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Die Knickerbocker Bande 39 - Das Biest im Moor

Die Knickerbocker Bande 39 - Das Biest im Moor

Titel: Die Knickerbocker Bande 39 - Das Biest im Moor
Autoren: Thomas Brezina
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hatten denselben Gedanken: Wieso haben wir uns nur auf dieses Abenteuer eingelassen?
    „Die Jungen wohnen im Westflügel, die Mädchen im Ostflügel. Es ist strengstens verboten, daß Jungen die Mädchenschule und Mädchen die Jungenschule betreten!“ erklärte Mrs. Woolsey, und ihr Hinweis hörte sich an, als wäre zwischen den beiden Teilen der Schule elektrisch geladener Stacheldraht gespannt.
    „Mädchen, folgt mir!“ sagte sie zu Lilo und Poppi und setzte sich in Bewegung.
    „He, und wir?“ rief Dominik.
    Eine Haustür wurde geöffnet, und ein Mann trat heraus. Er schien einen Besen geschluckt zu haben, so steif war seine Haltung. Mit würdevollen Schritten kam er auf Axel und Dominik zu. Seine Statur war gedrungen, das Haar und der Kinnbart eisgrau, exakt gestutzt und gebürstet.
    Er musterte die neuen Zöglinge von ihren ausgelatschten Sportschuhen bis zu den zerzausten Haaren.
    Schließlich faßte er sich und sagte: „Mein Name ist Vincent MacEliott, ich bin der Direktor von Richardstown. Ihr werdet Haltung annehmen, wenn ich mit euch rede, und euch verneigen, wenn ihr mich auf dem Gang oder im Park der Schule antrefft.“
    Er warf den beiden Knickerbocker-Freunden einen auffordernden Blick zu, den Axel und Dominik vorerst nicht zu deuten wußten. „Wir sollen das jetzt gleich tun!“ fiel Dominik ein: Er warf die Brust heraus, stellte sich wie ein Soldat auf, preßte die Hände gegen die Hosennaht und rief: .Jawohl, Sir!“
    Axel folgte widerwillig seinem Beispiel. Er haßte solchen Drill, aber um nicht gleich bei der Ankunft Ärger zu bekommen, fügte er sich.
    „Schon besser!“ stellte der Direktor fest. Er zog eine Trillerpfeife aus der Hosentasche und blies hinein. Sekunden später tauchte ein etwa 15jähriger Junge auf, der einen dunkelblau-grün-karierten Schottenrock, ein weißes Hemd und einen hellblauen Pulli trug. Mister MacEliott trug ihm auf, die beiden Knickerbocker auf ihr Zimmer zu bringen.
    Der Bursche nickte und gab Axel und Dominik ein Zeichen, ihm zu folgen. Er führte sie durch eine Tür in das Innere des Internatsgebäudes und stieg eine ausgetretene Steintreppe in den dritten Stock hinauf. Vor ihnen lag nun ein langer Gang, in dem sich eine Holztür an die andere reihte.
    „Ich heiße Sam“, stellte sich der ältere Junge vor. „Ich bin der Vorsteher dieses Stockwerks. Zwerge wie ihr haben nur zu tun, was wir Älteren euch sagen. Disziplin ist der oberste Grundsatz dieser Schule, verstanden?“
    „Ich komme mir hier wie auf einem Abrichteplatz vor, wo Hunden das Pfötchengeben und Platzmachen beigebracht wird!“ raunte Axel Dominik auf deutsch zu.
    Sam kniff wütend die Augen zusammen und plusterte sich auf. Er fuhr sich mit den Händen durch das wuschelige Haar, das in der Mitte gescheitelt war, und knurrte: „Was hast du gesagt?“
    „Ich habe das Internat bewundert!“ log Axel.
    Der Vorsteher hob den Kopf, um die beiden Neuen noch mehr von oben herab ansehen zu können, und sagte leise, aber besonders drohend: „Mit mir erlaubst du dir keine Scherze, Kleiner!“ Axel bekam vor Wut einen knallroten Kopf. Niemand, aber auch wirklich niemand durfte auf seine Körpergröße anspielen. Er ballte die Hände zu Fäusten und brüllte: „So nennst du mich nie wieder!“
    Der rechte Mundwinkel Sanis verzog sich zu einem spöttischen Grinsen. Ohne eine Antwort zu geben, machte der Bursche kehrt und riß eine Tür auf.
    Axel und Dominik blickten in ein winziges Zimmer, in das zwei grob gezimmerte Hochbetten gezwängt worden waren. Der Raum unter den Betten bot gerade Platz für einen Schreibtisch und einen kleinen Schrank.
    Die Bewohner des Zimmers, zwei rothaarige Jungen in Axels Alter, wirbelten in die Höhe und standen stramm. Sam schien über ihren Gehorsam sehr entzückt zu sein. Er schleuderte die Tür zu und riß die nächste auf. Das Schauspiel wiederholte sich.
    Erst hinter der vierten Tür befand sich das Zimmer, das Axel und Dominik beziehen sollten. An den Fußenden der Betten lag das braune Bettzeug, am Kopfende türmten sich muffige Wolldecken und Kissen, aus denen alte Daunen quollen. Auf dem Schreibtisch nahmen die Jungen schwarze Hosen, zwei Kilts, hellblaue Pullis und weiße Hemden aus.
    „In Richardstown ist diese Uniform Pflicht!“ brüllte Sam.
    „Ich ziehe keinen Rock an, ich bin doch kein Mädchen!“ brummte Axel.
    Der ältere Junge grinste immer widerlicher und sagte dann scharf: „In zehn Minuten hole ich die Klamotten, die ihr mitgebracht habt.
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