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Die Katze im Taubenschlag

Die Katze im Taubenschlag

Titel: Die Katze im Taubenschlag
Autoren: Agatha Christie
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wirkliche Berufung die einer Lehrerin ist, trotz dieser Liebesgeschichte. Ich glaube, dass Ihnen Ihr Beruf mehr bedeutet, als einen Mann und Kinder zu haben, nicht wahr?«
    »Zweifellos. Das habe ich schon immer gewusst.«
    »Gut, in diesem Fall dürfen Sie mein Angebot nicht ausschlagen«, fuhr Miss Bulstrode fort. »Ich hoffe, dass es uns gemeinsam gelingen wird, Meadowbank während der nächsten beiden Jahre wieder zu einer ausgezeichneten Schule zu machen. Sie haben diesbezüglich sicher andere Ideen als ich, die ich mir anhören und die ich manchmal vielleicht sogar ausführen werde. Sie möchten doch sicher Verschiedenes ändern?«
    »Offen gestanden – ja«, entgegnete Eileen. »Ich würde größeren Wert darauf legen, wirklich intelligente Mädchen in die Schule aufzunehmen.«
    »Das snobistische Element ist es also, das Sie nicht mögen«, stellte Miss Bulstrode fest.
    »Ja. Ich finde, es schadet der wirklichen Aufgabe dieser Schule.«
    »Sehen Sie, Eileen, um die Mädchen zu bekommen, die Sie wollen, brauchen Sie eben jenes snobistische Element; ein paar ausländische Prinzessinnen, ein paar berühmte Namen – und all die dummen, snobistischen Eltern, in England wie im Ausland, wollen ihre Töchter nach Meadowbank schicken. Das Resultat? Ellenlange Wartelisten, aus denen ich mir meine Schülerinnen aussuchen kann – und ich suche sehr sorgfältig aus, glauben Sie mir. Ich wähle intelligente, charaktervolle, ernsthafte Mädchen, oft auch ein aufgewecktes Kind unbemittelter Eltern. Sie sind jung und idealistisch, Eileen. Aber Sie müssen lernen, dass zum Erfolg nicht nur Idealismus, sondern auch Geschäftssinn gehört. Wir werden es nicht leicht haben, unsere Schule wieder auf die Beine zu bringen, aber wir werden es schaffen – davon bin ich fest überzeugt.«
    »Ich auch. Ich weiß, dass Meadowbank bald wieder die beste Schule Englands sein wird«, erklärte Eileen begeistert.
    »Gut – und nun noch eine Kleinigkeit: Lassen Sie sich Ihr Haar schneiden; der Knoten steht Ihnen nicht besonders.«
    Nach einer kurzen Pause fuhr Miss Bulstrode mit veränderter Stimme fort: »So, und jetzt muss ich zu Chaddy gehen.«
    Miss Chadwick lag bleich und still auf dem Bett. Ihr Gesicht war blutleer, fast leblos. Ein Polizist mit einem Notizbuch saß auf der einen Seite des Bettes, Miss Johnson auf der anderen. Sie blickte Miss Bulstrode an und schüttelte traurig den Kopf.
    »Nun, Chaddy«, sagte Miss Bulstrode. Sie ergriff Chaddys Hand. Miss Chadwick öffnete ihre Augen.
    »Ich muss dir etwas sagen«, flüsterte sie. »Eleanor – ich bin – ich habe es getan.«
    »Ich weiß, meine Liebe.«
    »Es war… Eifersucht…«
    »Ich weiß, Chaddy«, beruhigte sie Miss Bulstrode.
    Langsam rollte eine Träne über Miss Chadwicks fahle Wange.
    »Es ist so furchtbar… ich wollte es nicht tun…«
    »Du darfst nicht mehr darüber nachdenken«, sagte Miss Bulstrode.
    »Aber das ist unmöglich… Du wirst mir nie… ich werde mir selbst nie vergeben…«
    Miss Bulstrode drückte ihr die Hand.
    »Du hast mir das Leben gerettet, Chaddy. Mein Leben und das Leben von Mrs Upjohn. Das darfst du nicht vergessen.«
    »Ich wünschte nur, ich hätte mein Leben für euch beide opfern können; das hätte die Schuld bezahlt…«
    Miss Bulstrode sah sie mitleidig an. Miss Chadwick atmete schwer, dann lächelte sie, legte den Kopf zur Seite und starb…
    »Du hast dein Leben geopfert«, sagte Miss Bulstrode leise. »Ich hoffe, dass du das jetzt weißt.«

25
     
    » E in Mr Robinson wünscht Sie zu sprechen.« Hercule Poirot streckte die Hand aus und nahm einen Brief vom Schreibtisch, an dem er saß. Er betrachtete den Brief nachdenklich, dann sagte er: »Bitte führen Sie ihn herein, George.«
    Der Wortlaut des Briefes war folgender:
     
    Lieber Poirot,
    ein Mr Robinson wird in diesen Tagen bei Ihnen vorsprechen. Sie mögen bereits von ihm gehört haben, denn er ist in gewissen Kre i sen sehr bekannt. Leute seiner Art werden heutzutage g e braucht… Ich glaube, dass er in diesem Fall der gerechten Sache dient. Diese Zeilen sind nichts als eine Empfehlung. Ich möchte betonen, dass wir keine Ahnung haben, was er mit Ihnen b e sprechen will…
     
    In diesem Sinne,
    mit besten Grüßen,
    Ihr Ephraim Pikeaway
     
    Poirot legte den Brief auf die Schreibtischplatte und erhob sich, als Mr Robinson ins Zimmer trat. Er verbeugte sich, reichte ihm die Hand und bat ihn, Platz zu nehmen.
    Mr Robinson setzte sich, zog ein Taschentuch aus der Tasche
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