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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin
Autoren: Corinna Neuendorf
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Schrift zu handeln und zu leben. Das ist auf keinen Fall ein Frevel.«
    »Was ist mit dem Rat der Stadt?«, fragte Hans nun. Als Joß’ Freund war er zuweilen noch kritischer als jene, die sein Vorhaben missbilligten oder an seinem Erfolg zweifelten.
    »Sobald uns die Bewohner von Bruchsal die Tore geöffnet haben, werden wir den Rat festsetzen. Die Pfeffersäcke werden dafür sorgen, dass unsere Nachrichten beim Bischof Gehör finden.«
    Ein Raunen ging durch die Menge. Die Miene des Schlossbäckers wurde besorgt, und ein paar anderen schien es ähnlich zu ergehen. Joß erkannte in ihren Augen deutlich die Angst vor der Größe ihres Vorhabens. Noch nie zuvor hatten die Bauern etwas Ähnliches gewagt! Aber gerade deshalb, davon war er überzeugt, würde es ihnen gelingen.
    »Das Glück ist auf der Seite derjenigen, die Kühnheit an den Tag legen«, setzte Joß hinzu. »Und haben wir nicht ein Anliegen, das gottgefällig ist?«
    Dagegen wusste niemand etwas zu sagen.
    »Wie sieht dein Plan aus, Meister Fritz?«, tönte es nun aus den Reihen der Männer.
    Aufgeregtes Gemurmel brandete auf.
    »Ihr werdet gleich alles erfahren, Brüder! Doch zuvor sollten wir unsere neuen Mitglieder auf unsere Ziele einschwören. Pater Johann, wo seid Ihr?«
    »Heißt das, du traust uns nicht?«, erscholl ein empörter Ruf von weiter hinten.
    Joß konnte den Mann in der Menge nicht ausmachen, doch der Stimme nach war es derselbe, der schon den Sinn der Besetzung Bruchsals in Frage gestellt hatte.
    »Nein, das heißt nur, ihr sollt alle vor Gott darüber Zeugnis ablegen, dass ihr treu ergeben zu unserem Bund steht«, antwortete Joß seelenruhig. »Wir alle haben diesen Schwur geleistet, es ist so Brauch bei uns.«
    Da niemand sonst etwas dazu sagte, verstummte der kritische Zwischenrufer.
    Da eilte auch schon der Geistliche herbei. Seine braune Kutte war von Schmutzflecken übersät, denn wie alle anderen hatte er den Weg hierher zu Fuß zurückgelegt. Er zog seinen Rosenkranz vom Gürtel, küsste das Kreuz und stellte sich neben Fritz.
    Dieser bedeutete den Eingeweihten mit einem Wink zurückzutreten, so dass nur die noch nicht Eingeschworenen stehen blieben. Einige Männer sahen sich furchtsam um, andere misstrauisch.
    »Keine Sorge, euch geschieht nichts«, beschwichtigte sie Joß. »Lasset uns beten.«
    Damit sanken er und die bereits Eingeschworenen auf die Knie und beteten das Vaterunser. Die anderen Männer blickten noch immer verdutzt drein, doch dann begriffen sie, was von ihnen verlangt wurde. Auch sie knieten nun nieder und stimmten in das Gebet ein.
    »Meine Brüder«, hob der Pater danach an, »wir haben uns hier versammelt, um neue Bundesgenossen unter den Augen Gottes des Herrn den Eid der Treue ablegen zu lassen. Bringt mir die Fahne!«
    Ein schmaler Junge erschien vor Joß Fritz, worauf dieser ihm ein zusammengefaltetes Stück Stoff übergab. Dieses fest an die Brust gepresst, ging er zu dem Geistlichen und faltete es auseinander. Der Schein des Lagerfeuers offenbarte einen aus Sackleinen geschnittenen und mit groben Stichen befestigten Bundschuh in der Mitte des Banners, daneben prangte ein weißes Kreuz.
    »Bei Gott dem Allmächtigen verschreibe ich mich dem Bundschuh und schwöre meinen Brüdern Treue bis in den Tod. Nichts außer der Gerechtigkeit Gottes will ich anerkennen! Amen!«
    Während die Männer das Amen nachsprachen, dachte Joß zurück an den Tag, als er die Fahne fertigen ließ. Sein Entwurf hatte eine wesentlich prachtvollere Ausgestaltung vorgesehen, so sollten Jesus am Kreuze sowie ein kniender Bauer und ihr Wahlspruch »Nichts denn die Gerechtigkeit Gottes« darauf prangen. Allerdings hatten sie bisher keinen Maler gefunden, der es gewagt hätte, die Bildnisse auf den Stoff zu bannen. Doch obwohl sich lediglich Kreuz und Bundschuh darauf befanden, hatte das Aussehen der Fahne bald die Runde gemacht. Viele Leute wussten davon, und sie wussten auch, dass Joß Fritz sich nur dann von dem Stoffstück trennte, wenn neue Brüder eingeschworen werden sollten. Sogar um seine Identität zu bezeugen, benutzte er sie so gut wie nie.
    Nachdem die Männer vier Ave-Maria und vier weitere Vaterunser gebetet hatten, erhoben sie sich wieder.
    »Meine Brüder!« Joß Fritz stellte sich in ihre Mitte und breitete die Arme aus. »Nun, da alle vor Gott ihre Treue bezeugt haben, ist es an der Zeit, dass ihr erfahrt, wie wir gegen den Bischof vorgehen werden …«
    Ein Ruf ertönte, gefolgt von Waffenklirren. Männer
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