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Die Klinge: Roman (German Edition)

Die Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge: Roman (German Edition)
Autoren: Richard Laymon
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Lester.
    Gut, vielleicht nicht alle.
    Aber die meisten Mitglieder des Veranstaltungskomitees der Grand Beach Highschool schienen sich Alkohol, Gelächter, selbstherrlichem Getue und Flirts verschrieben zu haben.
    Lester hatte von Helen schon einiges über ihre Treffen gehört, doch dieses war das erste, bei dem er zugegen war.
    Weil Helen beschlossen hatte, es in ihrem Haus abzuhalten.
    Vielen Dank, dass du mir den Samstagabend vermiest, dachte er.
    Nachdem sie ein paar Stunden damit verbracht hatten, Pläne für die in knapp zwei Wochen stattfindende Halloween-Party der Lehrer zu schmieden – der angebliche Zweck dieses Treffens –, hatten sie sich im Raum verteilt, um ausgiebig zu trinken und herumzualbern.
    Es war kein Ende in Sicht.
    Wird Zeit, mich abzusetzen, dachte Lester. Es spricht sowieso keiner mit mir. Ich bin nur der armselige Versager, der mit Helen verheiratet ist. Nicht einmal ein Lehrer.
    Unter diesen Leuten ist man der letzte Dreck, wenn man kein Lehrer ist.
    Ein Haufen überheblicher Ärsche.
    Betrunkene, überhebliche Ärsche.
    In der Absicht, sich im Schlafzimmer zu verkriechen, bis der Spaß vorüber war, durchquerte Lester das Wohnzimmer. Doch jemand hielt ihn von hinten am Arm fest. Verärgert blickte er über die Schulter.
    Und sah Emily Jean Bonner, die ihn anlächelte.
    Emily Jean, die alternde und bedauernswerte Südstaatenschönheit der Grand Beach High. Sie war mindestens fünfzig Jahre alt – wahrscheinlich eher an die sechzig –, stellte aber immer noch einen flammend roten Haarschopf und einen sprühenden Geist zur Schau.
    »Genau nach Ihnen habe ich gesucht, Mr. Bryant«, sagte sie in ihrem weichen, schleppenden Tonfall.
    Noch schleppender als sonst, dachte Lester, wegen der Martinis, die sie sich genehmigt hat.
    »Was halten Sie von unseren Plänen für die Halloween-Party?«
    »Hört sich gut an.«
    »Das finde ich auch. Natürlich würde ich es bevorzugen, wenn die Kostümierung nicht freiwillig, sondern verpflichtend wäre. Ich bin der Meinung, jeder sollte verkleidet kommen. Dann wäre es viel feierlicher. Viel mehr Halloween , finden Sie nicht auch?«
    »Ja, das stimmt«, sagte Lester.
    » Sie werden doch kostümiert erscheinen, oder?«
    Wenn ich bei dem Mist überhaupt mitmachen muss.
    »Wahrscheinlich schon«, sagte er.
    »Ich habe mich noch nicht entschieden, was ich anziehe. Haben Sie vielleicht eine Idee für mich?«
    »Wie wär’s mit einer Verkleidung als Georgia-Pfirsich?«
    Lachend tätschelte sie seine Schulter. »Sie sind wirklich ein Spaßvogel, Mr. Bryant. Vielleicht sollte ich tatsächlich als Pfirsich kommen.« Sie ließ die linke Hand auf seiner Schulter liegen, hob mit der rechten das Glas und nippte an ihrem Martini. »Und als was werden Sie sich verkleiden?«
    »Ich könnte als Der Unsichtbare kommen.«
    »Ah! Das wäre … ungewöhnlich.« Sie nahm die Hand von seiner Schulter und sah sich um, als suchte sie jemanden.
    »Also«, sagte Lester, »wir sehen uns. War schön, mit Ihnen zu reden, Emily …«
    Sie griff nach seinem Handgelenk. »Oh, Sie brauchen nicht wegzurennen. Ich habe nur Ihr Haus bewundert. Es ist wirklich ganz bezaubernd.«
    »Es ist okay«, sagte Lester und dachte, es gefiele ihm viel besser, wenn es nicht ein Geschenk von Helens Eltern gewesen wäre. Gut, kein richtiges Geschenk. Sie hatten ihr die Anzahlung geliehen. Fast dasselbe.
    »Die Lage ist günstig für Helen«, erklärte Lester. »Und es sind nur zwanzig Minuten bis zur Blessed Virgin.«
    »Sie sind der Bibliothekar dort?«
    Lester fragte sich, ob Helen das allen Lehrerkollegen erzählte, um ihr Gesicht zu wahren. »Nein, in Wirklichkeit bin ich nur Sekretär in der Bibliothek. Ich muss erst noch meinen Abschluss machen, bevor ich ein richtiger Bibliothekar werden kann.«
    »Braucht man dazu einen Uniabschluss?«
    »Ja, so was in der Art.«
    »Machen Sie den an der U.C.L.A.?«
    »An der U.S.C.«
    »Ah, ein Trojaner.«
    Obwohl die Studenten an der U.S.C. wegen der trojani schen Statue auf dem Gelände so genannt wurden, musste Lester dabei immer an die Kondommarke Trojan denken. Doch Emily Jean gegenüber erwähnte er das nicht.
    »Wie lange dauert es noch, bis Sie fertig sind?«, fragte sie.
    »Zwei Jahre noch, wahrscheinlich.«
    Noch zwei Jahre, in denen Helen dreimal so viel verdiente wie er. Und selbst mit dem Abschluss – wer garantierte ihm, dass er eine Anstellung als Bibliothekar finden würde?
    »Es muss fantastisch sein, mit diesen ganzen Büchern zu arbeiten«,
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