Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Knickerbockerbande 18 - Kolumbus und die Killerkarpfen

Die Knickerbockerbande 18 - Kolumbus und die Killerkarpfen

Titel: Die Knickerbockerbande 18 - Kolumbus und die Killerkarpfen
Autoren: Thomas Brezina
Vom Netzwerk:
sie Poppi und Dominik nach unten, wo bereits knöcheltief das Wasser stand. Sie kletterte ihnen nach und blickte nach oben. Wo blieb Axel? Ein neuer Wasserschwall schwappte in die Bodenöffnung und traf genau auf Lilos Gesicht. Das Salzwasser brannte in den Augen, und sie ließ für einen Moment die Hände vom Geländer, um sich die Augen zu reiben. Schon wurde sie vom Schwanken des Schiffes nach hinten geworfen und gegen Poppi und Dominik geschleudert. Wie auf einer Rutschbahn rodelten die drei durch den gesamten Gang und krachten gegen die Tür der Kombüse.
    „Axel!“ rief Lieselotte. „Um Himmels willen, wo ist Axel?“ Das Mädchen kämpfte sich über die glatten Planken wieder zurück zur Treppe. Sie mußten nun die Luke schließen, damit nicht noch mehr Wasser in das Innere des Schiffes kam.
    Draußen steigerte sich das Toben des Sturmes zu einem Orkan. Dominik und Poppi brüllten aus Verzweiflung und wurden wie Murmeln in einer Dose von Wand zu Wand geschleudert.
    „Axel! Axel!“ schrie Lilo immer wieder. Wieder rollte ein riesiger Brecher auf das Schiff zu, zerbarst an der Reling und warf ungeheure Wassermassen an Deck. Ein Schwall strömte in die Luke und spülte dabei einen dunklen Körper mit hinunter.
    „Axel!“ Lilo atmete erleichtert auf. Der Junge war bewußtlos und hatte eine blutende Wunde am Kopf. Doch die konnte man schnell verbinden.
    Das Mädchen kämpfte sich über die spiegelglatten Holzstufen nach oben, griff hinaus und zog die Luke zu. Von innen schob sie drei Riegel vor und spürte so etwas Ähnliches wie einen Funken Freude. Draußen tobte das Unwetter weiter, das die Santa Maria II wie eine Nußschale über das Meer blies. Herinnen waren sie nun wenigstens vor dem Allerschlimmsten geschützt.
    Axel schlug die Augen auf und versuchte sich aufzurichten. „Nein, nein“, murmelte er immer wieder. „Was ist denn?“ fragte Lieselotte. „Ein Hurrikan! Ein Hurrikan! Ich habe ihn gesehen. Er sieht wie eine weiße Säule aus, die vom Meer bis zu den Wolken reicht. Der Hurrikan kommt zu uns. Er wird uns zerbrechen. Es ist vorbei. Wir sind tot!“
    Lilo spürte einen Stich in ihrer Brust. Sie wußte nicht, ob ihr Herz noch schlug oder nicht, aber das war nicht mehr wichtig. Sie packte Axel unter den Armen und schleifte ihn zum Ende des Ganges, wo sich die Kajüte des Kapitäns befand. Sie war der größte Raum auf dem Schiff, und wenn sie schon untergingen, dann dort, hatte das Mädchen beschlossen. „Dominik, Poppi, kommt!“ schrie Lilo. Gehorsam torkelten die beiden jüngeren Knickerbocker zu ihr und ließen sich in die Kabine fallen. Lilo legte Axel auf das Bett und schlug die Kajütentür zu. Sie holte ein Pflaster aus dem Erste-Hilfe-Kasten und klebte es dem Jungen über die Wunde auf der Stirn.
    „Kommt, kommt her!“ sagte sie zu den anderen, die sich sofort neben sie auf das Bett drängten. Die vier Freunde umklammerten einander fest und zogen die Köpfe ein. Noch immer standen nämlich einige nicht befestigte Dinge auf den Regalen, die nun herunterstürzten und gefährlich nahe an ihren Schädeln vorbeisausten. Lilo streckte die Beine aus und stemmte sich gegen die Holzwand des Schrankes, der ein wenig über das Bett ragte. Es gab nun nichts mehr zu tun. Sie waren völlig wehrlos dem Hurrikan ausgeliefert.
    Von ihrem Platz aus konnte Lieselotte durch das Bullauge sehen, und zwischen den Wasserschlieren, die am Glas herunterrannen, erkannte sie tatsächlich die weiße Säule, von der Axel gesprochen hatte.
    Es war ein unglaubliches Schauspiel, das da draußen stattfand. Der Luftwirbel hatte einen so starken Sog, daß er das Wasser aus dem Meer saugte und in die Höhe schleuderte. Wasserhose nennen die Fachleute dieses Phänomen. Doch wenn der Hurrikan das Schiff erreichte, dann würde er mit ihm dasselbe machen. Und eines stand fest: Die Santa Maria II würde wie ein Papierschiffchen zerrissen und zerfetzt werden.
    Immer enger und enger kuschelten sich die vier Freunde aneinander. Sie schrien nicht mehr und sie tobten auch nicht mehr. Sie ließen alles mit sich geschehen und versuchten nur, auf dem Bett zu bleiben, was bereits schwierig genug war.
    Sie schwiegen. Es war wie ein stiller Abschied voneinander. Sie hatten gemeinsam viele Abenteuer bestanden, die sie oft knapp an die Grenze zur Katastrophe geführt hatten, doch diesmal überschritten sie diese Grenze.
    Ein heftiger Ruck erschütterte das Schiff, und ein ohrenbetäubender Knall krachte. Die Köpfe der vier Freunde
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher