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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant
Autoren: Jules Verne
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wurden! Dieser Gegenstand hatte bereits lange sich im Meere aufgehalten, bevor er von einem Haifisch in seinen Bauch aufgenommen wurde.
    – Es ist unmöglich, Ihre Ansicht nicht zu theilen, entgegnete der Major, und unter’m Schutz seiner versteinerten Umhüllung ist das zerbrechliche Gefäß im Stande gewesen, eine weite Reise zu machen.
    – Aber woher kommt sie? fragte Lady Glenarvan.
    – Warte, liebe Helena, warte; man muß mit den Flaschen Geduld haben. Irre ich nicht sehr, so wird diese selbst auf alle unsere Fragen antworten.«
    Und mit diesen Worten machte Glenarvan sich daran, die harten Stoffe, welche die Mündung deckten, abzukratzen; bald kam der Korkstöpsel zum Vorschein, aber vom Meerwasser stark beschädigt.
    »Ein schlimmer Umstand, sagte Glenarvan, denn wenn ein Papier darinnen ist, wird es in üblem Zustand sein.
    – Das ist wohl zu besorgen, erwiderte der Major.
    – Ich füge bei, fuhr Glenarvan fort, daß diese schlecht verwahrte Flasche bald untersinken mußte, und es war ein Glück, daß jener Fisch sie verschlungen hat, um sie uns an Bord des Duncan zu bringen.
    – Ohne Zweifel, versetzte John Mangles, doch wäre es besser gewesen, man hätte sie auf offener See unter einem bestimmten Grad Länge und Breite aufgefischt. Dann hätte man durch Berechnung der Luft-und Meer-Strömungen herausbringen können, welchen Weg sie gemacht hat; aber bei einem Ueberbringer, wie dieser, bei diesen Haifischen, die gegen Wind und Strom schwimmen, weiß man nicht, woran man ist.
    – Wir werden es bald sehen«, erwiderte Glenarvan.
    Zugleich nahm er den Stöpsel höchst vorsichtig heraus, und ein starker Salzgeruch verbreitete sich auf dem Hinterverdeck.
    »Nun? fragte Lady Helena mit echt weiblicher Ungeduld.
    – Ja! sagte Glenarvan, ich irrte nicht! Da sind Papiere!
    – Urkunden! Urkunden! rief Lady Helena.
    – Nur, erwiderte Glenarvan, scheinen sie vom Wasser angefressen, und man kann sie nicht herausbringen, weil sie an den Wänden der Flasche fest hängen.
    – So schlagen wir sie entzwei, sagte Mac Nabbs.
    – Ich möchte sie lieber unversehrt lassen, entgegnete Glenarvan.
    – Ich auch, versetzte der Major.
    – Allerdings, sagte Lady Helena, aber der Inhalt ist werthvoller als die Umhüllung, und man muß lieber diese jenem opfern.
    – Wenn Ew. Herrlichkeit nur den Hals abschlagen, sagte John Mangles, wird man die Urkunde ohne Beschädigung herausnehmen können.
    – Laß sehen, lieber Edward!« rief Lady Glenarvan.
    Man konnte nicht leicht anders verfahren, und Lord Glenarvan entschloß sich, den Hals der kostbaren Flasche zu zerschlagen. Man mußte einen Hammer gebrauchen, weil die Umhüllung hart wie Granit war. Bald fielen die Stücke auf den Tisch, und man gewahrte einige Stücke Papier, die aneinander hingen. Glenarvan nahm sie vorsichtig heraus, löste sie von einander und breitete sie vor den Augen aus, während Lady Helena, der Major und der Kapitän sich um ihn drängten.
Zweites Capitel.
Die drei Documente.
    An den vom Meerwasser halb zerstörten Stückchen Papier konnte man nur einige Worte gewahren, unentzifferbare Reste fast völlig verwischter Zeilen. Lord Glenarvan untersuchte sie einige Minuten lang achtsam, kehrte sie um und herum, hielt sie gegen das Licht, betrachtete die geringsten Schriftspuren, welche vom Meere verschont waren, dann richtete er den Blick auf seine Freunde, die ihn mit gespannten Augen ansahen.
    »Es sind hier, sagte er, drei verschiedene Documente, vermuthlich drei Copien desselben Stückes in dreifacher Uebersetzung, englisch, französisch und deutsch. Die wenigen Worte, welche noch vorhanden sind, lassen mir darüber keinen Zweifel.
    – Aber diese Worte enthalten doch wohl einen Sinn? fragte Lady Glenarvan.
    – Es läßt sich nichts Bestimmtes darüber sagen, liebe Helena; die auf den Documenten stehenden Worte sind sehr verstümmelt.
    – Vielleicht ergänzen sie sich gegenseitig? sagte der Major.
    – So muß es wohl sein, erwiderte John Mangles; unmöglich hat das Seewasser diese Zeilen gerade an denselben Stellen angefressen, und wenn man die Reste der Worte neben einander hält, wird man am Ende einen verständlichen Sinn herausbekommen.
    – Das wollen wir gleich thun, sagte Lord Glenarvan, aber gehen wir mit Methode zu Werke. Hier zuerst das englische Exemplar.«
    Auf diesem Stück sah man die Worte folgendermaßen auf den Zeilen vertheilt:
     

    »Das will nicht viel bedeuten, sagte der Major mit verdrießlicher Miene.
    – Mag sein,
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