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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Tereza Vanek
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Reiter getreten waren, verhielten sich glücklicherweise vernünftig. Sie trotteten weiter hinter Adelind her, als gäbe es nicht den geringsten Grund zur Besorgnis.
    Peyres redete bereits mit den Reitern. Adelind sah ihn ehrfurchtsvoll den Kopf neigen. Ihr Herz stand für einen Augenblick still, obwohl sie solche Augenblicke der Gefahr schon oft gemeinsam hatten durchstehen müssen. Aber warum nur hatte sie dem Wunsch ihrer Tochter nachgegeben, neben Peyres auf dem Kutschbock zu sitzen? Das Kind war viel zu forsch für sein Alter. Sie begann zu laufen, ohne darauf zu achten, ob die anderen Leute ihr noch folgten. Vier Reiter zeichneten sich immer deutlicher vor ihr ab. Sie sah bärtige Gesichter, Kettenhemden ohne Waffenrock und Schwerter, die noch in der Scheide steckten.
    » Ich grüße Euch, edle Herren! « , rief sie atemlos, als sie endlich neben dem Wagen stand. Peyres zwinkerte ihr zu. Ihre Tochter saß völlig gelassen neben ihrem Vater und sah den Reitern furchtlos ins Gesicht. Adelind wusste nicht, von wem das Mädchen diesen Mut geerbt hatte.
    » Wohin zieht ihr? « , bellte einer der Reiter.
    » Wir sind fahrende Gaukler. Wir ziehen von einem Ort zum anderen « , erwiderte Adelind sogleich und knickste. Das gelbe Gewand war zwar tausendfach geflickt und ausgebessert worden, aber es erfüllte immer noch seinen Zweck. Vier männliche Augenpaare musterten sie abschätzend, als sei sie zum Verkauf angebotene Ware.
    » Das hat uns bereits dieser schwarzgesichtige Kerl erzählt. Bist du seine Hure? «
    Adelind straffte die Schultern.
    » Ich bin sein Eheweib. «
    Ihr Blick vereinte sich mit dem von Peyres. Ihre Tochter verzog kurz das Gesicht.
    » Ach tatsächlich. Richtig vermählt ist dieses Gesindel? Und könntet ihr auch wie gute Katholiken beten? «
    Eine buschige Augenbraue zog sich prüfend himmelwärts. Adelind holte Luft. Sie betete das Paternoster, das Ave Maria und stimmte schließlich ein Stabat Mater an. Allmählich wich jeder Spott aus den Männergesichtern.
    » Verflucht schlaue Gauklerinnen gibt es hierzulande! « , rief der Mann, der offenbar Wortführer war. » Dieses Weib kann Leute besser bekehren als sämtliche Pfaffen, die Simon de Montfort hinterherlaufen. Viel Spaß hast du mit ihr wahrscheinlich nicht, wenn sie die ganze Zeit betet, was? «
    Er hieb Peyres mit seiner Hand auf die Schulter, dann gab er das Zeichen zum Aufbruch. Adelind atmete erleichtert auf, als sie den Hügel hochtrabten und schließlich am Horizont verschwanden. Sie fühlte den anerkennenden Blick ihrer Tochter auf sich ruhen. Peyres streckte die Hand aus, um sie auf den Kutschbock zu ziehen.
    » Die meisten der Kreuzritter belagern jetzt Tolosa. Das waren nur ein paar Schwachköpfe, die hier für Ordnung sorgen sollen. Du hast sie mit deinem Latein ausreichend eingeschüchtert. «
    Adelind lehnte sich an ihn, währen der Wagen weiterrollte. Hinter sich hörte sie einzelne Schritte, die sich zusammenfügten und vermehrten. Alle Flüchtlinge waren weiterhin in Sicherheit.
    Am Horizont zeichneten sich bald schon die Umrisse der Festung Montsegur ab, versprachen alle Sicherheit, die breite Steinmauern in strategisch günstiger, da hoher Lage bieten konnten. Adelind hatte allmählich gelernt, ihnen wieder ein wenig Vertrauen zu schenken.
    » Kommt, wir sind gleich da! « , rief sie den Leuten hinter ihr zu. Sie trabten gemächlich auf das Dorf am Fuße der Festung zu, wo sich etliche Credentes angesiedelt hatten. Die Perfachs kamen regelmäßig von der Festung herab, um bei ihnen zu predigen. Nun würde Montsegur zwölf weitere Menschen aufnehmen müssen, flüchtige Perfachs und ihre Anhänger, die sich nicht wieder zur katholischen Kirche bekennen wollten. Adelind betrachtete jedes einzelne Leben, das sie retten konnte, als einen Sieg, denn sie entriss einem gierigen Ungetüm seine Beute.
    Der Vescomte de Trencavel war noch im Herbst des Jahres1209 in seinem Verlies gestorben, sodass die Herrschaft Simon de Montforts nun unangefochten blieb. Der Eroberungsfeldzug hatte inzwischen Hunderte von Mitgliedern der ecclesia Dei auf Scheiterhaufen sterben lassen, und die Einwohner der Stadt Bram waren verstümmelt worden, da sie zu den Häretikern gehalten hatten. Der Comte de Foix schlug sich weiterhin mit eiserner Härte und hatte sogar die Bewohner von Pàmias hart bestraft, da sie die Stadt bereitwillig für das Kreuzfahrerheer geöffnet hatten. Raimond de Tolosas Versuche, sich mit den Eroberern zu arrangieren, waren nicht
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