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Die Klinge des Löwen 01

Die Klinge des Löwen 01

Titel: Die Klinge des Löwen 01
Autoren: Walter Weil
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Husen nickte und sah ihn unsicher an. Umständlich, wie es
seine Art war, begann er: „Mein Weib meint...oder, besser
gesagt, ich habe mich gefragt...also, um es kurz zu machen - tragt
Ihr Euch immer noch mit dem Gedanken, samt Euren Leuten meine Burg zu
verlassen? Ihr habt damit gedroht...oder vielmehr, Ihr habt es
erwähnt bei unserem Disput im Torbau.“
    „ O
ja“, erklärte Dietrich brüsk. „Das ist
beschlossen.“
    Er
sah nicht ohne Befriedigung, daß sein Gastgeber sichtlich
verlegen war und dieser sich in seiner Gegenwart offenbar recht
unbehaglich fühlte. Gleichzeitig aber stieg in Dietrich der
Ärger darüber auf, daß ihm keine Sitzgelegenheit
angeboten wurde. Er kam sich, je länger es dauerte, wie ein
gewöhnlicher Page vor, der vor seinem Herrn Rede und Antwort
stehen muß. Der Zorn wallte in ihm auf. „Sobald sich die
Möglichkeit abzeichnet, reisen wir weiter“, sagte er hart
und schickte sich an, die Halle zu verlassen.
    „ So
wartet doch!" rief Werner von Husen in nervösem Ton. "Habt
ihr Euch schon überlegt, daß ihr dem Geroldsecker in die
Hände fallt, sobald ihr das Burgtor durchschritten habt?“
    „ Nun,
das ist das Problem, wodurch bisher jede Möglichkeit zur Flucht
vereitelt wurde. Wir müssen prüfen...“
    Das
anhaltend laute Tuten zweier Hörner, das im Burghof erschallte,
unterbrach ihn.
    „ Verflucht,
das ist wieder die Torwache!“ rief der Waffenmeister und sprang
auf. „Was jetzt wohl für eine Schweinerei im Gange sein
mag?“
    „ Sieh
nach, was los ist“, befahl der Burgherr, der sich jetzt
ebenfalls erhob und begann, nervös auf und ab zu gehen. Während
der Waffenmeister eilig die Halle verließ, froh, die gespannte
Atmosphäre hinter sich lassen zu können, streifte Werner
von Husen seinen Gast mit einem mißmutigen Blick. „Mir
scheint, Ihr habt nichts als Schwierigkeiten für uns in Eurem
Reisegepäck!“
    „ Mit
Verlaub“, entgegnete Dietrich eisig. „Es war nicht meine
Idee, Euch aufzusuchen.“
    Werner
von Husen winkte beschwichtigend ab. „Ja, ja, schon gut, schon
gut! Wenn mein Bruder etwas diplomatischer wäre, hätte sich
der Geroldsecker nicht mit ihm überworfen.“
    „ Ihr
meint, mit Duckmäusertum ließe sich die Fehde vermeiden?“
    „ Ach,
wer redet denn davon! Man muß halt Kompromisse schließen
- hier ein bißchen nachgeben, dort ein bißchen fordern.
Man muß miteinander reden, versteht Ihr? Dann kann man manches
aushandeln und gefährliche Verwicklungen vermeiden.“
    „ Das
Dumme ist nur, daß Urban von Geroldseck weder reden noch
zuhören will. Und sein Sohn scheint ohnehin ein blutiger
Raufbold zu sein, der zuerst mit dem Schwert draufhaut und dann
redet, indem er dem Unterlegenen seine Bedingungen diktiert.“
    Die
Tür wurde aufgerissen, und Heinrich stürzte in die Halle,
außer Atem vom schnellen Lauf.
    „ Da
soll der Beelzebub dreinschlagen, Herr! Vor unseren Mauern wälzen
sich helle Haufen des Feindes den Hügel herauf. An die fünfzig
Berittene, ein gutes Dutzend mit Bannern an den Lanzen. Das bedeutet,
der Geroldsecker schickt nicht nur Söldner, sondern auch einige
seiner Vasallen ins Gefecht. Angeführt werden sie, Ihr werdet's
kaum glauben, von Egeno. Anscheinend hat er sich bereits wieder
erholt. Den Berittenen folgen Scharen bewaffneten Fußvolks, an
die zweihundert Mann dürften es sein. Sie sind dabei, die Burg
von drei Seiten einzuschließen.“
    Werner
von Husen war erbleicht und hatte mit steinernem Gesicht zugehört.
Es schien Dietrich, als ob die sich gefährlich zuspitzende Lage
die ohnehin geringe Entschlußkraft des Burgherrn vollends
lähmte.
    „ Was
ist mit der vierten Seite?“ fragte Dietrich.
    „ Die
Ostseite ist uneinnehmbar“, antwortete der Waffenmeister. „Die
Mauer steht dort nahe dem Rande einer fast senkrecht abfallenden
Felswand, neunzig Ellen tief. Und an dieser Stelle bietet sich sogar
eine Fluchtmöglichkeit, falls jemals ein Feind die Husenburg
stürmen sollte.“
    Dietrich
starrte ihn erstaunt an. „Was sagt Ihr da? „Es wäre
also möglich, aus der Burg ungesehen herauszukommen?“
    „ Nun,
bei den Ställen befindet sich ein schmales Tor in der Mauer,
kaum sichtbar, weil der Roßstall bis kurz davor reicht. Es
führt auf die Ostseite hinaus und ist als allerletzter Ausweg
zur Flucht gedacht. Benutzt wurde es nie.“
    „ Kann
auch ein Roß das Tor durchqueren?“
    Heinrich
überlegte. Er warf dem Burgherrn einen fragenden Blick zu.
Dieser ging immer noch nervös auf und ab. Unwirsch
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