Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Titel: Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
Vom Netzwerk:
der Stadt, den stockenden, verschilften Strom und den Tod enthüllt hätte, der über diesem Land lag, so wie er dort gelegen hat, seit König Kynaratholis von seinen Eroberungszügen nach Hause kehrte, um von der Rache der Götter ereilt zu werden.

    So forschte Kuranes vergebens nach der wunderbaren Stadt Celephais und ihren Galeeren, die gen Serannian in den Himmel segeln, lernte unterdessen viele Wunder kennen und entkam einmal mit knapper Not dem unbeschreibbaren Hohepriester, der eine gelbe Seidenmaske vor dem Gesicht trägt und gefährtenlos in einem prähistorischen Steinmonasterium auf dem Eiswüstenplateau von Leng haust. Mit der Zeit wurde er über die öden Tagesintervalle so ungehalten, daß er begann, Drogen zu erstehen, um seine Schlafperioden zu verlängern. Haschisch leistete ihm gute Dienste und sandte ihn einmal in einen Teil des Alls, wo keine Formen existieren und wo glühende Gase die Geheimnisse des Seins ergründen. Und ein violettes Gas erklärte ihm, daß dieser Teil des Alls außerhalb dessen läge, was er Unendlichkeit nenne. Das Gas hatte vorher nie von Planeten und Organismen gehört und identifizierte Kuranes bloß als etwas aus der Unendlichkeit, wo Materie, Energie und Gravitation existieren. Kuranes bemühte sich jetzt sehr intensiv darum, ins minarettbesetzte Celephais zurückzukehren und erhöhte die Dosis der Drogen; doch schließlich besaß er kein Geld mehr, um sich Drogen zu kaufen. Eines Sommertages dann wurde er aus seinem Mansardenzimmer geworfen, und er streifte ziellos durch die Straßen und trieb über eine Brücke in eine Gegend, wo die Häuser vereinzelter standen. Und hier vollzog sich die Erfüllung, und er begegnete dem Ehrengeleit der Ritter, die aus Celephais gekommen waren, ihn auf immer dorthin zu tragen.

    Stattliche Ritter waren es, auf Rotschimmeln und in glänzenden Rüstungen mit wunderlich blassonierten Wappenröcken aus goldgemustertem Zeug. So zahlreich waren sie, daß Kuranes sie beinahe mit einer Armee verwechselte, doch sie waren ihm zu Ehren gesandt; denn er hatte Ooth-Nargai in seinen Träumen erschaffen, und dafür sollte er nun für alle Zeit zu seinem obersten Gott ernannt werden. Dann gaben sie Kuranes ein Pferd und stellten ihn an die Spitze der Kavalkade, und alle ritten majestätisch durch die Niederungen von Surrey und weiter in jene Gegend, wo Kuranes und seine Vorfahren geboren wurden. Es wirkte eigentümlich, doch als die Reiter weiterstürmten, schienen sie rückwärts durch die Zeit zu galoppieren; denn jedesmal, wenn sie im Zwielicht durch ein Dorf ritten, sahen sie nur solche Häuser und Bewohner, wie sie Chaucer oder Menschen vor ihm gesehen haben mochten, und manchmal trafen sie Ritter zu Pferd, die kleine Vasallenhaufen anführten. Als es dunkelte, reisten sie geschwinder, bis sie bald wie durch die Lüfte flogen. Im trüben Morgendämmer erreichten sie jenes Dorf, das Kuranes in seiner Kindheit voller Leben gesehen hatte und schlafend oder tot in seinen Träumen. Jetzt lebte es, und frühaufgestandene Dorfbewohner verneigten sich, als die Reiter die Straße hinabklapperten und in die Gasse abbogen, die im Abgrund der Träume endet. Kuranes hatte den Abgrund bislang nur nachts aufgesucht und fragte sich, wie er wohl bei Tage aussähe; deshalb blickte er voller Neugier, als sich die Kolonne dem Rand näherte.

    Gerade als sie das zum Absturz hin ansteigende Land hinaufgaloppierten, stieg irgendwo aus dem Westen ein goldener Glanz und verbarg die ganze Landschaft hinter strahlenden Draperien. Der Abgrund glich einem siedenden Chaos rosenfarbener und himmelblauer Pracht, und unsichtbare Stimmen sangen frohlockend, als die ritterliche Entourage über den Rand setzte und anmutig hinabschwebte, vorbei an glitzernden Wolken und silbrigen Blitzen. Endlos hinab trieben die Reiter, und ihre Rosse trommelten im Äther, als galoppierten sie über goldene Dünen; und dann teilten sich die luminösen Dämpfe, um eine größere Herrlichkeit zu entdecken, die Herrlichkeit der Stadt Celephais und der Meeresküste dahinter und des schneeigen Gipfels, der die See überschaut, und der buntbemalten Galeeren, die aus dem Hafen nach fernen Gefilden segeln, wo sich die See dem Himmel vermählt.

    Und danach regierte Kuranes über Ooth-Nargai und alle benachbarten Regionen des Traums und hielt abwechselnd Hof in Celephais und dem wolkengestaltigen Serannian. Er regiert noch immer dort und wird auf ewig glücklich regieren, obwohl am Fuße der Klippen bei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher