Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Karriere-Bibel

Titel: Die Karriere-Bibel
Autoren: Jochen Mai
Vom Netzwerk:
Bewerbungsgespräch lügen?«
    »Natürlich nicht!«
    So würde wohl jeder antworten – und damit lügen. Bei einer Untersuchung der Universität von Massachusetts kam heraus, dass
     84 Prozent der Bewerber mindestens an einer Stelle im Vorstellungsgespräch die Realität aufmotzen. Die Wahrheit ist: Wir lügen
     alle – auch wenn das Flunkern seit Menschengedenken verpönt ist. Schon mit vier Jahren beginnen Kinder bewusst zu mogeln,
     Kindermund tut nicht durchweg Wahrheit kund. Der amerikanische Psychologe John Frazer behauptet gar, dass jeder Erwachsene
     täglich im Schnitt rund 200 Mal lügt. Das Spektrum reicht von Ausreden, Notlügen, Meineiden, Prahlerei, Heuchelei, Intrigen
     bis hin zur faustdicken Lüge. Laut Wissenschaft geschieht das aus vier Kernmotiven: 41 Prozent lügen, um sich Ärger zu ersparen,
     14 Prozent schummeln, um sich das Leben bequemer zu machen, 8,5 Prozent manipulieren, um geliebt zu werden, und 6 Prozent
     schwindeln aus Faulheit.
    Die häufigste Form ist jedoch der Selbstbetrug: Wir malen uns das Bild von uns schöner, als wir sind – sei es bei Erfolgen
     im Beruf oder dem Gewicht auf der Waage. Das ist nicht nur ein kreativer Akt, sondern Psychohygiene. Würden wir darauf verzichten,
     wären wir bald depressiv. Die Selbsttäuschung ist nichts weiter als Zweckoptimismus, wie der Satz: »Ich habe keine Angst!«
    Das Problem an der Wahrheit wiederum ist: Sie kann enorm destruktiv wirken. Zum Beispiel beim Sex. Und die absolute kennt
     keiner. In vielen Fällen entscheidet der Blickwinkel darüber, was wahr ist und was nicht. Natürlich gibt es auch bewusste
     Lügen, um sich einen Vorteil zu ergaunern. Das ist Betrug und wird zu Recht stigmatisiert. Nur, warum lügen wir so oft? Weil
     es funktioniert! Solange wir damit anderen keinen Schaden zufügen, vereinfacht es das Zusammenleben. Wo dabei die moralische
     Grenze verläuft, muss jeder selbst entscheiden. Nur in puncto Lügen sollten wir ehrlich sein.
    Auf die oben gestellte Frage könnten Sie also hintersinnig antworten: »Natürlich. Jetzt zum Beispiel.«

[ Menü ]
    |32| 21. Januar
Noch Fragen? – Nutzen Sie das Vorstellungsgespräch zum Dialog
    Der Interviewer fragt, der Kandidat antwortet. Die meisten Vorstellungsgespräche verlaufen nach diesem Schema. Falsch. Denn
     dabei vernachlässigen Bewerber das Wichtigste: die Gegenfragen. Sie sind das Symbol für Eigeninitiative, Selbstbewusstsein
     und signalisieren eine professionelle Einstellung. Gute Fragen zu stellen, ist Ihre Pflicht. Die folgenden Fragen dürfen und
     sollten Sie stellen:
Was genau wird meine Aufgabe sein?
In welchem Zeitraum erwarten Sie welche Ergebnisse?
Seit wann ist die ausgeschriebene Stelle unbesetzt?
Was ist aus meinem Vorgänger geworden?
Wer ist mein Vorgesetzter? An wen muss ich berichten?
Wer berichtet mir?
Wer gehört zum Team? Mit wem arbeite ich zusammen?
Gibt es Probleme im Team?
Was sind die aktuellen Ziele des Unternehmens?
Werden Mitarbeiter kontinuierlich gefördert? Wie?
Welchen Einfluss kann man auf die eigene Laufbahn ausüben?
Wie durchlässig sind Abteilungen und Bereiche?
Welche Aufstiegschancen hat man von dieser Position aus?
Direkt an den Interviewer:
Warum arbeiten Sie hier?
Wann kann ich mit Ihrer Antwort rechnen?
    Nur eine Einschränkung: Fragen zu Sozialleistungen, Dienstwagen oder Parkplatzregelungen sollten Sie auslassen, sie disqualifizieren.

[ Menü ]
    22. Januar
Offenbarungsleid – Schlagfertigkeit wird überschätzt
    »Im Bewerbungsgespräch fehlt mir im entscheidenden Moment oft die
richtige Antwort.«
    »Wahrscheinlich versuchst du zu sehr, intellektuell zu glänzen.«
    |33|
»Ja, aber darum geht es doch!«
    »Wer Berufserfahrung hat und Erfolge vorweisen kann, bei dem steht die Kompetenz im Lebenslauf. Die Referenzen sollten für
     sich sprechen. Mit der Hoppla-jetzt-komm-ich-Masche bist du auf dem Holzweg. Das Herz der Menschen erobert keiner durch Schlagfertigkeit.«
    »Sondern wie?«
    »Indem du beispielhaft beschreibst, dass dir die künftige Arbeit und die Mitarbeiter am Herzen liegen. Dass du lachen, dich
     kümmern und zuhören kannst. Dass es für dich aber auch ein Leben außerhalb des Büros gibt, dass du Freunde besitzt und im
     richtigen Maße selbstbewusst bist …«
    »… und das beweist Schlagfertigkeit?«
    »Nein. Aber sie ist irrelevant. Wenn du zum Bewerbungsgespräch kommst, stimmen deine Kompetenzen. Jetzt geht es um Persönlichkeit.
     Wer sich verbiegt, nur um den richtigen Eindruck zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher