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Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Titel: Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin
Autoren: Pierre Grimbert
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nun wenigstens sicher:
Sie
konnte nicht dieser Erzfeind sein, der der Prophezeiung zufolge dazu auserkoren war, den Dämon zu besiegen. Schließlich war sie schon in einem Kampf gegen gewöhnliche Sterbliche völlig hilflos gewesen! Sie wusste nicht einmal, wie man Wunden verarztete. So übernahm Nolan diese Aufgabe, denn Heilkunde gehörte zur Ausbildung der eurydischen Novizen. Eryne konnte nichts tun, als den Verletzten mit einem feuchten Tuch die Stirn zu kühlen und das Heben und Senken ihres Brustkorbs zu überwachen, voller Angst, einer von ihnen könnte plötzlich aufhören zu atmen.
    Sie hatten die Verletzten in Caels Kajüte nebeneinander gebettet. Die beiden jämmerlichen Gestalten hätten nicht unterschiedlicher sein können, auch wenn ihre Gesichter gleichermaßen schmerzverzerrt waren. Keb war schwerer verwundet als Cael. Als sie ihn entkleideten und wuschen, entdeckten sie einen tiefen Schnitt in seiner Brust, der vermutlich von einem der Zackendolche der K'lurier stammte. Er hatte so viel Blut verloren, dass er immer noch bewusstlos und totenblass dalag. Gegen das Fieber und den Schüttelfrost, die ihn abwechselnd quälten, waren sie machtlos. Eryne deckte ihn ständig zu und wieder ab und hoffte, das Richtige zu tun. Alle staunten über die zahlreichen, zum Teil mehrere Hand breiten Narben auf Kebs Körper. Trug er deshalb immer so viele Schichten Kleidung? Eryne konnte nur vermuten, welches Leid der wallattische Prinz erfahren, welche Schlachten er geschlagen und welch hartes Leben er jenseits des Rideau geführt hatte. Sie waren zwar im gleichen Alter, aber Keb war schon jetzt stärker vom Leben gezeichnet, als sie es je sein würde.
    Neben ihm wirkte Cael vollkommen unschuldig. Er war in einen rätselhaften Schlaf gefallen, und seine Züge verrieten eine noch nahe Kindheit, eine unbekümmerte, arglose Zeit. Was für ein Gegensatz zu der hasserfüllten, beinahe dämonischen Fratze, die während des Kampfes sein Gesicht entstellt hatte!
    Sie konnte sich nicht erklären, was passiert war, und vielleicht würde sie es nie erfahren. Allem Anschein nach war Cael einem Wahn verfallen, nachdem sein Gegner ihn verwundet hatte. Er hatte eine unglaubliche Kraft und Beweglichkeit entwickelt und seine beiden Widersacher grausam niedergemetzelt. Dann war Niss zu ihm gestürzt, und einen Augenblick lang hatte Eryne befürchtet, er würde sein Schwert gegen das Mädchen richten. Stattdessen war der Junge in sich zusammengesackt wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte, vermutlich aus Erschöpfung. Jedenfalls hatte sie es Bowbaq und Amanon'so erzählt. Die Enthüllung ihres Bruders hatte sie ohnehin so erschüttert, dass sie sich über Caels merkwürdiges Verhalten nicht groß den Kopf zerbrach. Nolan hatte ihrem Bericht nichts hinzugefügt, und Niss war wieder völlig teilnahmslos und stumm. Nun schien sie zu allem Überfluss Cael mit ihrer Apathie angesteckt zu haben. Vielleicht brauchte er nach der Aufregung der letzten Tage aber auch einfach nur viel Schlaf.
    Ein leises Klopfen riss sie aus ihren Gedanken, dann steckte Amanon den Kopf durch die Tür.
    »Würdet Ihr Euch zu uns gesellen?«, fragte er leise. »Ich möchte, dass alle dabei sind.«
    Eryne nickte, warf einen letzten Blick auf die Verletzten und begab sich dann zu den anderen in die Kombüse. Sie musste nicht erst fragen, worum es ging.
    Sie war neugierig auf die Erklärung ihres Bruders, hatte aber auch Angst davor.
    Nolan hatte die ganze Nacht auf diesen Moment gewartet, doch als sich Eryne nun ihm gegenüber auf die Bank setzte, sank ihm der Mut. Sie hatte die Tür zur Kajüte, in der die Verletzten lagen, einen Spalt offen gelassen und sah immer wieder besorgt hinüber. Vielleicht wollte sie auch nur seinem Blick ausweichen. Seit ihrer Flucht aus Lorelia hatten sie kaum miteinander gesprochen. Er hoffte, dass sie nur überrascht von seinem Geständnis war und sich nicht für ihn schämte oder ihn gar verachtete. Nun, womöglich hatte er nichts anderes verdient.
    Bowbaq gesellte sich ebenfalls zu ihnen, nachdem er sich vergewissert hatte, dass Niss friedlich in Erynes Bett schlummerte. Wie sie alle hatte er tiefe Ringe unter den Augen - vermutlich fürchtete er sich vor dem, was sie auf der Insel erwartete. Auch Nolan hatte ein ungutes Gefühl, aber im Moment hatte er vor allem Angst davor, wie die anderen seinen Bericht aufnehmen würden.
    Als Bowbaq Platz genommen hatte, löste sich Amanon von der Wand und kam mit
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