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Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Titel: Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin
Autoren: Pierre Grimbert
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Amulett, das ich niemals ablege, und die Alpträume, die damit verbunden sind. Und um meinen Sohn, Keb. Er ist der einzige Lichtblick in meinem Leben. Ich würde vermutlich nicht so verbissen für Wallatt kämpfen, wenn ich nicht eines Tages ihm das Reich übergeben wollte. Keb ist der einzige Mensch, der mich liebt, aufrichtig liebt. Der Einzige, dem ich voll und ganz vertraue. Zu meinem Unglück ist er auch Saats Sohn.
    ***
    Seit fünfzehn langen Jahren war Gilas nun schon Leuchtturmwärter. Diese Arbeit tat er keinesfalls aus Leidenschaft. Als Junge war er bei einem Fassbinder in die Lehre gegangen, aber nachdem die Werkstatt seines Meisters niedergebrannt war, hatte er sich einen anderen Broterwerb suchen müssen. Als ihm der Posten an der Felsküste vor Lorelia angeboten worden war, hatte Gilas keinen Augenblick gezögert, denn er war froh gewesen, nicht wie so viele als Bettler in der Hauptstadt zu enden. Die Arbeit war nicht besonders anstrengend, und die meiste Zeit rührte er kaum einen Finger. Seine Amtsbrüder, die elf anderen Wärter der Leuchttürme von Zelanos, die entlang der lorelischen Küste verteilt waren, verachteten ihn deswegen. Doch das war Gilas egal, denn er traf sie ohnehin nur selten. Das war der größte Nachteil seines Berufs: Man langweilte sich zu Tode. Die anderen verbrachten ihre Zeit damit, zu lesen, zu malen oder sich um ihre Familien zu kümmern. Er hingegen hatte noch nie länger mit einer Frau zusammengelebt und konnte sich für keine Tätigkeit begeistern. Auch der Fassbinderei war er bald überdrüssig geworden, obwohl er sie sich selbst zum Beruf erwählt hatte.
    So stützte sich Gilas tagein, tagaus auf das Geländer seines Ausgucks gut hundert Schritte über dem Wasser und starrte aufs Mittenmeer hinaus. Kein Schiff, das vorbeisegelte, entging ihm, und an diesem Küstenabschnitt kamen viele Schiffe vorbei.
    Der Leuchtturm war einer von dreien in der Nähe von Lorelia, und jedes Schiff, das in Richtung Ith, Yerim oder Mythr auslief, passierte zwangsläufig den Felsen, auf dem er stand.
    Von seinem ersten Lohn hatte er sich ein teures Fernrohr gekauft, das er kaum noch aus der Hand legte. So war es sein einziger Zeitvertreib, den Besatzungen der Schiffe hinterherzuspionieren, und sein einziger Traum, eines Tages selbst in See zu stechen. Doch dazu war er viel zu träge. Nur wenn es nicht anders ging, stieg er in sein Boot und ruderte zum Festland hinüber, um neue Lebensmittelvorräte zu kaufen oder dem Hafenmeister einen Schiffbruch zu melden. Am liebsten wäre er immerzu in seinem von Wellen und Gischt umtosten Turm geblieben und hätte mit dem Schicksal gehadert, das ihn hierher geführt hatte. Aber heute war alles anders. Heute beobachtete er etwas Außergewöhnliches, etwas, das in den letzten fünfzehn Jahren nicht vorgekommen war und ihm das Gefühl gab, das Glück habe sich gewendet. Er stand lange da und verfolgte die Gabiere durch das Fernglas, bevor er die vierhundert Stufen seines Leuchtturms hinuntereilte und mit kräftigen Ruderschlägen nach Lorelia übersetzte.
    Innerhalb eines Dekants war er zurück, und einen weiteren Dekant später wusste er, dass er sich nicht geirrt hatte: Die Sache war von größter Bedeutung. Eine Schaluppe steuerte von der Stadt her auf seine winzige Felseninsel zu. Seit fast vier Jahren hatte er keinen Besuch mehr gehabt!
    Ebenso neugierig wie ungeduldig starrte Gilas durch das Fernrohr auf den Mann, der von zwei Ruderern begleitet wurde. Er trug teure, aufwendig bestickte Kleidung und sah aus wie ein Vertrauter des Königs. Zumindest schien er ein reicher Mann zu sein. Der Leuchtturmwärter beschloss, aus dem ungewohnten Interesse an seiner Person Kapital zu schlagen, sank in seinen Lieblingssessel und wartete darauf, dass der Unbekannte die Stufen zu seinem Ausguck erklomm. Der Leibesfülle und seinem fortgeschrittenen Alter zum Trotz brachte der Mann den mühseligen Aufstieg in bemerkenswert kurzer Zeit hinter sich. Als er vor Gilas stand, kam der Wärter sich plötzlich wieder klein und unbedeutend vor. Er hatte sich ausgemalt, sein Wissen nur stückweise und gegen eine angemessene Belohnung preiszugeben, doch unter dem missmutigen Blick seines Gegenübers wurde ihm mulmig zumute. Selbst als einfacher Leuchtturmwärter, der fernab der Welt lebte, sah er auf Anhieb, dass der Fremde widerspruchslosen Gehorsam gewohnt war. Die Hände mit den schweren Diamantringen hatten vermutlich Macht genug, unliebsame Zeitgenossen mit einem
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