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Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe
Autoren: Claudia Kern
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sprach. »Felix, Luca und Sandra.«
    Laura ließ Milts Hand los. Was?
    Quälend langsam flog die Cyria Rani auf das Lager zu. Als Arun, ihr Kapitän, schließlich den Anker auswerfen ließ, waren die Flugtiere bereits gelandet. Laura sah unter sich am Boden zwei Greife und eine Schlange mit großen, grün schillernden Flügeln. Felix und Luca sprangen von ihren Tieren, zwei Iolair, die sie nicht kannte, hoben Sandra von dem dritten. Das Mädchen war an Händen und Füßen gefesselt.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Finn leise. Ebenso wie Laura und Milt stand er an der Reling und wartete ungeduldig darauf, dass die Strickleitern ausgerollt wurden.
    Nidi hing an seinem langen, halb eingerollten Schwanz über ihnen in der Takelage. »Wieso haben sie Sandra gefesselt?«, fragte er.
    »Ich weiß es nicht.« Laura sah zu, wie Spyridon die Lederschlaufen, mit denen die Strickleitern vertäut waren, öffnete. Das Schiff war rund zehn Meter über dem Boden vor Anker gegangen, tief genug für die langen Leitern. Laura stieg über die Reling und kletterte nach unten, bevor Arun das Kommando geben konnte. Als Kapitän stand ihm das eigentlich zu, und aus den Augenwinkeln sah die junge Frau, wie der Korsar mit dem ebenmäßigen, beinahe überirdisch schönen Gesicht kurz den Kopf schüttelte. Doch er sagte nichts, grinste dann sogar - und enthielt sich ganz untypisch jeglicher Bemerkung. Ebenso wie allen anderen an Bord musste ihm klar sein, dass im Lager keine guten Nachrichten warteten.
    Laura überwand den letzten Meter mit einem Sprung und sah sich um. Milt und Finn stiegen hinter ihr die Leiter herab, Nidi hangelte sich geschickt an ihnen vorbei nach unten. Iolair traten aus ihren Hütten und betrachteten das Schiff abschätzend, als wollten sie es auf seine Kampftauglichkeit überprüfen. Veda nickte Laura kurz zu, doch es war Felix, der ihr entgegenlief.
    »Was ist passiert?«, fragte Laura.
    Luca folgte seinem Vater, die beiden Iolair - ein Mann mit tiefschwarzer Haut und eine Frau, deren Schlangenschuppen zu ihrem Reittier passten - trugen Sandra heran. Der dritte Iolair verschwand in einer der Hütten.
    Felix schüttelte den Kopf. Er war verschwitzt und dreckig. In seinen Augen loderte Furcht. »Der ...«, begann er rau, räusperte sich dann aber und fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht. Laura sah, dass er zitterte.
    »Der Schattenlord«, sagte er dann mit festerer Stimme, »ist im Vulkan. Er hat alles übernommen.«
    Es war, als hätte ihr jemand in den Magen geschlagen. Einen Moment lang rang Laura um Atem, versuchte, die Fassung zu behalten und die Gedanken, die plötzlich durch ihren Kopf schossen, zu ordnen.
    »Er hat an sich genommen, was sein ist«, sagte Sandra, »und uns alle aus der Knechtschaft des Hasses befreit. Ihr seid nur zu dumm, um das zu verstehen.«
    Den letzten Satz spuckte sie förmlich aus. Laura wich einen Schritt zurück, als sie den Fanatismus in Sandras verzerrtem Gesicht sah. Fragend drehte sie sich zu Felix um, doch der presste nur die Lippen aufeinander. Tränen stiegen ihm in die Augen.
    »Sie steht unter dem Einfluss des Schattenlords«, antwortete Luca an seiner Stelle. Er war blass und hatte dunkle Ringe unter den Augen, wirkte aber ruhiger als sein Vater. »Sie redet nur noch von ihm.«
    »Das würdest du auch, wenn er dich berührt hätte!«, sagte Sandra. »Ihr kennt nur Hass und Furcht, so wie ich früher, aber jetzt bin ich frei davon. Der Schattenlord hat mir seine Hand in Liebe gereicht, und ich habe sie nicht weggeschlagen, sondern erlaubt, dass sie mein Herz erreicht. Nur noch Liebe ist jetzt darin, denn der Schattenlord selbst ist die Liebe.«
    Sie hob ihre gefesselten Hände, als wolle sie beten. Ihre Augen glänzten feucht, ihr Lächeln wirkte ebenso glückselig wie dümmlich.
    »Geht das schon die ganze Zeit so?«, fragte Milt.
    Luca nickte. Aus den Augenwinkeln warf er seiner Schwester einen kurzen Blick zu. Laura konnte sehen, dass sie ihm unheimlich war.
    »Habt ihr es mit Knebeln versucht?«, fragte Finn und brachte den Jungen damit zum Lachen.
    »Nein, aber das ist eine gute Idee.«
    Milt wandte sich bereits wieder an Felix. Hinter ihm näherte sich Veda mit ernstem Gesicht. »Was ist mit den anderen?«
    »Die meisten Iolair sind geflohen.« Felix atmete tief durch. »Unsere Leute sind größtenteils zurückgeblieben, wie hätten sie denn fliehen sollen? Jack ist auf einem Flugtier rausgekommen und ist auf dem Weg hierher. Wir haben es dank unserer Retter ...«
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