Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katzen von Ulthar

Die Katzen von Ulthar

Titel: Die Katzen von Ulthar
Autoren: H.P. Lovecraft
Vom Netzwerk:
unterirdischen Tunnels dieses verschlungenen Waldes, dessen ungeheure Eichen ihr tastendes Astwerk ineinander verflechten und in der Phosphoreszenz sonderbarer Schwämme trübe leuchten, hausen die verstohlenen und heimlichen Zoogs; sie wissen um viele obskure Geheimnisse der Traumwelt und um einige der wachen Welt, denn an zwei Stellen rührt der Wald an die Länder der Menschen, doch zu sagen wo, wäre verheerend. Gewisse ungeklärte Geräusche, Vorkommnisse und Fälle von Verschwinden ereignen sich unter den Menschen dort, wo die Zoogs Zugang haben, und es ist gut, daß sie außerhalb der Welt des Traums nicht allzuweit reisen können. Doch in den Teilen, die der Traumwelt naheliegen, bewegen sie sich ungehindert, huschen klein und braun und ungesehen umher und bringen pikante Geschichten mit zurück, um sich damit an ihren Feuerstellen in dem Wald, den sie lieben, die Zeit zu kürzen. Die Mehrzahl von ihnen lebt in Erdhöhlen, obschon einige auch die Stämme der großen Bäume bewohnen; trotzdem sie sich in der Hauptsache von Pilzschwämmen ernähren, munkelt man doch davon, daß sie auch an Fleisch ein wenig Geschmack finden, entweder körperlich oder geistig, denn gewiß haben zahlreiche Träumer diesen Wald betreten, die nicht wieder herausgekommen sind. Carter jedoch empfand keine Angst; schließlich war er ein erfahrener Träumer, der ihre flatternde Sprache erlernt und so manche Verhandlung mit ihnen geführt hatte; durch ihre Hilfe hatte er die prächtige Stadt Celephais in Ooth−Nargai hinter den Tanarischen Bergen gefunden, wo das halbe Jahr über der große König Kuranes regiert, ein Mann, den er im Leben unter einem anderen Namen gekannt hatte. Kuranes war der Eine, der an den Stemenschlünden gestanden hatte und frei von Wahnsinn zurückgekehrt war.
    Als er sich jetzt durch die fahl phosphoreszierenden Gänge zwischen den gigantischen Stämmen wand, gab Carter die flatternden Geräusche der Zoogs von sich und horchte dann und wann auf eine Antwort. Er erinnerte sich, daß ein besonderes Dorf dieser Geschöpfe im Zentrum des Waldes lag, wo auf einer ehemaligen Lichtung ein Zirkel großer moosiger Steine von älteren und schlimmeren, längst vergessenen Bewohnern zeugt, und diesem Ort eilte er zu.
    Er folgte auf seinem Weg den grotesken Schwämmen, die immer wohlgenährter scheinen, je dichter man dem furchtbaren Zirkel kommt, wo ältere Wesenheiten tanzten und opferten. Endlich enthüllte der starke Schein jener feisteren Schwämme eine sinister grüngraue Ungeheuerlichkeit, die das Dach des Waldes durchbrach und dem Blick entschwand. Es war der nahegelegenste Stein aus dem großen Ring, und Carter wußte, daß das Zoog−Dorf nicht mehr weit entfernt lag. Er wiederholte seine flatternden Geräusche und wartete dann geduldig ab; schließlich wurde er durch den Eindruck belohnt, daß ihn viele Augen beobachteten. Es waren die Zoogs, denn 15
    ihre unheimlichen Augen sieht man lange bevor man ihre kleinen, schlüpfrigen, braunen Umrisse ausmachen kann. Aus verborgener Grube und hohlem Baum schwärmten sie, bis die ganze matterleuchtete Gegend von ihnen wimmelte.
    Einige der wilderen streiften Carter unsanft, und einer knabberte sogar ekelerregend an seinem Ohr; doch diese zügellosen Gesellen wurden rasch von den Älteren in ihre Schranken verwiesen. Der Rat der Weisen, der den Besucher erkannte, offerierte eine Kürbisflasche mit dem fermentierten Saft eines verwunschenen Baumes, der anders aussah als die übrigen, und aus einem Samen gewachsen war, den jemand auf dem Mond fallengelassen hatte; und als Carter zeremoniell davon trank, begann ein wunderliches Gespräch. Die Zoogs wußten bedauerlicherweise nicht, wo der Gipfel des Kadath liegt, ja, sie vermochten nicht einmal zu sagen, ob die kalte Öde zu unserer Traumwelt oder einer anderen gehört. Gerüchte über die Großen kämen von überall gleichermaßen; und es ließe sich nur feststellen, daß es wahrscheinlicher sei, sie auf hohen Berggipfeln als in Tälern zu sehen, denn auf solchen Gipfeln tanzen sie erinnerungsvoll, wenn oben der Mond steht und unten die Wolken ziehen.
    Dann erinnerte sich ein sehr alter Zoog an etwas, von dem die anderen nichts wußten; und sagte, in Ulthar, jenseits des Flusses Skai, vergilbe noch immer die letzte Abschrift jener unvorstellbar alten Pnakotischen Manuskripte, die von wachen Menschen in vergessenen borealen Königreichen angefertigt und ins Land der Träume verbracht worden seien, als der haarige Kannibale
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher