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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Cent! Wenn das nicht schäbig ist! Einmal hatte er die Frechheit, mich zu fragen, ob ich ihn heiraten und sein Haus als Pension führen würde! Dem hab’ ich aber die Meinung gesagt! Ich sagte ihm, daß er zu alt und zu geizig ist und daß er stinkt. Alle meine Gäste haben es gehört. Er ist hinausmarschiert, ohne sein Frühstück zu bezahlen, und er ist nie wieder hergekommen. Wer braucht schon seine neun Cents?«
    »Ich hatte den Eindruck, er sei wohlhabend«, sagte Qwilleran.
    »Das sollte er auch sein! Die haben auf seinem Grundstück das Gefängnis gebaut! Bei dem Geschäft hat er Millionen gemacht!«
    In jener Zeit, als der Fluß die Lebensader des Bezirks gewesen war, war Black Creek – nicht weit von Mooseville entfernt, aber etwas mehr landeinwärts gelegen – eine Stadt in sprunghaftem Aufschwung gewesen, und als die Eisenbahn kam, erlebte sie eine weitere Blüte. Dann wurden die Bergwerke geschlossen, die Wälder waren abgeholzt, und Black Creek wurde eine Geisterstadt.
    Als Qwilleran am Freitag dorthin fuhr, sah sie noch immer aus wie Niemandsland. Alles, was vom Stadtzentrum übriggeblieben war, war eine Kneipe, ein Autofriedhof und ein Wochenend-Flohmarkt im alten Bahnhof. Alle Fachwerkhäuser im ehemaligen Wohngebiet waren entweder abgebrannt oder wegen des Brennholzes demoliert worden; nur das Limburger-Herrenhaus erhob sich grotesk inmitten von unkrautbewachsenem Land. Es war im viktorianischen Stil gebaut, mit hohen, schmalen Fenstern, einer Veranda und einem Türmchen. Es war einmal ein markantes Gebäude gewesen, da es aus roten Ziegeln gebaut war. Die einheimischen Baumaterialien waren Holz oder Stein; Ziegel mußten mit Schonern hergebracht und mit Ochsenkarren über Land transportiert werden. Die Limburgers hatten keine Kosten gescheut und sogar Handwerker aus Europa geholt, die die Ziegel in kunstvollen Mustern legten. Jetzt war eines der imposanten Fenster mit Brettern vernagelt; von den hölzernen Zierleisten und von der künstlerisch gestalteten hölzernen Eingangstür löste sich der Lack; der Rasen war von Unkraut überwuchert; und aus dem reichverzierten, mit spitzen Zacken versehenen Eisenzaun fehlte ein zweieinhalb Meter langes Stück.
    Als Qwilleran beim Haus vorfuhr, saß ein alter Mann auf einem verwitterten Schaukelstuhl auf der Veranda. Er rauchte eine Zigarre und schaukelte heftig.
    »Sind Sie Mr. Limburger?« rief Qwilleran, als er die sechs zerbröckelnden Ziegelstufen hinaufstieg.
    »Ja«, sagte der alte Mann, ohne im Schaukeln innezuhalten. Seine Kleidung war vor Alter ganz grau, und ein ungepflegter Backenbart ließ auch sein Gesicht grau erscheinen. Er trug eine unförmige graue Kappe.
    »Ich bin Jim Qwilleran vom Moose County Dingsbums. Ein beeindruckendes Haus haben Sie da.«
    »Woll’n Sie es kaufen?« fragte der Mann mit brüchiger Stimme. »Machen Sie mir ein Angebot.«
    Stets bereit, auf einen Scherz einzugehen, fragte Qwilleran: »Wie viele Zimmer hat es?«
    »Hab’ sie nie gezählt.«
    »Wie viele Kamine?«
    »Spielt keine Rolle. Funktionieren nicht. Rauchfang verstopft.«
    »Wie viele Badezimmer?«
    »Wie viele brauchen Sie?«
    »Gute Frage«, sagte Qwilleran. »Darf ich mich setzen?« Er ließ sich vorsichtig auf einen splitterigen Schaukelstuhl mit einem gewebten Sitz nieder, der sich zum Teil bereits aufgelöst hatte. Auf dem Geländer der Veranda lagen ein Dutzend Steine in Baseball-Größe aufgereiht. »Wissen Sie, in welchem Jahr dieses Haus gebaut wurde, Mr. Limburger?«
    Der alte Mann schüttelte den Kopf und rieb sich mit der Faust die Nase, als würde sie ihn jucken. »Mein Großvater hat es gebaut. Mein Vater ist hier geboren, und ich bin hier geboren. Mein Großvater ist aus der alten Heimat hergekommen.«
    »Hat er das Original-Pickax-Hotel gebaut?«
    »Ja.«
    »Dann ist es ja seit Generationen in Familienbesitz. Wie lange sind Sie schon der Alleinbesitzer?«
    »Lange.«
    »Wie groß ist Ihre Familie jetzt?«
    »Haben alle den Löffel abgegeben, außer mir. Ich bin noch da.«
    »Waren Sie verheiratet?«
    »Geht Sie nichts an.«
    Ein blauer Pick-up fuhr auf das Grundstück und verschwand hinter dem Haus. Eine Autotür fiel zu, doch niemand tauchte auf. Qwilleran dachte an die ungezählten Schlafzimmer und fragte: »Vermieten Sie Zimmer?«
    »Brauchen Sie eines?«
    »Nicht für mich selbst, aber ich bekomme vielleicht Besuch von Freunden von auswärts…«
    »Schicken Sie sie ins Hotel.«
    »Es ist ein interessantes Hotel, zweifellos«, sagte
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