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Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Titel: Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen
Autoren: Pierre Grimbert
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sind keiner einzigen Patrouille begegnet.«
    »Vielleicht sind die Wachen in einer schattigen Ecke eingepennt«, sagte Keb. »Auf so etwas hatten wir doch gehofft, oder nicht?«
    »Das läuft mir alles zu glatt«, meinte Amanon. »Ich weiß nicht, ob …«
    Er verstummte mitten im Satz: Soeben war ein Zu aus dem Palast getreten. Die Erben zogen die Köpfe ein, aber der Mann schien sie nicht gesehen zu haben. Er entfernte sich gemessenen Schrittes und ging durch den Park auf eines der zahlreichen Nebengebäude zu.
    »Seid ihr jetzt zufrieden?«, schnaubte Keb. »Können wir endlich gehen?«
    Amanon wiegte seufzend den Kopf, denn die Verantwortung lastete schwer auf ihm. Er hatte die anderen zu dieser Expedition gedrängt und zugestimmt, dass sie sich alle gemeinsam auf den Weg machten, um nicht aus Versehen den Erzfeind zurückzulassen. Doch nun, wo es darum ging, den letzten Schritt zu tun, kamen ihm Zweifel. Er sah seinen Freunden nacheinander wortlos in die Augen. Hätte auch nur einer von ihnen Bedenken oder Furcht geäußert, hätte er das Ganze abgeblasen.
    »Also gut. Keb und ich gehen zuerst zum Tor, und Zejabel deckt uns mit dem Bogen. Als Nächstes kommen Bowbaq und Nolan. Wenn alles gut geht, stößt der Rest am Tor zu uns.«
    Amanon blieb keine Zeit, sich noch einmal nach möglichen Feinden umzusehen, denn Keb stürmte bereits mit wehenden Haaren und erhobener Lowa auf den Palast zu. Notgedrungen sprintete er hinter ihm her, mit rasendem Herzen, wie jedes Mal, wenn ein Kampf bevorstand. Sie pressten sich an die weißgetünchte Mauer, die im Schatten lag, und spähten vorsichtig ins Innere des Palasts. Hinter dem Tor begann ein Gang, der wie ausgestorben dalag.
    Amanon winkte Bowbaq und Nolan, die daraufhin ebenfalls mit sichtlicher Anspannung über die freie Fläche spurteten. Als Letztes trafen Cael, Niss, Eryne und Zejabel ein. Vor Aufregung wirkten sie fast fiebrig.
    »Gehen wir rein«, sagte Amanon.
    Zejabel übernahm die Führung, tauschte Pfeil und Bogen gegen einen Dolch, den sie auf Schulterhöhe hielt, und schlich geschmeidig wie eine Katze in den Gang. Amanon bedauerte, dass er und seine Gefährten sich nicht ebenso lautlos zu bewegen wussten. Obwohl sie sich bemühten, auf Zehenspitzen zu gehen, hallten ihre Schritte durch die Stille.
    Trotz seiner Angst vor einer möglichen Begegnung mit dem Feind bewunderte Amanon das Innere des Palasts, der der Pracht des Parks in nichts nachstand. Schon der Gang war eine Augenweide: Ein vielfarbiges Relief zierte die weißgetünchten Wände und erstreckte sich an manchen Stellen bis zur Decke. Bänke und Sekretäre aus edlem Holz waren in regelmäßigen Abständen an den Wänden verteilt, und ein schwacher Weihrauchduft hing in der Luft. Fast hätte man vergessen können, wie gefährlich dieser Ort war.
    Sie bewegten sich mit größter Vorsicht voran und blieben immer wieder stehen, um die Ohren zu spitzen. Zejabel führte sie durch zwei weitere Gänge, die ebenso prächtig wie der erste waren. Amanon kam der Gedanke, dass sich die Züu ihre Auftragsmorde teuer bezahlen lassen mussten, denn überall standen kostbare Kunstwerke herum, und die Bibliothek war sicher nicht weniger edel ausgestattet.
    Nachdem sie einen Saal durchquert hatten und einen weiteren Flur entlanggegangen waren, schob Zejabel eine Flügeltür zu dem Ort auf, auf den sich all ihre Hoffnungen richteten. Die Erben zwängten sich durch den Spalt und standen mit offenen Mündern vor unzähligen Büchern und Schriftrollen. An drei Wänden reichten Regale bis zur Decke, nur die Fensterfront am anderen Ende des langen Saals war ausgespart. Im ersten Moment geriet Amanon in Panik: Sie würden niemals genug Zeit haben, um das Buch zu finden, das sie suchten.
    Als er Zejabel einen hilflosen Blick zuwarf, winkte sie ihn zu einem Regal, in dem Bücher mit besonders edlen Einbänden standen. Mit der Dolchspitze zeigte sie auf drei von ihnen, ergriff selbst ein viertes und schlug es auf der ersten Seite auf.
    Amanons Herz machte einen Hüpfer, als er die Schriftzeichen erkannte. Zejabel hatte nicht gelogen: Es handelte sich um ein ethekisches Lehrbuch.
    Mit bebenden Händen nahm er das kostbare Manuskript entgegen und steckte es hastig in sein Bündel. Dann holte er die anderen Bücher, auf die Zejabel gezeigt hatte, aus dem Regal. Mit fieberhafter Begeisterung zog er wahllos zwei weitere Bände heraus, ergriff dann einen ganzen Stapel und sah sich hilfesuchend zu den anderen um. Bowbaq sprang herbei
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