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Die Katze, die den Braten roch.

Die Katze, die den Braten roch.

Titel: Die Katze, die den Braten roch.
Autoren: Lilian Jackson Braun
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würzig der Käse war, wurde gebührend gewürdigt. Dann wandte sich die Unterhaltung dem Haiku-Wettbewerb zu, der von Qwillerans Kolumne gesponsert wurde. Seine Leser waren eingeladen worden, vom japanischen Stil inspirierte Gedichte zu verfassen und sie auf Postkarten an den Dingsbums zu schicken. Den Gewinnern winkte das aufregende Erlebnis, ihr Gedicht auf Seite zwei gedruckt zu sehen, und jeder würde einen dicken gelben Bleistift mit den Worten ›Qwills Feder‹ in Gold geprägt erhalten.
    Arch sagte: »Unser Postzimmer erstickt in Postkarten! Es machen zweimal so viele Leser mit wie im Vorjahr. Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, daß wir weder einen zweiwöchigen Urlaub in Hawaii noch einen Jahresbedarf an in Schokolade getunkten Kartoffelchips als Preis vergeben.«
    Qwilleran meinte: »Haikus kommen bei Menschen jeden Alters und jeder Gesellschaftsschicht gut an, weil die Gedichte in einfacher Sprache geschrieben sind, von allgemeinen Erfahrungen und Gefühlen handeln und manchmal eine kuriose Wendung haben. Ein früher japanischer Dichter schrieb einmal: Keine Sorge, Spinne; dies ist kein penibler Haushalt. Und einer der Vorjahresgewinner hat geschrieben: Ich weiß nie, was ich sagen soll, wenn ich mit einem Schmetterling spreche.«
    Er hatte versprochen, daß der Wettbewerbsgewinner gedruckt würde, »bevor der erste Schnee kommt«.
    »Du hast ihnen nicht viel Zeit gegeben, Meisterwerke zu verfassen«, bemerkte Mildred.
    »Je kürzer der Termin, desto mehr Leute machen mit. Wenn man ihnen einen Monat zum Nachdenken gibt, vergessen sie es. Was gibt’s Neues im Kunstzentrum, Mildred?«
    »Wir haben eine interessante neue Künstlerin in der Stadt. Ihr Mann ist der neue Hautarzt aus Chicago. Sie macht beim Kunstzentrum mit. Ihre Spezialität sind Batikwandbehänge.«
    »Was ist das?«, fragte Arch.
    »Das ist eine jahrhundertealte Technik, bei der man Stoff mit Wachs und Farben färbt«, erklärte ihm Qwilleran; er genoß es, einmal mehr zu wissen als Arch.
    »Woher weißt du das?«
    »Ich komme eben rum. Ich bin am Dienstagabend mit ihr und ihrem Mann zum Essen verabredet. Sie wollen Ratschläge, wie man sich in einer Kleinstadt einleben kann.«
    »Möchtest du nicht für den Dingsbums eine Kolumne mit Ratschlägen schreiben?«, kam Arch wieder auf sein Metier zurück. »Du könntest sie Tips von Onkel Qwilleran nennen.«
    Sie verzichteten auf den süßen Brotauflauf und blieben beim Kaffee nicht lange sitzen; in Gedanken waren sie schon bei der Auktion. Sie wurde im Gemeindesaal abgehalten. Nicht nur der Parkplatz war voll; die Polizei ließ die Autos auch auf beiden Seiten der Main Street parken.
    Am Eingang wurde Qwilleran von einer älteren Frau begrüßt, die ihn überschwenglich umarmte und seinen Gästen die Hände schüttelte. Es war Maggie Sprenkle, jene reiche Witwe, die die Bronzeplaketten gestiftet hatte, treu im Verwaltungsrat der Bücherei diente und viele Stunden als freiwillige Helferin im Tierheim verbrachte.
    Viele der Besucher hatten Karten gekauft, weil die Auktion einem guten Zweck diente, und spazierten jetzt um das Büffet in der Saalmitte herum oder freundeten sich mit den jungen Hunden und Katzen an, die ein Zuhause suchten, jaulten und miauten und die Pfoten zwischen den Stäben ihrer Käfige hindurch steckten. Ernsthafte Auktionsbesucher gingen zu den Ausstellungstischen mit den Antiquitäten, Ziergegenständen und kunsthandwerklichen Objekten.
    Hier und da standen Reihen von Klappstühlen, wo sich die Gäste setzen und Punsch trinken konnten. Maggie, eine liebenswürdige Gastgeberin, fragte sie: »Und wie schmeckt Ihnen der Punsch? Ich habe ihn selbst gemacht… Werden Sie mitbieten? Behalten Sie die Kärtchen im Auge, damit Sie nicht jemand überbietet… Jeder einzelne Gegenstand ist mindestens das Doppelte seines Ausrufungspreises wert.«
    Qwilleran sah sich die angebotenen Sachen rasch an, bis er den dänischen Rya-Teppich fand, der über einen Ständer drapiert und auf einem Tisch ausgebreitet war. Auf dem Kärtchen stand: »Mindestgebot $500,-; Mindesterhöhung $50,-.« Es stand noch kein Name auf dem Schild; niemand hatte ein Gebot gemacht. Qwilleran trug sich mit 500 Dollar ein.
    Die Rikers kamen vorbei, und Arch fragte überrascht: »Den willst du ersteigern?«
    Eine genaue Inspektion der Kärtchen brachte zu Tage, daß Polly sich für ein Paar italienische Porzellanpapageien eingetragen hatte.
    Arch, der sich selbst für einen ernsthaften und sachverständigen
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