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Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier

Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier

Titel: Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier
Autoren: Pierre Grimbert
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auszuführen. Als Erstes griff sie nach dem Bogen, ihrer Lieblingswaffe, die während der Überfahrt nutzlos gewesen war. Da sie ihre Bündel schon am Mittag geschnürt hatte, brauchte sie sich nur noch die Riemen über die Schulter zu werfen. Zuletzt nahm sie mit gebotener Achtung die Zaya’nat an sich, die heilige Lanze der Göttin.
    Zurück an Deck stellte sie fest, dass die Unsterbliche bereits in das Beiboot gestiegen war, das noch über dem Wasser in der Aufhängung schwankte. Alle Priester hatten sich vor ihr versammelt, während sich die Yerimer so weit wie möglich zurückzogen und einige Laternen in der Takelage entzündeten. Die Mörderin warf das Gepäck rasch ins Boot und wandte sich dann den Männern zu. Nun war es so weit.
    Die Hinrichtungen konnten beginnen.
    Auf ihr Zeichen hin blitzten neun vergiftete Dolche auf und bohrten sich in die Leiber der vor Überraschung und Entsetzen aufschreienden Seeleute. Einige versuchten sich zu wehren oder über Bord zu springen, doch dazu ließen es die Mörder nicht kommen. Nach kaum einer Dezille war keiner der vierzehn Yerimer mehr am Leben. Die Kahati selbst rammte dem letzten von ihnen kaltblütig den Dolch ins Auge. Der Todeskampf des Mannes dauerte nur wenige Momente, dann setzte die Wirkung des Gifts ein. Die Züu hatten das Schiff für sich.
    Ohne ein Wort oder auch nur ein zufriedenes Grinsen begannen die Priester, die Leichen über Bord zu werfen. Zu dieser unwürdigen Aufgabe ließ sich die Mörderin nicht herab. Sie trat vor die Göttin und verbeugte sich.
    »Komm zu mir«, verlangte Zuia mit gesenkter Stimme.
    Überrascht gehorchte die Kahati und kletterte in das Beiboot. Eigentlich hatten sie nicht vorgehabt, es zu benutzen, bevor die Göttin und ihr Gefolge einen unbewohnten Küstenstrich erreichten, wo sie an Land rudern konnten. Zuia hatte sich doch nur in das Boot zurückgezogen, um abzuwarten, bis ihre Leibwache alle Zeugen ihrer Reise in die Oberen Königreiche beseitigt hatte - oder etwa nicht?
    »Wir machen uns jetzt gleich auf den Weg«, flüsterte die Unsterbliche. »Lass das Boot zu Wasser.«
    »Aber die Männer haben noch nicht alle …«
    »Ich bin nicht blind!«, fuhr sie die Göttin an. »Für sie ist die Reise hier zu Ende. Niemand darf wissen, was ich vorhabe. Außer dir brauche ich keine Helfer.«
    Die Mörderin nickte gehorsam, konnte ihre Verwirrung aber nicht verbergen. Offenbar hatte Zuia diese Entscheidung längst getroffen und lediglich bis zum letzten Augenblick gewartet, um sie ihr mitzuteilen. Das war umso rätselhafter, da sie ihre Dienerin für gewöhnlich in all ihre Geheimnisse einweihte.
    Nun ja,
fast
alle. Nicht einmal die Kahati wusste, warum die Göttin ihre Insel verlassen hatte.
    »Verlier nicht so viel Zeit, Zejabel!«, mahnte ihre Gebieterin.
    Seit ihrer frühesten Kindheit war die Mörderin daran gewöhnt, dieser Stimme zu dienen, und so verscheuchte sie ihre Zweifel sofort. Sie löste das Seil, das durch einen Flaschenzug lief, und ließ das Boot zu Wasser. Über ihnen versammelten sich die Priester an der Reling und starrten verblüfft zu ihnen herunter. Erst nachdem sie alle Taue aufgeknüpft hatte und das Boot auf dem Wasser schaukelte, kamen die ersten Fragen.
    »Sie dürfen uns auf keinen Fall folgen«, sagte Zuia streng. »Und wir müssen sie daran hindern, darüber zu berichten. Niemand darf wissen, wohin wir gehen.«
    Sie deutete mit dem Kopf auf eine der beiden Laternen, die den Kahn beleuchteten. Mehr musste sie der Mörderin nicht sagen. Mit unbewegtem Gesicht nahm Zejabel die Öllampe und schleuderte sie in hohem Bogen an Deck des Schiffs, wo sie in einem gewaltigen Feuerball aufging.
    Augenblicklich schlugen die neugierigen Rufe der Priester in Flüche und Angstschreie um. In ihrer Verzweiflung sprangen einige ins Wasser, um zum Boot zu schwimmen, und gaben so eine leichte Zielscheibe für die Pfeile der Mörderin ab. An Bord versuchten die Übrigen vergeblich, das Feuer zu löschen, das rasend schnell um sich griff. Segel, Planken und Taue boten den gierigen Flammen viel Nahrung, und bald brannte das ganze Schiff lichterloh.
    Mit kräftigen Ruderschlägen brachte die Mörderin das Boot in sichere Entfernung. Die Göttin wandte sich nicht um, als das brennende Schiff im nachtschwarzen Wasser versank. Die Kahati war noch nie länger mit der Unsterblichen allein gewesen, und sie fragte sich, was die kommenden Tage bringen mochten.
    In dieser Nacht hatte sie jedenfalls genug Zeit, darüber
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