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Die Katze, die den Braten roch.

Die Katze, die den Braten roch.

Titel: Die Katze, die den Braten roch.
Autoren: Lilian Jackson Braun
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von Kennebeck gelöscht worden.« Als die Feuerwehrleute am Einsatzort eingetroffen waren, hatten sich die Flammen auf die Bergwerkshütte zu bewegt, eine der zehn Bergwerkshütten im Bezirk, die erst vor kurzem zu Stätten von historischer Bedeutung erklärt worden waren. »Autofahrer, die auf Landstraßen unterwegs sind, werden nochmals ermahnt, keine Zigaretten aus dem Fenster zu werfen«, sagte ein Sprecher des Sheriffbüros. »Das Unkraut am Straßenrand und das Unterholz im Wald sind trocken wie Zunder.« Der heutige Brand war schon der dritte innerhalb einer Woche.
    Wie so oft, wenn sich sein Argwohn regte, klopfte sich Qwilleran auf den Schnurrbart; merkwürdigerweise schienen seine Vorahnungen von diesem Schnurrbart auszugehen. Er dachte: Brandstiftung aus reinem Vandalismus nimmt im ganzen Land zu. Wenn ein böswilliger Brandstifter die Bevölkerung von Moose County in Aufruhr versetzen wollte, könnte er das erreichen, indem er eine Bergwerkshütte in Brand steckte. Doch die Einheimischen gaben nur ungern zu, »daß so was auch hier passieren kann«. Trotzdem war Qwilleran gerne aus den übervölkerten Großstädten mit ihren Verbrechen, Verkehrsstaus und der Luftverschmutzung weggezogen und bereit, die Eigenheiten des Kleinstadtlebens zu akzeptieren. Er selbst neigte nicht dazu, Gerüchte zu verbreiten, aber er lauschte bereitwillig dem freundschaftlichen Austausch von Informationen, dem man in den Kaffeehäusern, an Straßenecken und über die Klatschmühlen von Pickax ausgiebig frönte.
    Als er am nächsten Tag in Toodles Supermarkt Lebensmittel einkaufte, waren die drei Buschbrände Gesprächsthema Nummer eins. Jeder hatte eine Theorie. Niemand glaubte dem Sheriff. Es wurde etwas vertuscht. Die Behörden wollten eine Panik verhindern. Die Lebensmittel waren für Polly Duncan bestimmt, die Leiterin der öffentlichen Bücherei. Qwilleran hatte mit ihr eine Vereinbarung getroffen: Während sie sich in der Bücherei abrackerte, kaufte er für sie Lebensmittel ein; sie lud ihn dafür zum Abendessen ein. Es war mehr als ein angenehmes Arrangement; Polly war die wichtigste Frau in Qwills Leben: charmant, intelligent und in seinem Alter.
    Dieses Abkommen war besonders im Winter sehr praktisch, denn da zog er aus seinem Sommerwohnsitz – einer umgebauten Apfelscheune – aus und nach Indian Village um, wo er nur ein paar Türen von Pollys Wohnung entfernt eine Eigentumswohnung besaß. Qwilleran wechselte gerne von Zeit zu Zeit seinen Wohnsitz; das befriedigte seine Reiselust, die ihn im Süden unten zu einem erfolgreichen Journalisten gemacht hatte.
    Indian Village war eine gehobene Apartmenthausanlage im Stadtteil Suffix (der nach jahrelangen Streitigkeiten von Pickax City annektiert worden war) am Westufer des Ittibittiwassee Rivers. Zwischen den Bäumen standen in unregelmäßigen Abständen rustikale Gebäude mit Zedernholzverkleidung: Häuser mit je vier Eigentumswohnungen, Gebäude mit mehreren Mietwohnungen, ein Clubhaus und ein Torhaus. Qwilleran bewohnte Einheit Vier in einem Haus namens ›Weiden‹. Einheit Drei wurde vom Meteorologen von WPKX, Wetherby Goode, bewohnt (der mit richtigem Namen Joe Bunker hieß). In Einheit Zwei lebte ein neuer Nachbar: Kirt Nightingale, ein Mann aus Boston, der mit seltenen Büchern handelte und jetzt, als Mann mittleren Alters, in seine Heimatstadt zurückgekehrt war. »Was glaubst du, wie er mit richtigem Namen heißt?«, hatten die Witzbolde in Indian Village geflüstert. Polly Duncan, die in Einheit Eins wohnte, war von Nightingales Bildung beeindruckt und sagte: »Wenn wir Qwilleran mit QW und einen Meteorologen namens Wetherby Goode akzeptieren können, sollten wir auch an einem Nightingale nicht Anstoß nehmen. Und er wird ein netter, ruhiger Nachbar sein.«
    Das war wichtig. Die Wände der aneinander grenzenden Einheiten waren dünn, und es gab noch andere bauliche Mängel. Aber es war eine gute Adresse in wunderbarer Lage und bot seinen Bewohnern viele Annehmlichkeiten.
    Qwilleran kam mit seiner Tasche voller Lebensmittel in Einheit Eins an und schloß die Tür mit seinem eigenen Schlüssel auf (Polly war in der Bücherei), begrüßte ihre beiden Katzen und legte die verderblichen Sachen in den Kühlschrank. Alle Einheiten hatten dieselbe Raumaufteilung: ein Vorzimmer, ein zweigeschossiges Wohnzimmer mit einer Glaswand, die auf den Fluß hinausging, auf der Galerie zwei Schlafzimmer und darunter die Küche und eine Eßnische. Unter dem Haus befand sich eine
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