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Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Titel: Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)
Autoren: Michael Tsokos
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Stiche in den Rücken verblutete.
    Die Tatzeit lässt sich zunächst nur grob auf den Zeitraum zwischen 22 Uhr und 00:30 Uhr festlegen, also zwischen dem Ende der Spätschicht und dem Auffinden der Blutspuren durch Christa Hallberg.

    Am nächsten Tag werden sämtliche Mitarbeiter des Recyclinghofs von den Ermittlern befragt. Hat einer von ihnen eine betriebsfremde Person beobachtet, die sich am 7. Januar abends in der Nähe der Damenumkleide herumtrieb? Ist jemandem irgendein Detail aufgefallen, das von den routinemäßigen Betriebsabläufen abwich?
    Die Kommissare lassen sich von der Geschäftsführung der Recyclingfirma eine Liste der Lkw-Fahrer geben, die am fraglichen Tag auf dem Gelände zu tun hatten. Natürlich kommen die männlichen Kollegen von Nadine Gastrow ebenso als Täter in Frage, aber solange kein konkreter Tatverdacht vorliegt, werden sie nur als potenzielle Zeugen vernommen.
    Kevin Ferber gerät relativ schnell in den Fokus der Ermittler. Oberkommissar Sven Peters fällt sofort auf, dass der junge Gabelstapler-Fahrer offenbar etwas zu verbergen hat. Seine Antworten sind vage, und vor allem stimmen sie nicht mit den Aussagen seiner Kollegen überein.
    Zuerst behauptet Kevin Ferber, zur fraglichen Zeit nicht einmal in der Nähe des Umkleidebereichs gewesen zu sein. Oberkommissar Peters konfrontiert ihn mit der Aussage von Jan Friedrich: Kevin Ferber habe sich mehrfach von seinem Arbeitsplatz entfernt und als Erklärung angegeben, dass er auf der Toilette war, weil er sich übergeben musste.
    »Ja, stimmt«, räumt Kevin Ferber schulterzuckend ein. Aber in der Damenumkleide sei er nicht gewesen.
    Am nächsten Tag wird er erneut vernommen. »Wo haben Sie sich in der Nacht vom 7. auf den 8. Januar zwischen ein und zwei Uhr aufgehalten?«, will Peters von ihm wissen.
    »Da war ich die ganze Zeit an der Presse«, antwortet Kevin Ferber.
    Oberkommissar Peters liest ihm einen Auszug aus der Aussage des Altmetall-Sortierers Sky Krapottke vor: »Zu meinem großen Erstaunen ist mir Kevin Ferber gegen 01:30 Uhr begegnet, als er mit dem Radlader bei starkem Schneetreiben auf den im Freien befindlichen Drahtcontainer zugesteuert ist. Der Schaufelarm war in senkrechte Position gebracht, so dass ich nicht feststellen konnte, was die Schaufel enthielt.«
    Kevin Ferber wird zusehends unruhiger.
    »Was haben Sie mit dem Radlader transportiert?«, fragt ihn Peters. »Oder sollte ich besser fragen: Wen? «
    Der junge Mann beginnt zu stottern. Er sei »nur so« mit dem Radlader durch die Gegend gefahren, weil das »ein geiler Apparat« sei. Dabei rutscht er auf seinem Stuhl hin und her.
    Der Oberkommissar ist sich fast sicher, dass er den Täter vor sich hat. Er lässt Kevin Ferber unter der Aufsicht zweier Uniformierter in dem improvisierten Vernehmungsraum zurück und bespricht sich nebenan mit seinem Vorgesetzten Jan Drechsler.
    Mittlerweile haben sie die Vernehmung der anderen Recyclinghof-Mitarbeiter abgeschlossen, ohne auf einen Verdächtigen zu stoßen. Auch die Liste der Lkw-Fahrer haben die Ermittler abgearbeitet, doch alle Trucker haben für die Tatzeit ein Alibi.
    Dagegen hat sich Kevin Ferber zur Tatzeit offenbar mehrfach im Umkleide- und Sanitärbereich aufgehalten. Außerdem hat er ausgerechnet den Container, in dem die Tote gefunden wurde, mit dem Radlader angesteuert. Seine Erklärungen für dieses verdächtige Verhalten sind mehr als dürftig – selbst wenn man berücksichtigt, dass sein verbales Ausdrucksvermögen sehr eingeschränkt ist.
    Die beiden Kommissare beschließen, das Obduktionsergebnis abzuwarten, bevor sie Kevin Ferber erneut vernehmen – dann offiziell als Tatverdächtigen, nicht mehr nur als Zeugen.

    Meine Kollegin Dr. Yvonne Pfingst und ich führen die Obduktion am Folgetag gemeinsam durch. Schon die äußere Besichtigung der inzwischen aufgetauten Leiche beweist, dass der Täter mit äußerster Brutalität vorgegangen sein muss. Die punktförmigen Einblutungen in die Augenlid- und Augenbindehäute sind klare Anzeichen für eine massive Strangulation. Das gilt ebenso für rötliche Hautschürfungen an ihrer linken Halsseite. Die Schlussfolgerung liegt nahe, dass Nadine Gastrow mit dem schwarz-rot-goldenen Fan-Schal gedrosselt worden ist, den sie bei ihrer Auffindung im Drahtcontainer noch immer eng um den Hals geknotet trug.
    Überdies künden zahlreiche Hauteinblutungen von dem Martyrium, das sie vor ihrem Tod durchlitten hat. Wir finden frische Hämatome im Gesichts- und
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