken los und sah ihn an. »Wem wirst du noch davon erzählen?«
    »Niemandem, Herr. Ihr habt diese Informationen zu einem guten Preis erworben, damit sind sie vom Markt. Ein ehrlicher Händler verkauft das gleiche Pferd nicht zweimal.«
    »Aber ich weiß nicht, ob du ehrlich bist.« Alberich nickte den beiden Echsensoldaten kurz zu. Sie kannten ihn lange genug, um zu wissen, was die Geste bedeutete. Einer von ihnen griff nach seinem Schwert, der andere streckte die Arme nach Saryf aus. Mit einer Geschwindigkeit, die Alberich überraschte, wirbelte der Händler herum und stieß den Soldaten zur Seite. Dann schrie er ein einzelnes, unverständliches Wort - und verschwand.
    In der Sekunde, in der er sich auflöste, glaubte Alberich zu sehen, wie sich auch sein Körper veränderte, wie er schlanker wurde und größer. Eine Illusion?
    Dort, wo Saryf gestanden hatte, bedeckten weiße Kreidesymbole den Boden. Er musste sie gezeichnet haben, während er kniend auf seinen König wartete. Die Soldaten hatten das nicht einmal bemerkt.
    Deshalb das lange Seidengewand, dachte Alberich. Es hat den Zauber verborgen, den er zur Sicherheit vorbereitet hatte.
    Er lachte los. Ein einfacher Händler hatte ihn, den mächtigen Herrscher von Innistìr, mit ein paar Zaubern, die er wahrscheinlich auf der Straße gekauft hatte, überrumpelt. Das war eine Leistung, die Respekt verdiente.
    Die beiden Soldaten sahen sich ratlos an, dann begannen sie ebenfalls zu lachen. Es war Alberich klar, dass sie nur dem Beispiel ihres Herrn folgten und nicht verstanden, was sie gerade beobachtet hatten. Immer noch lachend, stand er auf und ging auf die beiden zu. Er tastete nach dem Kurzschwert, das von seinem Gürtel hing. Als er mit den Echsensoldaten auf einer Höhe war, zog er es und fuhr herum. Die Klinge schnitt dem Soldaten links von ihm die Kehle durch. Sein Lachen wurde zu einem nassen Krächzen, dann brach er zusammen.
    Der andere Soldat wich zurück. »Herr ...«, stieß er hervor, aber Alberich trat ihm bereits die Beine unter dem Körper weg und rammte das Schwert durch die Lederrüstung tief in seine Brust. Als die Augen der Echse stumpf wurden, wandte er sich ab. Er brauchte Leute, die denken konnten, keine tumben Waffenträger, die nur auf Befehl handelten und nicht einmal bemerkten, wenn unmittelbar vor ihnen gezaubert wurde.
    Vor allem jetzt brauche ich sie, dachte Alberich, denn trotz aller List glaubte er nicht, dass Saryf ihn angelogen hatte. Es gab den Dolch, und Laura besaß ihn.
    Der Gedanke, dass es in dieser Welt ein derart mächtiges Artefakt gab, von dem er bisher keine Kenntnis gehabt hatte, bereitete ihm Unbehagen. Konnte der Dolch ihm etwa gefährlich werden? Er musste herausfinden, was es damit auf sich hatte und wie er sich davor schützen konnte, sollte das nötig sein. Mit ein wenig Glück würde er den Dolch aber schon bald in Händen halten, schließlich hatte er Lauras Gefangennahme befohlen.
    Zum wiederholten Mal.
    Alberich wischte die blutige Klinge an der Rüstung des Toten ab und sah auf, als sich die Tür zum Thronsaal öffnete. »Herr«, begann der Soldat, der auf der anderen Seite Wache gestanden hatte, unterbrach sich dann aber. Sein Blick fiel auf die beiden Leichen.
    »Was ist?«
    Der Soldat blinzelte einmal und fing sich wieder. »Herr, General Leonidas wünscht Euch zu sprechen.«
    »Ich wünsche nicht, ich will«, sagte eine tiefe,
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