Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte
Autoren: Lilian Jackson Braun
Vom Netzwerk:
Trinkwasser vergiftet?«
    »Informationen über Buchausleihe sind vertraulich«, sagte sie mit einem überlegenen Lächeln.
    »Also hat die Bücherei ihren Namen und ihre Adresse.«
    »Das steht zweifellos in der Kartei.«
    Qwilleran glättete nachdenklich seinen Schnurrbart und sah sie unter schweren Augenlidern verschwörerisch an.
    Sie merkte, daß seine melodramatische Miene scherzhaft gemeint war, und entgegnete liebenswürdig: »Du schmiedest ein Komplott! Die Klempner von Pickax werden nach Feierabend in die Bücherei einbrechen und die Kartei stehlen, und dann haben wir einen Skandal wie Watergate.«
    Bevor er ihr eine schlagfertige Antwort geben konnte, hörten sie, wie die Eingangstür ins Schloß fiel, und dann Schritte in der Eingangshalle. Lynette war früher nach Hause gekommen.
    »Als sie Erfrischungen anboten, bin ich gegangen«, erklärte sie. »Ich beschloß, lieber mit euch beiden zu plaudern.«
    »Wir fühlen uns geschmeichelt. Setzen Sie sich und essen Sie ein Plätzchen«, sagte Qwilleran in ausdruckslosem Tonfall. Er dachte, daß Lynette ein anständiger Mensch war – angenehm, hilfsbereit, großzügig, entgegenkommend, und klug genug, um Bridge zu spielen und in einer Arztpraxis die Krankenkassenabrechnungen zu machen, aber… sie kapierte es nicht! Sie kam nicht auf die Idee, daß Polly und er vielleicht ein wenig allein sein wollten – ab und zu.
    Polly sagte zu ihrer Schwägerin: »Wir haben gerade über die geheimnisvolle Frau gesprochen.«
    Qwilleran verkündete in dozierendem Tonfall: »Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, daß sie vor einem Verbrechersyndikat oder einer Terroristengruppe auf der Flucht ist. Sie weiß zuviel. Sie ist für die Bande eine Bedrohung. Ihr Leben ist in Gefahr.«
    Lynettes Augen weiteten sich, bis ihr Polly versicherte, daß das nur ein Scherz war. Dann fragte Lynette: »Habt ihr etwas dagegen, wenn ich das Radio einschalte? Ich will mir den Wetterbericht anhören. Wetherby Goode sagt immer so süße Sachen!«
    Höflich lauschte Qwilleran den albernen Sprüchen des Meteorologen: »Regen, Regen, fort mit dir; kein Mensch braucht dich bei uns hier.« Dann verabschiedete er sich unter einem Vorwand. Polly verstand ihn; sie warf ihm entschuldigende Blicke zu. Bootsie begleitete ihn stets zur Tür, als wolle er den Abgang des Gastes beschleunigen. An diesem Abend wurde Qwilleran von einem Dreierkomitee eskortiert und hatte keine Gelegenheit zu einem zärtlichen Abschied unter vier Augen. Polly, beschloß er, mußte aus diesem Haus heraus!
    Als Qwilleran bei der Apfelscheune aus dem Auto stieg, wurde er fast umgeworfen von einem entsetzlichen Gestank, der aus dem dreißig Meter entfernten Geräteschuppen herüberwehte. Er war ein Mann von schnellen Entschlüssen. Das Käse-Buch hatte ihn sechs Dollar gekostet, aber er wußte, wann er einen Verlust abschreiben mußte. Er richtete die Autoscheinwerfer auf den Schuppen, holte einen Spaten und hob ein großes Loch aus. Ohne jegliche Bestattungszeremonie begrub er Die besten Käsesorten der westlichen Welt. Er hoffte, das Buch würde nicht das Grundwasser verseuchen.
    Die Katzen freuten sich, daß er da war. Sie waren fast den ganzen Tag vernachlässigt worden. Er hatte sich nicht wirklich um sie gekümmert.
    »Okay, lesen wir was«, verkündete er. »Buch! Buch!« An einer Seite des würfelförmigen Kamins waren Regale für Qwillerans Sammlung antiquarischer Bücher aus Eddingtons Laden. Sie waren nach Kategorien geordnet: schöngeistige Literatur, Biographien, Dramen, Geschichte und so weiter, und zwischen diesen Gruppen war genug Platz, daß Koko sich zusammenrollen und schlafen konnte. Er schien die Nähe alter Bücher angenehm zu finden. Außerdem warf er ab und zu gern ein Buch von einem Regal und sah von oben aus zu, wo es landete. Wenn Qwilleran sagte: »Buch! Buch!«, dann war das eigentlich das Stichwort für Koko, ein Buch hinunterzuwerfen. Es war ein Spiel. Was immer der Kater aussuchte, mußte Qwilleran laut vorlesen.
    Diesmal wählte Koko Stellen wir wildem Spargel nach Qwilleran las viel über die Natur, und Euell Gibbons Buch hatte ihm gefallen, obwohl er kein Verlangen hatte, geröstete Eicheln oder gekochte Wolfsmilchtriebe zu essen. Das Kapitel, das er jetzt auswählte, befaßte sich mit wilden Honigbienen, und er unterhielt seine Zuhörer mit Toneffekten: Bzzzzzz. Die Katzen waren fasziniert. Yum Yum lag auf seinem Schoß, Koko saß auf der Sessellehne und beobachtete den Schnurrbart des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher