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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant
Autoren: Jules Verne
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Aber es fehlt noch die Länge, sagte Mac Nabbs.
    – Man kann nicht immer Alles mit einander haben, lieber Major, erwiderte Glenarvan, und die genaue Breite-Angabe ist schon etwas werth. Das französische Exemplar ist entschieden das vollständigste. Offenbar war jedes eine buchstäbliche Uebersetzung des andern, denn sie haben die ganz gleiche Zeilenzahl. Nun müssen wir eine Zusammenstellung in einer einzigen Sprache machen und ihren muthmaßlichen. Sinn so logisch und deutlich wie möglich herauszubekommen suchen.
    – In welcher Sprache soll die Uebersetzung sein?
    – Ich denke in französischer, weil diese uns allen bekannt ist, und die meisten vollständigen Worte in derselben vorhanden sind. Ich will dieses Schriftstück abfassen, indem ich die Wortstücke und Phrasenreste zusammenstelle mit genauer Beachtung der Lücken, und mit Ergänzung der Worte, deren Sinn nicht zweifelhaft sein kann. Dann wollen wir vergleichen und urtheilen.«
    Glenarvan ergriff eine Feder, und nach einigen Augenblicken legte er seinen Freunden ein Blatt Papier vor mit folgendermaßen ergänzten Zeilen:
     

    Die deutsche Uebersetzung bringen wir nachher mit vollständiger Ergänzung des Sinnes.
    In diesem Augenblick meldete ein Matrose dem Kapitän, der Duncan laufe in den Golf von Clyde ein, und begehrte seine Weisung.
    »Was beabsichtigen Ew. Herrlichkeit? fragte John Mangles den Lord Glenarvan.
    – So rasch wie möglich nach Dumbarton zu kommen, John; dann eile ich, während Lady Helena nach Malcolm Castle zurückkehrt, nach London, um dies Document der Admiralität vorzulegen.«
    John Mangles ertheilte demgemäß seine Befehle, welche der Matrose dem Schiffslieutenant überbrachte.
    »Jetzt, meine Freunde, sagte Glenarvan, fahren wir fort in unserer Forschung. Wir sind einem großen Unglück auf der Spur. Das Leben einiger Menschen hängt von unserm Scharfsinn ab. Also strengen wir unsern Verstand an, um das Räthselhafte der Sache klar zu bekommen.
    – Wir sind bereit, lieber Edward, erwiderte Lady Helena.
    – Für’s Erste, fuhr Glenarvan fort, muß man drei sehr verschiedene Dinge bei diesem Document in’s Auge fassen: 1) Was man weiß; 2) Was man vermuthen kann; 3) Was man nicht weiß. Was wissen wir? Wir wissen, daß am 7. Juni 1862 ein Dreimaster, die Britannia aus Glasgow, Schiffbruch gelitten hat; daß zwei Matrosen und der Kapitän diese Urkunde in’s Meer geworfen haben unter’m 37°11’ Breite, und daß sie um Beistand rufen.
    – Ganz richtig, versetzte der Major.
    – Was können wir vermuthen? fuhr Glenarvan fort. Erstlich, daß der Schiffbruch in den Süd-Meeren stattfand, und ich will sogleich Ihre Aufmerksamkeit auf das Wortstück -
gonie
lenken. Zeigt sich uns darin nicht von selbst eine Angabe des Landes, worauf sich es bezieht?
    – Patagonien! rief Lady Helena.
    – Unstreitig.
    – Aber zieht der siebenunddreißigste Breitegrad durch Patagonien? fragte der Major.
    – Darüber können wir gleich in’s Reine kommen, erwiderte John Mangles, und breitete eine Karte von Südamerika aus. Ganz richtig: Der siebenunddreißigste Breitegrad streift an Patagonien an. Er schneidet Araucanien ab, zieht quer durch die Pampas längs dem Norden der patagonischen Lande, und verliert sich im Atlantischen Meer.
    – Gut. Fahren wir fort zu vermuthen. Die beiden Matrosen und der Kapitän
abor

abordent
, also landen , wo?
contin
…, am Continent; merken wir, Festland, nicht Insel. Was ist aus ihnen geworden? Hier finden sich zwei verhängnißvolle Buchstaben
pr
…, welche über ihr Schicksal belehren sollen. Die Unglücklichen sind in der That
pris
, gefangen . Von wem? Von grausamen Indianern
– cruels Indiens
. Sind Sie überzeugt? Springen nicht diese Worte von selbst ergänzend in die Lücken? Wird nicht das Document klar verständlich?«
    Glenarvan sprach mit Ueberzeugung. Seine Augen erglänzten von unbedingter Zuversicht, und ihr Feuer theilte sich seinen Zuhörern mit. Sie riefen gleich ihm: »Es ist klar! Sonnenklar!«
    Lord Edward fuhr nach einer kleinen Weile fort:
    »Alle diese Vermuthungen, meine Freunde, scheinen mir äußerst wahrscheinlich; meiner Ansicht nach hat das Unglück an den Küsten Patagoniens stattgefunden. Uebrigens will ich zu Glasgow anfragen, für welchen Bestimmungsort die Britannia abfuhr, und wir werden erfahren, ob sie in jene Gegend verschlagen werden konnte.
    – O! So weit brauchen wir nicht zu gehen um Auskunft, erwiderte John Mangles. Ich habe die Handels - und
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