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Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Titel: Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter
Autoren: Pierre Grimbert
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schlug die Augen auf. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihr Tränen über die Wangen strömten.
    Kurz darauf öffnete auch Cael die Augen und sah sie erschöpft, aber unendlich dankbar an. Dann hob Niss den Blick zu den anderen. Sie erwartete, Freude und Erleichterung in ihren Gesichtern zu lesen, doch ihre Mienen waren wie versteinert.
    »Sombre ist nicht tot«, sagte Eryne tonlos. »Ich spüre seinen Geist noch immer.«
    Noch nie hatte sich Amanon so hilflos gefühlt. Die erste Freude über den Tod des Dämons war von der Ungewissheit über Caels Zustand überschattet worden, und gleich nachdem Niss neben dem Jungen auf die Knie gefallen war, hatte Eryne die schlechte Nachricht verkündet. Sombres Lebenslicht war nicht erloschen – im Gegenteil, es loderte heller denn je.
    Der Schock war so gewaltig, dass Amanon keinen klaren Gedanken fassen konnte. Cael war nicht der Erzfeind. Oder er war der Erzfeind und hatte eine Niederlage erlitten. Oder die Erben hatten ganz einfach den richtigen Zeitpunkt verpasst und damit die einzige Chance auf den Sieg, die ihnen prophezeit worden war.
    Aber was hatten all diese Fragen überhaupt noch für einen Sinn? Die Erben waren gescheitert. Der Dämon würde sich jeden Moment wieder erheben, und dann wären sie endgültig dem Untergang geweiht.
    Er sah zu, wie Kebree, Grigän, Zejabel und Rey vergebens versuchten, den Körper ihres Feindes zu zerstückeln. Ihre Waffen konnten der Leiche nichts anhaben, nicht einmal einen Kratzer vermochten die scharfen Klingen in die Haut zu ritzen. Schließlich probierte Nolan es sogar mit Saats Schwert, doch ebenso gut hätte er mit einem trockenen Zweig zuschlagen können. Sombre war unverwundbar, und den Erben fiel einfach nicht mehr ein, was sie noch versuchen sollten, um ihn zu vernichten.
    Selbst Eryne konnte nichts gegen den Dämon ausrichten. Zwar war es ihr gelungen, drei Avatare zurückzudrängen, aber ihre Kraft reichte nicht aus, um Sombres schwarzen Lebensfunken zu löschen. Irgendwann drückte Nolan ihr Saats Schwert in die Hand, und sie ließ sich dazu überreden, ebenfalls auf die reglose Gestalt einzuschlagen, ohne damit mehr zu erreichen als ihre Gefährten. Vermutlich hinderte der Einfluss des Dara die künftige Göttin daran, einen ihrer Brüder oder Schwestern zu töten, oder sie hatte ganz einfach noch nicht die Macht dazu.
    Enttäuscht gab Eryne ihrem Bruder das Schwert zurück und vergrub das Gesicht in den Händen. Amanon spürte ihren Schmerz, als bohrte sich eine Klinge in seinen Leib. Wieder einmal war er trotz seines scharfen Verstands nicht in der Lage, die Frau, die er liebte, vor drohendem Unheil zu schützen.
    Als sie von Sombre abließen und sich um Cael scharten, erwachte Niss aus ihrer Trance, und kurz darauf schlug auch der Junge die Augen auf. Am Blick seines Cousins erkannte Amanon, dass Niss ihn tatsächlich zurückgeholt hatte. Freude wallte in ihm auf, auch wenn damit seine letzte Hoffnung zunichte war: Nur der Dämon, der im Körper des Jungen hauste, hatte es zweimal geschafft, Sombre zu verwunden. Ohne seine Hilfe hatten die Erben keine Chance, und es blieb ihnen nichts übrig, als zu fliehen und zu versuchen, der Rache des Bezwingers so lange wie möglich zu entkommen.
    Yan, Leti und Cael, der immer noch völlig entkräftet war, fielen einander in die Arme, und der Anblick ihrer glückstrahlenden und zugleich unendlich traurigen Gesichter rührte Amanon zutiefst. Auch Lana schien von ihren Gefühlen überwältigt zu werden, denn sie wandte sich ab und ging zu Amanons Überraschung zu der Pforte, die Agenor mitten im Saal hatte errichten lassen. Sie kniete vor dem Steinbogen nieder und begann zu beten. Gleich darauf folgte ihr Nolan, und auch die anderen Erben schlossen sich ihr an. Zwar konnte Amanon es kaum erwarten, so schnell wie möglich aus dem Palast zu fliehen, aber natürlich gebot es der Anstand, den wallattischen Kriegern die letzte Ehre zu erweisen, auch wenn ihr Opfer vergebens gewesen war. So setzte auch er ein Knie auf den Boden und neigte das Haupt vor der letzten verbliebenen Pforte ins Jal, wie seine frommen Freunde es taten.
    »Eurydis, erhört mich!«
    Lanas Stimme hallte durch den Saal, und die anderen blickten verdutzt auf. Dann streifte die Emaz ihren Anhänger über den Kopf und legte ihn auf den Marmorboden. Ohne das Gwelom konnte ihr Gebet endlich zu der Göttin vordringen.
    »Eurydis, erhört mich!«, wiederholte Lana voller Inbrunst. »Wir haben alles versucht, um den Dämon zu
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