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Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier

Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier

Titel: Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier
Autoren: Pierre Grimbert
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Fieber. Trotz seines unergründlich tiefen Geistes vermag der Gott kaum noch zu erkennen, was die Zukunft birgt, und zum ersten Mal hat er das Gefühl, dass ihm der Lauf der Welt entgleitet. Doch ihm bleibt nichts anderes übrig, als alle denkbaren Entwicklungen zu beobachten. Das ist seine einzige Fähigkeit, seine einzige Zerstreuung. Er ist der Wissende.
    Kraft des menschlichen Willens ist er Usul, der Gott, der die Gestalt von Wassertieren annimmt. Seit Jahrtausenden fristet er sein Dasein als Gefangener einer unterirdischen Höhle auf einer kleinen Insel. Nur äußerst selten verirrt sich jemand dorthin. Den meisten Besuchern ist nichts Bedeutendes vorherbestimmt. Usul verachtet sie und setzt ihrem unwürdigen Dasein ein Ende. Einige hingegen haben einen gewissen Einfluss auf den Lauf der Welt. Ihnen gewährt der Unsterbliche einen Einblick in sein Wissen. Sein übermenschliches Wissen.
    Seit Urzeiten weiß er, was Dingen und Menschen vorherbestimmt ist. Er kann nur über das nachsinnen, was ohnehin geschehen wird. Deshalb langweilt sich der Gott. Zumindest langweilte er sich bis zu dem Augenblick, in dem ein Sterblicher namens Yan zu ihm kam – vor dreiundzwanzig Jahren.
    Diese Begegnung hat die Zukunft entscheidend verändert. Indem er einem Jungen einige künftige Ereignisse offenbarte, hat der Gott alles ausgelöscht, was für die kommenden Jahrhunderte geschrieben stand. Denn die Zukunft kann nur verändert werden, wenn sie jemandem enthüllt wird, der darin eine Rolle spielt. Usul platzt fast vor Stolz, dass er die Welt derart beeinflusst hat. Er hat es seinen Brüdern und Schwestern, die viel mächtiger sind als er, endlich einmal so richtig zeigen können.
    Und doch fürchtet sich der Gott vor dem, was er selbst herbeigeführt hat. Der Weg, den die Geschichte einschlagen wird, mag noch unendlich viele Windungen nehmen, aber letzten Endes gibt es nur zwei Möglichkeiten, wie alles ausgehen wird.
    Eine davon schließt seinen eigenen Tod mit ein.
    Also lauscht der Gott den Menschen, grübelt über die Welt nach und versucht, die Zukunft zu enträtseln. Jeden Augenblick geschieht etwas Unerwartetes, das seine Überlegungen zunichtemacht. Und seit jenem grauenvollen Tag, an dem die Karten völlig neu gemischt wurden, überstürzen sich die Ereignisse.
    Das Schicksal der Welt wird nicht in vierzig oder sechzig Jahren besiegelt werden, wie er ursprünglich gedacht hat. Schon in wenigen Monden entscheidet sich alles.
    Und Usul wird dabei noch einmal die Hände im Spiel haben.
    Saat gehörte zu der Gesandtschaft, zu der auch meine Ahnen zählten, lange vor unserer Geburt. Er war der Begleiter des goronischen Prinzen Vanamel, der die Reise nicht überleben sollte. Außerdem war er Magier, und durch die übernatürlichen Kräfte, die im Jal'dara wirken, stieg ihm seine Macht zu Kopf.
    Obwohl ihn Nol und die anderen Gesandten warnten, manipulierte der Hexer die Gedanken eines der Götterkinder, das unbekümmert durch das Tal streifte. Die Gärten des Jal selbst sind unveränderlich, aber die Persönlichkeit des Gottes war für immer verdorben. Durch diesen ungeheuerlichen Eingriff, den er mehrmals wiederholte, lockte Saat das Kind in die Welt der Dämonen.
    Das Jal'dara ist nicht der einzige Ort, an dem die Unsterblichen heranwachsen. Finster und modrig ist das andere Reich, ein wucherndes, sich ständig veränderndes Labyrinth unmittelbar unter den blühenden, friedlichen Gärten des Jal: Kam, die Unterwelt.
    Durch einen dummen Fehler Vanamels sahen sich unsere Vorfahren gezwungen, in die dunklen Höhlen hinabzusteigen. Saat und der kleine Junge, dessen Wesen sich bereits zu verändern begann, sollten nie wieder in das Tal zurückkehren. Ihren schwarzen Seelen war der Zugang zur Welt des Doxa für immer verschlossen.
    Dem Hexer gelang es, seinem jungen Dämon Lebenskraft zu entziehen und dadurch mehr als ein Jahrhundert in dem gespenstischen Labyrinth zu überleben. Während dieser Zeit formte er den Unsterblichen nach seinem Ebenbild und gab ihm schließlich auch einen Namen: Sombre. Der Bezwinger.
    Ich weiß nicht, wie Saat es schaffte, aus dem Jal’karu zu fliehen. Jedenfalls kannte er, nachdem er in die Welt der Menschen zurückgekehrt war, nur noch ein Ziel: die Oberen Königreiche zu erobern. Mit seinen magischen Fähigkeiten, seiner göttlichen Lebensquelle und dem grausamsten aller Dämonen an seiner Seite schien seinem Ehrgeiz nichts mehr im Wege zu stehen. Er hatte sich einen Verbündeten herangezogen,
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