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Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Titel: Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)
Autoren: Michael Tsokos
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Geschäftsführung wegen Arbeitsunterbrechung und Imageschaden. Aber wenn er zwei und zwei zusammenzählt, bleibt ihm gar keine Wahl. Er greift erneut zum Telefon. Diesmal wählt er die 110.

    Am späten Nachmittag treffen ein Streifenwagen und ein Zivilfahrzeug der Polizei auf dem Recyclinghof ein. Die Beamten inspizieren die Damenumkleide und den Toilettenraum und nehmen eine Vermisstenanzeige auf. Obwohl in den Morgenstunden alles geputzt worden ist, entdecken die erfahrenen Polizisten sofort etliche Blutspuren am Heizkörper und an den Wandkacheln.
    Sie stellen den Rucksack vor dem Toilettenfenster sicher und finden darin eine Geldbörse mit dem Personalausweis von Nadine Gastrow. Kurz darauf stoßen sie auf den Plastikbeutel hinter der kleinen Mauer, der Unmengen blutiger Papiertücher und ein blutverschmiertes Messer enthält. Daraufhin übergeben sie den Fall an ihre Kollegen vom Kriminaldauerdienst. Alles spricht dafür, dass Nadine Gastrow in der Umkleide Opfer eines Gewaltdelikts geworden ist.
    Gegen 17 Uhr trifft Kriminaloberkommissar Sven Peters ein. Er wird die Suche nach Nadine Gastrow leiten. Vierzig Mann von Bereitschaftspolizei und Feuerwehr sollen den weitläufigen Wertstoffhof mit seinen zahlreichen Hallen, unzähligen Containern und Schuppen durchkämmen.
    »Wir gehen davon aus, dass Nadine Gastrow noch auf dem Gelände ist«, sagt Peters bei einer kurzen Ansprache. »Möglicherweise ist sie schwer verletzt. Es kommt also auf jede Minute an.«
    Die Suche wird durch Frost und starken Schneefall erschwert. Zwei Tage lang drehen die Suchtrupps jeden Stein um, leeren jeden einzelnen Container aus, stochern in Bergen von Pappe, Lumpen und Plastik.
    Oberkommissar Sven Peters ist die ganze Zeit vor Ort und treibt seine Leute an. Der Mittdreißiger ist bei den Kollegen für seinen »guten Riecher« bekannt. Er war sich von vornherein sicher, dass sich die Vermisste irgendwo hier auf dem Gelände befinden muss. Aufgrund der klirrenden Kälte hat sie bloß eine winzige Überlebenschance, selbst wenn sie bei dem Überfall in der Damenumkleide nicht lebensgefährlich verletzt worden ist, sondern »nur« irgendwo auf dem weitläufigen Gelände gefangen gehalten wird.

    Am 9. Januar, drei Tage nach ihrem Verschwinden, wird in dem Container für Drahtabfälle ein länglicher Plastiksack entdeckt. Peters ordnet an, den Container vorsichtig, Schicht um Schicht, zu leeren. Spezialisten von der Feuerwehr schneiden den Plastiksack mit dem Schneidbrenner aus einem Gewirr aus Draht und Metallstreben heraus.
    Als die Tote schließlich freigelegt ist, stockt Sven Peters und allen Anwesenden der Atem. Der Leichnam bietet einen makabren Anblick. Er ist gefroren, Kopf und Rumpf sind von Plastik bedeckt. Die auf den Rücken gefesselten Hände, die zerfetzte und blutbeschmierte Oberbekleidung, der entkleidete Unterkörper und die nur noch an einem Fußknöchel hängende Beinbekleidung verraten mehr als genug. Nadine Gastrow ist einem brutalen Sexualmörder zum Opfer gefallen.

    Um 15 Uhr trifft Kriminalhauptkommissar Jan Drechsler im Recyclinghof ein. Nach einem Blick auf die Leiche ruft er bei uns im Institut für Rechtsmedizin an und bittet darum, den diensthabenden Rechtsmediziner zum Fundort zu schicken.
    »Die Leiche ist gefroren und kann erst obduziert werden, wenn sie aufgetaut ist«, erklärt er. »Das kann dauern. Aber so lange können wir nicht warten. Wir brauchen so schnell wie möglich verwertbare Hinweise auf den Täter.«
    Meine Kollegin Dr. Yvonne Pfingst macht sich auf den Weg zum Recyclinghof. Mitsamt der Plastikumhüllung, die an ihrem Kopf und Oberkörper festgefroren ist, wird die Tote in eine nahe gelegene Halle gebracht. Dort wird sie in Anwesenheit von Dr. Pfingst entkleidet. Die Rechtsmedizinerin nimmt eine erste äußere Leichenschau vor.
    Die Bekleidung der Toten wird zur weiteren Untersuchung asserviert. Dr. Pfingst nimmt auch bereits erste Abstriche von der Toten für DNA-Untersuchungen und zum Sperma-Nachweis, soweit das trotz des gefrorenen Zustands der Leiche möglich ist. Polizeifotografen dokumentieren jeden Untersuchungsschritt mit Fotoapparat und Videokamera. Anschließend wird die Leiche zu uns ins rechtsmedizinische Institut gebracht, damit sie nach dem vollständigen Auftauen obduziert werden kann.
    Bereits nach der ersten äußeren Leichenschau kann Dr. Pfingst den Kriminalbeamten mitteilen, dass Nadine Gastrow mit hoher Wahrscheinlichkeit vergewaltigt wurde, bevor sie durch
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