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Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Titel: Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin
Autoren: Pierre Grimbert
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die Untaten seines Vaters und nicht für meine. Die Jahre vergingen, ohne dass der Dämon ein Lebenszeichen von sich gab. Die Pyramide, die Saat zu Ehren seiner Kreatur errichten ließ, steht immer noch. Niemand wagt es, sie zu betreten. Zumindest brüstet sich niemand damit, es getan zu haben.
    Vielleicht kauerte Sombre die vergangenen zwei Jahrzehnte in dieser Pyramide wie ein wildes Tier und wartete mit wachsendem Zorn darauf, dass wir ihm neue Opfer in sein Labyrinth schicken. Vielleicht kehrte er auch dorthin zurück, wo Saat ihn einst gefunden hatte. Oder er fiel in einen tiefen Schlaf, den Schlaf der Götter, der mehrere Jahrhunderte währen kann. Das glaubte ich jedenfalls lange Zeit. Ich wollte es glauben.
    Doch was auch immer er in all den Jahren getrieben hat, er ist wieder aufgetaucht. Das erste Anzeichen seiner Rückkehr war das Erstarken der Alten Religion. Man berichtete mir von geheimen Zusammenkünften, bei denen schwarze Messen gefeiert und Eroberungspläne geschmiedet wurden. Sie fanden zumeist in den Feldlagern der Solenen und Thalitten statt, aber vermutlich gab es so etwas auch bei uns. Meine Spitzel taten mir kund, ein Mann mit dunklen Augen gehe in den Lagern unserer Feinde von Zelt zu Zelt und spreche mit den Kriegern. Einige von ihnen tötete er, woraufhin die anderen ihm ewige Treue schworen. Es hieß, der Fremde könne sich an mehreren Orten zu gleich aufhalten und sich mit der Geschwindigkeit eines Blitzes fortbewegen. Meine Spitzel erzählten mir noch allerlei, aber mit der Zeit begann ich ihnen zu misstrauen. Sie konnten längst selbst zu Sombre übergelaufen sein. Ich blieb mit meinen Zweifeln allein, denn ich weigerte mich, Keb in meine Sorgen einzuweihen. Solange es ging, sollte mein Sohn nichts von dem Dämon erfahren.
    In den nächsten Monden wurden die Berichte immer erschreckender und haarsträubender. Der Mann mit den schwarzen Augen näherte sich offenbar unserer Grenze, und manche behaupteten, ihn bereits am Ufer der Miroise gesehen zu haben, wo er wie ein Wolf auf der Suche nach Beute umherstreife. Zwanzigmal am Tag schloss ich die Finger um meinen Dara-Stein, denn nur er hinderte Sombre daran, mich über meine Gedanken aufzuspüren. Aber er machte mich nicht unsichtbar. Wenn er direkt vor mir stand, konnte ich dem Dämon nicht entkommen. Das wurde mir klar, als ich am Fußende meines Bettes einen jungen Mann erblickte, mitten in einer Nacht voller Albträume.
    Mühsam erstickte ich einen Schrei. Vor diesem Moment hatte ich mich gefürchtet. Ich musste dem Dämon mit Würde begegnen. Schlotternd vor Angst richtete ich mich auf und musterte Sombres Gesicht im fahlen Licht der Nachtlampe.
    Er hatte sich überhaupt nicht verändert. Wie auch? Die Götter sind von makelloser, unsterblicher und ewig gleicher Schönheit. Bei Dämonen wie ihm ist es nicht anders. Nur ein mir unbekanntes Schimmern in seinen Augen, ein hartes, entschlossenes Funkeln, zeugte von der Zeit, die vergangen war. Es sprach von unermesslichem Leid und brennendem Hass.
    Er sprach lange zu mir, so wie er zu den Kriegern sprach, die er aufsuchte. Irgendwann verschwand er, vermutlich, um weitere Anhänger um sich zu scharen.
    Nach mehreren Dekanten, in denen ich unaussprechliche Ängste ausstand, dämmerte der Morgen, und ich begrüßte ihn mit heißen Tränen. Doch ich hatte keine Zeit für Selbstmitleid.
    Ich musste so schnell wie möglich nach Goran aufbrechen und Keb auf die Suche nach Maz Lana schicken.
    Zumindest ein Leben verdiente es, gerettet zu werden.

ERSTES BUCH
ALIANDRA DIE SONNIGE
     
    Ein lautes Platschen durchbrach die Stille, als der Anker ins Wasser rasselte und auf den Meeresboden sank. Dann wurde die Nacht abermals nur vom Knarren der Schiffsplanken und den trägen Wellen begleitet, die gegen den Rumpf schwappten. Amanon hakte die Winde ein und sah zu der dunklen Felsmasse hinüber, die sich vor ihnen aus den Fluten erhob. Die Insel Ji. So unscheinbar und doch so schicksalsträchtig.
    Er hatte diesen Moment herbeigesehnt, auch wenn er sich vor dem fürchtete, was sie auf der Insel erwartete. Feinde, eine Enttäuschung, vielleicht gar der Tod? Oder würde es ein freudiges Wiedersehen geben, ein glückliches Ende nach einer Dekade voller schwerer Prüfungen? Er wollte sich zur Zuversicht zwingen, doch es gelang ihm nicht. Seinen Eltern und ihren Vorfahren hatte dieser Ort nichts als Schmerz und Unheil eingebracht.
    Wenn überhaupt würden sie erst morgen Antworten auf ihre Fragen erhalten –
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