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Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier

Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier

Titel: Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier
Autoren: Pierre Grimbert
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beiße, töte!«
Dabei hörte er fast nichts anderes mehr.
    Zum Glück sah Janlin rasch ein, dass Cael Recht hatte. Einige Dezillen später, nachdem sie ein zweites Mal mit zum Zerreißen gespannten Nerven durch die Flure des Großen Hauses gehuscht waren, schlichen die beiden Jungen in ihren Schlafsaal. Cael war kaum unter die Decke geschlüpft, als der Aufseher kam.
    Wie immer drehte er eine Runde durch den Schlafsaal und sah nach seinen Schützlingen, bevor er in die Wachkammer zurückkehrte. Cael hatte das Gefühl, als bliebe er neben seinem Bett länger stehen als bei den anderen, aber er konnte sich auch irren.
    Die Stimme in seinem Kopf verstummte in dieser Nacht nicht mehr. Cael gelang es nur mit Mühe, den Zorn, der in ihm kochte, im Zaum zu halten.
    In der Vergangenheit war er schon mehrmals durchgedreht, nachdem die Stimme ertönt war. Der Junge nahm sich fest vor, seine Großtante Corenn aufzusuchen, bevor es wieder dazu kam.
    Ja, gleich morgen.
    ***
    In dem Alptraum, den Eryne durchlebte, wusste sie nicht mehr, ob sie nun schlief oder wachte. Ein Zü-Mörder, das Schreckgespenst ihrer Kindheit, schlich sich in ihr Versteck! Die Angst fuhr ihr in die vor Kälte taub und steif gewordenen Glieder. Sie schoss hoch, stieß sich den Kopf, warf beinahe die Kerze um und tastete mit zitternden Händen nach einer Waffe. Hinter ihr richtete sich der Mann bedrohlich auf.
    »Eryne, ich bin’s!«, wisperte auf einmal eine angespannte Stimme.
    Die Worte rissen Eryne endgültig aus ihrem Wachtraum, und sie hielt einen Augenblick inne. Dann ließ sie den Dolch los, den sie gerade zu fassen bekommen hatte, und drehte sich zu dem Mann um, der seine Arme ausbreitete. Sie fiel ihm um den Hals, und vor Erleichterung traten ihr Tränen in die Augen.
    »Nolan … Bruderherz, du bist es, du bist es wirklich! Ich habe mich zu Tode erschreckt!«
    Eine Weile hielt sie den jüngeren Bruder fest umarmt und schmiegte ihr Gesicht an seine Schulter. In ihre Freude mischten sich Schuldgefühle. Wie hatte sie ihn nicht erkennen können? Was, wenn sie ihn niedergestochen hätte? Sie brach in lautes Schluchzen aus, während sich der Novize bemühte, seine Schwester zu beruhigen.
    Als Eryne die Fassung wiedergewonnen hatte, trat sie einen Schritt zurück und erwiderte Nolans Lächeln. Mit ihrem zerknitterten Kleid, den verquollenen Augen und dem müden Gesicht musste sie ein Bild des Elends abgeben. Nolan hingegen, so fand sie, hatte noch nie besser ausgesehen. Das eurydische Priestergewand verlieh ihm eine gewisse Würde, und der kahlgeschorene Schädel ließ seine Gesichtszüge noch markanter wirken als sonst. Nur eine leise Schwermut verdunkelte seinen Blick. Doch wie konnte es unter diesen Umständen auch anders sein?
    »Seit wann bist du zurück?«, fragte Eryne. »Ich dachte, du bleibst noch ein paar Monde in Ith.«
    »Ich bin gerade erst angekommen. Ich habe bei Beate vorbeigeschaut, und sie hat mir alles erzählt. Dir ist doch nichts passiert?«
    »Nein, mir geht es gut. Sind Vater und Mutter zurückgekommen?«
    Nolan schüttelte bekümmert den Kopf. Eryne fiel ein, dass ihm das Ganze noch viel nähergehen musste als ihr.
    Schließlich war er wegen seiner Priesterausbildung seit fast einem Jahr in der Heiligen Stadt und hatte es sicher kaum erwarten können, ihre Eltern wiederzusehen. Stattdessen war er mitten in eine Tragödie geraten.
    »Glaubst du, dass wir wieder hochgehen können? Ich muss mich umziehen. Und ich halte es hier im Keller nicht mehr aus«, gab sie zu. »Ich komme mir vor wie lebendig begraben.«
    »Ich habe alle Zimmer durchsucht«, sagte ihr Bruder. »Mir ist nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Kurz hatte ich sogar Angst, ganz allein zu sein … Ich freue mich, dich zu sehen«, erklärte er und zog Eryne noch einmal an sich.
    Sie war dankbar für diesen Trost. Während Nolan das Versteck verließ, nahm sie die Kerze und den Dolch an sich. Zutiefst erleichtert folgte sie ihm nach draußen und durchquerte mit ihm die düsteren Kellerräume.
    »Warum bist du jetzt schon nach Hause gekommen?«, fragte sie. »Ich dachte, dass du erst zum Jahrmarkt hier sein kannst!«
    »Ich … Ihr habt mir gefehlt«, sagte der Novize mit einem schwachen Lächeln. »Und ich hatte Heimweh nach Lorelia. Ith kann manchmal schon recht merkwürdig sein …«
    Diese Antwort verwunderte seine Schwester ein wenig. Es war das erste Mal, dass Nolan ein schlechtes Wort über die Heilige Stadt verlor. Andererseits konnte sie gut verstehen, dass
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