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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)
Autoren: Kelly McCullough
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weiblich, und ich nahm einen furchtsamen Unterton darin wahr. »Resshath Triss? Seid ihr es? Haben wir nach all der Zeit wirklich noch andere Überlebende gefunden?«
    Enthülle uns, Triss.
    »Ich bin es«, sagte ich, als er tat, wie geheißen. »Und wenn wir mit unserer Vermutung richtig liegen, musst du Faran sein.«
    »Oh, Namara sei Dank.«
    Sie erwischte mich mit einer Mischung aus einer Umarmung und einem Ringergriff und stieß mich an die kurvenförmig angeordneten Mauerziegel hinter mir. Ich wickelte mehr oder weniger instinktiv die Arme um sie, und plötzlich lagen wir einander heulend in den Armen. Es machte nichts, dass wir damals, im Tempel, praktisch nichts miteinander zu tun gehabt hatten oder dass wir verschiedenen Generationen angehörten. Das Einzige, was zählte, war, dass wir eine Vergangenheit teilten, die nun füruns beide verloren war, eine Vergangenheit, die so wenige Leute auch nur ansatzweise verstehen konnten.
    Ohne dass ich ihn darum gebeten hätte, bediente sich Triss an meinem Nima, um ein sehr schwaches Magierlicht zu rufen und den temporären Zauber in einem der Mauerziegel zu verankern, damit ich Faran mit eigenen Augen sehen konnte. Lange sah ich nur ihren Hinterkopf und das wirre, schmutzig braune Haar, das ihr über den Rücken fiel, und das reichte mir. Selbst der Gestank des angeschwollenen Stroms im Hauptkanal konnte meine Freude, sie lebend gefunden zu haben, nicht dämpfen.
    »Ich bin in derben Schwierigkeiten«, sagte sie an meiner Brust, als der erste Tränenfluss versiegt war.
    »Ich weiß. Wir bringen das in Ordnung. Wir müssen nur den verdammten Ring seinem rechtmäßigen Eigentümer zurückgeben, und alles wird gut. Ich kümmere mich darum.«
    »Wirklich?« Sie lugte zu mir empor, und ich sah zum ersten Mal ihr Gesicht. Darin erblickte ich Hoffnung. Hoffnung und Furcht und Falten, wie sie nur ein Schmerz hinterlassen konnte, den keine Fünfzehnjährige je erdulden müssen sollte.
    »Ich verspreche es. Zuerst müssen wir dich hier rausbringen, und dann sorgen wir dafür, dass du den Ring übergeben kannst. Ich werde mich um alles kümmern.«
    Nun machte sie ein langes Gesicht. »Kann ich ihn dir nicht einfach jetzt geben?«
    Ich war ehrlich schockiert. »Willst du damit sagen, dass du ihn bei dir hast?« Von außen betrachtet hatte sie über lange Strecken so einen schlauen Eindruck hinterlassen, dass mir der Gedanke, sie könnte alles aufs Spiel setzen, indem sie ihre einzige Lebensversicherung mitten in feindlichem Territorium mit sich herumtrug, verrückt vorkam.
    »Natürlich nicht. Er ist im Immerfinster, aber Ssithra kann ihn jederzeit zurückholen.«
    »Was?«, fragten Triss und ich gleichzeitig. »Wie?«
    »Das ist ein Bann, den ich mir selbst ausgedacht habe, basierend auf etwas, das Meisterin Siri einmal über das Falten von Schatten und das Bewegen von Dingen im Immerfinster gesagt hat.«
    Das rief eine Erinnerung an Siri wach, die etwas ganz Unmögliches gemacht hatte, von einem Schatten zu einem anderen gewandelt war, und anschließend zu erklären versucht hatte, warum das nicht nur gefährlich war, sondern auch ungeeignet für die praktische Anwendung. Sie hatte eine Menge geschwafelt über fortgeschrittene Magietheorie und Mathimagie, und das Gespräch hatte mir Kopfschmerzen bereitet. Ich hatte sie nie wieder danach gefragt.
    »Warte«, sagte Faran. »Es ist einfacher, wenn ich es dir zeige, statt dir davon zu erzählen. Ich finde dafür nicht die passenden Worte. Aber ich brauche mehr Licht. Ssithra?«
    Erstmals blickte ich mich nach Farans Finsterling um und fand Ssithra an der gekrümmten Wand, wo er als Schattenphoenix die Nase an der von Triss’ Drachengestalt rieb.
    Dann, als Faran sich von mir entfernte und ein paar Meter weit in den Zuflusskanal ging, veränderte sich Ssithra und spiegelte den Schatten ihrer menschlichen Vertrauten. Ich verstärkte den Zustrom an Nima zu unserem temporären Magierlicht   – vorwiegend eine kontrollierte Anwendung der gleichen Art von niederer Magie, wie sie auch in einem magischen Feuer zum Einsatz kam. Die Herstellung der dauerhaften Variante erforderte weitaus kunstvollere Magie und eine Menge Energie.
    Das Licht offenbarte eine ausgewaschene und ziemlich ramponierte Abwasserlandschaft, in deren Wänden etliche Ziegel fehlten. Der Hauptkanal sah eher aus wie ein ausgetrocknetes Bachbett als ein ordentlich gewarteter Abwasserkanal. Ob das allerdings an den Verstopfungen oben in den Alten Stallungen lag oder
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