Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Titel: Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin
Autoren: Pierre Grimbert
Vom Netzwerk:
bewahrt. Ich trat ein und war überzeugt, dass meine einstigen Verbündeten verschwunden sein würden.
    Das war ein Irrtum. Im großen Audienzsaal stieß ich auf meinen grausamen Geliebten. Er war tot. Zusammengesunken saß er auf dem Thron, und sein eigenes Schwert steckte ihm im Herzen. Um ihn herum hatte sich eine schwarze Blutlache gebildet, die längst getrocknet war. Einige Schritte entfernt lag der massige Körper von Gors'a'min, der in der Rangordnung der wallattischen Klans direkt über mir stand. Der König und Oberbefehlshaber unseres Heers stöhnte schwach, aber er war nicht mehr bei Bewusstsein. Sein Brustkorb war ein einziger Bluterguss, und er musste mehrere gebrochene Rippen haben, die ihm die Lunge durchbohrt hatten. Ohne zu zögern, zog ich das Schwert aus Saats Leiche und schlug Gors den Kopf ab. Ich tat es nicht, um seinem Leiden ein Ende zu setzen. Den Treueschwur, der mich an Gors band, hatte ich immer gehasst.
    Danach überwand ich meinen Ekel und durchsuchte die Leiche des Hexers – vergebens. Mehr Glück hatte ich bei dem Wallattenkönig. Seine Mörder hatten vergessen, ihm etwas Wichtiges abzunehmen: den Gegenstand, den ich gesucht hatte.
    Ein zweites Amulett. Einen weiteren Dara-Stein. So hatte Saat ihn immer genannt. Der zweite Stein sollte für mein Kind bestimmt sein.
    Mit dem Schatz in der Hand verließ ich eilig den zerstörten Palast. Ich musste fliehen, meine restlichen Krieger um mich scharen und ein Königreich wiederaufbauen, in dem ich einen Sohn großziehen konnte.
    Ich hoffte inständig, dass der Dämon, der Saat gedient hatte und dessen Hohepriesterin ich gewesen war, für immer verschwunden bleiben würde.
    ***
    Die Fahrt zum Leuchtturm hatte Prinz Akide von Benelia eine Menge Zeit gekostet, kostbare Zeit, aber zum Glück hatte sich der Aufwand gelohnt. Er hatte sich höchstpersönlich um die Sache kümmern müssen, um das Versagen seiner Schergen wiedergutzumachen. Jetzt musste er sich nur noch dem Zorn seiner Befehlshaberin stellen, der Einzigen, die in der Rangordnung der Grauen Legion über ihm stand, der unangefochtenen Herrscherin über den mächtigsten Geheimdienst der bekannten Welt: Erzherzogin Agenor von Lorelia.
    Wer sie nur flüchtig kannte, betrachtete sie als betuliche alte Dame mit ehrenwerten Ansichten, der man sich gern anvertraute. Ein paar Eingeweihte wussten von ihrer Stellung in der Grauen Legion, doch nur einige wenige erlebten ihre wahre Natur: Sie war ehrgeizig und durchtrieben, ließ ihre Schergen skrupellos morden und opferte unbedeutende Handlanger, ohne mit der Wimper zu zucken. Nichts durfte der Macht des lorelischen Königreichs im Weg stehen.
    An diesem Abend hatte sie Alcide in ihre Winterresidenz bestellt, die sie in diesem Jahr ausnahmsweise etwas früher bezogen hatte. Der Palast und seine Nebengebäude säumten gut ein Drittel der Allee von Lermian, und der neue Kutscher des Prinzen hatte Schwierigkeiten, die richtige Einfahrt zu finden, was ihm beinahe Stockschläge eingetragen hätte, denn die Nerven seines Herrn lagen blank.
    Seiner altgedienten Leibgarde musste Alcide nicht extra befehlen, in der Kutsche auf ihn zu warten. Die Legionäre kannten die Gepflogenheiten des Palasts und wussten, dass die Erzherzogin es hasste, wenn Spione und Auftragsmörder in ihren Fluren oder vor ihrer Tür herumlungerten. So blieben Alcides Männer in der Kutsche, während er den Hof überquerte, um sich der reichen Witwe ankündigen zu lassen.
    Im Heer der Dienstboten herrschte ein gewisser Aufruhr. Alcide schrieb sie dem überraschend frühen Umzug in das Winterquartier zu. Nach wenigen Dezillen wurde er aufgefordert, Dame Agénor im Musikzimmer Gesellschaft zu leisten, und durch mehrere Säle geleitet, die von Kammerzofen auf Hochglanz poliert wurden. Dann betrat er den Salon der Erzherzogin.
    Die Hausherrin saß mit geschlossenen Augen in einem Sessel und lauschte den Klängen eines Trios, das auf Leier, Frottel und Tympanon spielte. Sie genoss noch für einen Moment die Stille nach den letzten Tönen, schlug dann gnädig die Augen auf und entließ die Musiker mit einer anmutigen Handbewegung. Sie blieb stumm, bis sie mit ihren Instrumenten den Raum verlassen hatten, aber ihr finsterer, vorwurfsvoller Blick sprach Bände.
    »Ich nehme an, Ihr wisst Bescheid«, sagte Alcide. »Die Mission ist gescheitert.«
    »So hat man mir berichtet«, antwortete die Herzogin herablassend. »Ihr habt die Lage offenbar falsch eingeschätzt, werter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher