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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Vortragenden.
    In der Mitte des Kapitels, als die wilden Bienen gerade von einem hohlen Baum ausschwärmten, ließ Kokos gespannte Aufmerksamkeit nach; er spitzte die Ohren, sein Schwanz versteifte sich. Er blickte zur Hintertür. Für einen Besucher, der uneingeladen mit dem Auto durch den Wald kam, war es schon spät, dachte Qwilleran. Er ging nachsehen. Er trat auf die Türschwelle, sah aber keine Scheinwerfer und hörte keinen Motor, doch hinter dem Geräteschuppen ertönten seltsame Geräusche. Er schaltete das Hoflicht ein und ging mit einer starken Taschenlampe und einem Baseballschläger Richtung Wald.
    Als er sich dem Schuppen näherte, raschelte es im Unterholz, und dann war es totenstill, doch der stechende Geruch verriet alles. Ein Waschbär hatte das Käsebuch ausgebuddelt und dreckig und zerfetzt liegengelassen. Jetzt erhob sich die Frage: Wie konnte er es loswerden? Mit Hilfe der Taschenlampe suchte er den Geräteschuppen nach Behältern mit luftdichtem Verschluß ab; dann warf er das Käse-Buch in den Plastikeimer für den Mop. O’Dell, sein Hausarbeiter, würde schon wissen, was er damit tun sollte.
    Er entdeckte auch eine leere, leicht verrostete metallene Werkzeugdose – wie sie ein Massenmörder im Süden unten für Briefbomben verwendet hatte. Einen kurzen, verrückten Augenblick lang dachte Qwilleran daran, das Käse-Buch seinen ehemaligen Schwiegereltern in New Jersey zu schicken.

 
    Der Freitag begann mit einem Flüstern und endete mit einem Knall! Als erstes fütterte Qwilleran die Katzen. Dann sah er fasziniert zu, wie sie sich vom Schnurrbart bis zur Schwanzspitze gründlich putzten. Sie schienen zu spüren, dachte Qwilleran, daß ein preisgekrönter Fotograf angesagt war, und daß sie vielleicht berühmte Kalenderkatzen werden würden. Die Bewegungen des Weibchens waren anmutig; die des Männchens zügig und rationell. Er hatte extrem lange, kühne Schnurrhaare, und Qwilleran fragte sich, ob sie wohl für seine bemerkenswerte Intuition verantwortlich waren. Koko war auch ein Meister der Kunst, anderen immer um eine Nasenlänge voraus zu sein, und er hatte mehr als einmal bewiesen, daß er John Bushland durchschaut hatte.
    Bushy, wie sich der kahl werdende junge Mann gerne nennen ließ, kam ohne besondere Fotoausrüstung – er hatte nur eine kleine, unauffällige schwarze Box um den Hals hängen.
    Qwilleran begrüßte ihn an der Tür. »Komm ganz leise herein und mach es dir bequem. Vermeide schnelle Bewegungen. Faß den Fotoapparat nicht an. Ich mache Kaffee, und dann setzen wir uns hin und reden, als würde gar nichts passieren.«
    Bushy spazierte in den Bibliotheksbereich und sah sich die Titel der Bücher auf den Regalen an. »Na so was!« sagte er leise. »Du hast aber viele Theaterstücke. Warst du mal Schauspieler?«
    »Das war mein Berufswunsch, bevor ich den Journalismus entdeckte. Ein wenig Erfahrung als Schauspieler ist meiner Meinung nach für jeden Beruf von Vorteil.«
    »Shakespeare… Aristophanes… Tschechow! Liest du diese schweren Sachen?«
    »Schwer oder leicht, ich lese sie gerne laut vor und spiele alle Rollen selbst.«
    »Ist dir klar, wie viele Buchtitel mit Essen zu tun haben? Die Wildente, Der Kirschgarten, Das Korn ist grün, Reis in Silberschalen, Das Brot der frühen Jahre, Wilder Honig …«
    Qwilleran trug ein Tablett zum Couchtisch. »Setz dich, Bushy, trink eine Tasse Kaffee und nimm dir Butterkekse aus der neuen Bäckerei in der Stahles Row. Die werden dich an unsere Schottlandreise erinnern. Die Katzen beachte gar nicht.«
    Sie wärmten sich an einem sonnenbeschienenen dreieckigen Fleck auf dem hellen marokkanischen Teppich. Koko hatte seine Löwenstellung eingenommen – das Hinterteil liegend, das Vorderteil aufrecht sitzend, als gehörten die hintere und die vordere Hälfte zu zwei verschiedenen Tieren.
    Bushy sagte: »Junior meint, ich solle mich als Paparazzo betätigen und ein paar Schnappschüsse von der geheimnisvollen Frau machen. Er glaubt, falls sie sich als Spionin entpuppt oder falls sich herausstellt, daß sie auf der Flucht vor dem FBI oder sonstwas ist, werden die Fotos für die Zeitung und/oder die Polizei nützlich sein. Was sagst du zu ihrer Perücke? Ich glaube, das ist ein Mann in Frauenkleidern.«
    »Ich glaube, daß die Leute überreagieren«, sagte Qwilleran. »Erzähl mir von der Prominenten-Auktion. Ich habe gehört, du sitzt im Komitee.«
    »Ja… also… der Verein der Freunde von Pickax will Geld auftreiben, das zu
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