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Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Titel: Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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anführen, doch die Wirkung hiervon wäre für alle Beteiligten höchst unerfreulich. Bleiben wir doch vernünftig. Ich habe hier einige Schriftstücke, die eindeutig nach 1930 und in Randolph Carters unverwechselbarer Schrift abgefaßt sind.«

    Unbeholfen zog er ein längliches Kuvert aus seinem losesitzenden Mantel und reichte es dem geifernden Anwalt, während ihm de Marigny und Phillips mit chaotischen Gedanken und dem aufsteigenden Gefühl eines übernatürlichen Wunders zusahen.

    »Die Handschrift ist natürlich nahezu unleserlich Sie sollten aber bedenken, daß Randolph Carter jetzt nicht die geeigneten Hände besitzt, um menschliche Zeichen zu schreiben.«

    Aspinwall überflog die Papiere und wirkte sichtlich verstört, was ihn aber nicht zur Änderung seines Benehmens veranlaßte. Der Raum was spannungsgeladen und erfüllt von namenloser Furcht, und in den Ohren von de Marigny und Phillips klang der fremdartige Rhythmus der sargförmigen Standuhr ungemein diabolisch, wovon der Anwalt jedoch völlig unberührt blieb.

    Aspinwall ergriff erneut das Wort. »Das sieht nach geschickten Fälschungen aus. Sind sie echt, kann das bedeuten, daß sich Randolph Carter in der Gewalt von Leuten befindet, die nichts Gutes im Schilde führen. Da gibt es nur eines diesen Betrüger hinter Schloß und Riegel bringen. Rufen Sie doch bitte die Polizei an, de Marigny, ja?«Dämpfe der Dreifüße vollführten mit den schwankenden Wandteppichen einen Totentanz. Der halberstickte Anwalt durchbrach das Schweigen.
    »Niemals, du Schwindler mir jagst du keine Angst ein! Du wirst schon deine Gründe haben, die Maske aufzubehalten. Vielleicht würden wir dich ja erkennen. Runter damit «

    Als Aspinwalls Arm vorschnellte, packte der Swami die Hand mit einem seiner plumpen, behandschuhten Gliedmaßen, und der Anwalt stieß einen sonderbaren, halbverblüfften Schmerzensschrei aus. De Marigny stürzte auf die beiden zu, blieb aber verwirrt stehen, als sich der Protestruf des scheinbaren Hindu in ein gänzlich unerklärliches Rasseln und Summen verwandelte. Aspinwalls hochrotes Gesicht war wütend, und mit seiner freien Hand fuhr er erneut auf den buschigen Bart seines Gegners los.

    Diesmal gelang es ihm zuzufassen, und mit einem heftigen Ruck löste sich das ganze wächserne Antlitz vom Turban und hing in der apoplektischen Faust des Anwalts.

    Als dies geschah, gab Aspinwall ein furchtbares, gurgelndes Stöhnen von sich, und Phillips und de Marigny sahen wie sich sein Gesicht unter einem Anfall baren Grauens verzerrte, wie sie es wilder, tiefer und gräßlicher nie zuvor auf einem menschlichen Gesicht geschaut hatten. Der scheinbare Swami hatte inzwischen Aspinwalls andere Hand losgelassen, stand nun wie betäubt da und erzeugte eigenartige, summende Geräusche. Dann sank die beturbante Gestalt in eine kaum mehr menschliche Haltung zusammen und begann neugierig und fasziniert anf die sargförmige Standuhr zuzuschlurfen, die ihren kosmischen und abnorImen Rhythmus schlug. Sein jetzt unbedecktes Gesicht war abgewandt, und de Marigny und Phillips konnten nicht sehen, was die Tat des Anwalts enthüllt hatte. Dann richtete sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf Aspinwall, der schwerfällig zu Boden sank. Der Zauber war gebrochen doch als sie den alten Mann erreichten, war er tot.

    Als sich de Marigny rasch zu dem davonschlurfenden Swami umwandte, sah er, wie einer der großen, weißen Handschuhe schlaff von einem baumelnden Arm rutschte. Die Weihrauchschwaden wogten dicht, und alles was sich von der entblößten Hand erkennen ließ, war etwas Langes und Schwarzes. Ehe der Kreole die zurückweichende Gestalt erreichen konnte, legte ihm der alte Mr. Phillips die Hand auf die Schuler und hielt ihn auf.»Nicht!« flüsterte er.

    »Wer weiß, womit wir es zu tun haben. Sie wissen doch, die andere Facette Zkauba, der Zauberer von Yaddith …«

    Die beturbante Figur stand jetzt vor der abnormen Uhr, und die Beobachter sahen durch die dicken Dämpfe, wie eine verschwommene, schwarze Klaue mit der hohen
    hieroglyphenbedeckten Tür hantierte. Ein eigentümlich klickendes Geräusch begleitete diesen Vorgang. Dann betrat die Gestalt das sargförmige Gehäuse und zog die Tür hinter sich zu.

    De Marigny ließ sich nicht länger zurückhalten, doch als er die Standuhr öffnete, da war sie leer. Das abnorme Ticken ging weiter, schlug den dunklen, kosmischen Rhythmus der allen mystischen Toröffnungen zugrunde liegt. Der zu Boden gefallene große, weiße
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