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Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)

Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)

Titel: Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)
Autoren: Ralf Husmann , Sonja Schönemann
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neue, teure Echtholzparkett in Richtung Schlafzimmer. Weil Rainer Macken im Parkett aufregen. Mir doch egal, dass auch ich das zur Hälfte bezahlt (und verlegt) hatte.
    Ich rief die erstbeste Freundin an und ließ mich lang und breit über meinen eifersuchtslosen Freund aus, dem ich offenbar völlig am Arsch vorbei ging. Zwei Sätze später waren wir beim Thema Janosch und der Frage, ob der immer noch so lustig wär wie früher. »Sogar noch lustiger als Rainer«, bestätigte ich, »außerdem hat er jetzt eine eigene Kommunikationsagentur.« Wir wussten beide nicht, was das genau ist, waren aber beeindruckt. Anschließend fand ich viele neue Worte für den Vorwurf, dass Rainer nicht eifersüchtig war …
    Als er eine Stunde später ins Bett kam, war ich kurz davor, wieder an Wunder zu glauben. Nicht nur, dass mein Kerl sich bei mir für sein Verhalten in der Kneipe entschuldigte. Er gab sogar zu, dass ich es wert bin, jeden Typen ungespitzt in den Boden zu wemmsen, der mir seine Hand auf die Hand legt und so »Hallo« zu mir sagt wie Janosch. Ich verstand die Welt nicht mehr. Irgendwas musste ich gesagt haben, das ihn umgestimmt hatte. Ich hatte die Zauberformel gefunden, die Männer verändert und nicht Viagra heißt. Sollte ich drauf kommen, was es war, würde ich viel Geld und Ruhm ernten … leider kam ich nicht drauf, und nach so einem eindeutigen Sieg fragt man ja den Verlierer nicht, was genau ihn erledigt hat.
    Kurz vorm Einschlafen, locker zehn Minuten nach dem Versöhnungssex, kam dann doch noch was von ihm. Geflüstert, leise, fast unhörbar. »Du findest aber jetzt nicht ernsthaft, dass der Janosch lustiger ist als ich, oder …?«

Ach, deswegen steht auf diesem ollen Bierdeckel hier »6 x Orgasmus« …
    Was hast du denn gedacht? Dass das ein Gutschein ist?
    Nee, wobei das wär natürlich nicht schlecht, dann hätten wir schon ein Programm für heute Abend …
    Süß, aber sechs Mal für einen Mann deines Alters heißt, du müsstest mindestens fünf Mal vortäuschen.
    Hallo?! Ich bin in den besten Jahren!
    Das denken Männer in jedem Alter. Aber apropos »Jugend vortäuschen«, schau mal, was ich hier habe: Konzertkarten!
    Oh, ich erinnere mich …

Die Sache mit den Konzerten

    Indianer kennen keinen Schmerz. Männer schon. Der Schmerz ist ein Indianer, der sich unauffällig anschleicht, einen umzingelt und am Marterpfahl langsam mürbemacht. Es kommt ganz automatisch, wenn man die Mitte Dreißig  überschritten hat.
    Ich jedenfalls brauche so langsam Ganzkörper-Viagra. Ich kann nicht mehr stehen. Ramona und ich waren neulich auf einem Rock-Konzert, und ich hatte schon nach der Vorgruppe Rückenschmerzen. Beim Hauptact drängte Ramona nach vorn zur Bühne und ich nach hinten zur Theke, weil die Band aus tätowierten jungen Kerlen bestand und die Thekenbesatzung aus tätowierten jungen Frauen.
    Das ist die offizielle Wahrheit. Die wirkliche Wahrheit ist, dass ich inständig hoffte, an der Theke gäbe es Barhocker oder irgendwas anderes zum Sitzen. Gab es nicht. Dafür allerdings schenkte mir eine der strubbeligen Thekenfrauen eine als Lächeln verkleidete Versautheit. Eine Art Gesichtsdessous. Sie zog sich mit Blicken aus. Ich lächelte sparsam zurück, so wie ich es bei Steve McQueen gelernt habe. Die kunstvoll verstrubbelte Frau beugte sich vor und sprach mich an. Und zwar mit dem Satz: »Kann ich Ihnen helfen?«
    Ein Satz wie eine Faust. Mit diesem Satz haben sich Simone Rethel und Jopie Heesters kennengelernt. »Kann ich Ihnen helfen?« Als stünde ich hilflos an der Straßenkreuzung. »Ich werd’ dir helfen, Struwwelpetra!«, dachte ich fluchend duzend zurück und sagte zu ihr: »Machste mir ’n Bier?« Lässig, locker, jugendlich.
    Sie konterte ungerührt mit: »Wollen Sie ’n alkoholfreies?« Weniger eine Frage als eine Empfehlung. So wie die erfahrene Nutte den Opa fragt, ob er sich den ganzen Stress mit dem Sex wirklich noch mal zumuten will, weil sie keinen Bock hat, dass ihr der Alte im Bett abkratzt. In der Frage der Thekenschlampe schwang auch die leichte Sorge mit, dass mich ein echtes Bier in Kombination mit der lauten Musik womöglich aus den Schuhen haut. Mein zynisches »Haben Sie auch Milch?« wurde einfach ignoriert. Ich bekam ein warmes Bier ohne Schaum und ohne Lächeln. Und gab kein Trinkgeld.
    Zwischen Theke, Tür und Toilette standen andere Männer an den Wänden und sahen mir ähnlich. Alle wippten ein bisschen. Es war schwer zu sagen, ob es ein Frühstadium von
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