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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Tereza Vanek
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von Erfolg gekrönt gewesen, und die nicht nachlassenden Angriffe gegen seine Person als auch seine Untertanen hatten ihn schließlich wieder zum Feind seiner einstigen Verbündeten gemacht. Nun stand das Heer vor Tolosa.
    Peyres sprang vom Kutschbock und sorgte durch das Flüstern des vereinbarten Kennworts dafür, dass die Eingangstore der Festung sich öffneten. Freudenschreie und Gebete erklangen in Adelinds Rücken, während sie eine große, dicht besiedelte Burganlage betraten. Viele einfache Perfachs betrieben hier Webereien, während Frauen des Adels Häuser für Mädchen aus ähnlich wohlhabenden Familien leiteten. Zudem gab es Händler und Handwerker wie in jeder anderen Siedlung.
    » Wir haben es geschafft « , rief Adelinds Tochter und kam mit vor Aufregung und Hitze geröteten Wangen auf sie zugeeilt. Adelind schloss ihr bisher einziges Kind in die Arme. Eine weitere Schwangerschaft war während einer mühseligen Reise im Winter frühzeitig zu Ende gegangen, und den im folgenden Jahr geborenen Sohn hatten sie bereits nach zwei Monaten begraben müssen. Seitdem blieb ihr Leib unbefruchtet, obwohl es genug Gelegenheiten dazu gegeben hatte.
    Peyres kam hinzu und hob das Mädchen in die Höhe.
    » Zusammen sind wir unschlagbar « , rief er und wirbelte seine Tochter durch die Luft. Weizenfarbenes Haar leuchtete in der Sonne auf. Nach der Geburt ihres Kindes hatte Adelind endgültig an Seelenwanderung zu glauben begonnen und das bildschöne, zarte Wesen in ihren Armen Hildegard genannt. Doch beschränkte die Ähnlichkeit mit der verstorbenen Tante sich auf Äußerlichkeiten, denn die kleine Hildegard hatte das lebhafte Temperament und die Musikalität ihres Vaters geerbt. Sie vermochte bereits mit sechs Jahren auf der Fiedel und der Flöte zu spielen und mit lieblicher Stimme zu singen. Adelind ging davon aus, dass die bezaubernde Schönheit ihrer Tochter dabei helfen würde, als Spielfrau Erfolg zu haben, denn eben für dieses Leben schien sie geschaffen.
    » Ich bringe die Frauen zu Olivette « , sagte sie nun zu Peyres. » Kümmere du dich um die Männer. Wir sehen uns dann wie immer in der Herberge. «
    Er nickte und band das Maultier an einem Pfosten fest. Adelind winkte ihre weibliche Gefolgschaft mitsamt deren Kinderschar zu sich.
    » Es gibt hier eine domus, wo ihr erst einmal unterkommen könnt « , versprach sie und ging los, während hinter ihr Schritte trappelten. Bald schon hatten sie ein zweistöckiges Gebäude mit schlichter, aber sauberer Fassade erreicht. Die Eingangstür öffnete sich, sobald Adelind ihren Namen genannt hatte.
    » Da bist du ja endlich! «
    Aus Olivette war eine hochgewachsene, blasse Frau geworden, mager aufgrund regelmäßigen Fastens, doch von unerschöpflicher Energie. Sie führte die erschöpften Flüchtlingsfrauen in den Gemeinschaftsraum der domus und gab die Weisung, ihnen eine warme Brühe zuzubereiten, bevor man sie in den Kammern verteilte.
    » Ich habe wichtige Neuigkeiten « , flüsterte sie Adelind dann zu und zog sie in einen kleinen Nebenraum. » Meine Mutter, Gott sei ihrer Seele gnädig, hat so lange auf diesen Tag gehofft! «
    » Simon de Montfort ist tot! Er starb vor drei Tagen bei der Belagerung von Tolosa. Ein Wurfgeschoss hat ihn getroffen. «
    Adelind musterte Peyres, ihre Tochter und auch deren Tante Biatris, die in einem Haus von Weberinnen die Führung übernommen hatte. Sie saßen alle drei in der kleinen Kammer der Herberge beim Abendessen und waren durch ihr Hereinkommen unterbrochen worden.
    » Dann ist die Belagerung zu Ende! « Biatris sprang auf und klatschte in die Hände. » Tolosa ist gerettet. «
    » Ich denke, der ganze Kreuzzug ist nun vorbei « , fügte Adelind strahlend hinzu. » Simon de Montforts Sohn ist noch sehr jung und gilt als Schwächling. Bald sind wir sie los! «
    Sie ließ sich zwischen ihrer Familie nieder und griff freudig nach dem Weinbecher, den Peyres ihr füllte.
    » Im Herbst ist vielleicht alles wieder so wie früher, als ich zum ersten Mal ins Languedoc kam. Anstatt Flüchtlinge in Sicherheit zu bringen, kannst du wieder deine Lieder schreiben. «
    Sie schmiegte sich an Peyres, der einen Arm um ihre Schultern legte. Biatris senkte taktvoll den Blick, als sie sich küssten.
    » Ich fürchte, es können neue Heere folgen « , warf Peyres zögernd ein. » Wenn der Papst selbst sie nicht zusammenruft, so wird Arnaud Amaury ihn dazu drängen, vermutlich zusammen mit Dominique de Guzmán. «
    Adelind schüttelte die
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