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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron
Autoren: Rick Riordan
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Scheinwerfern die Gegend ab.
    Als wäre das noch nicht aufregend genug, rangelte mein Bruder mit einem Greif und versuchte, ein Fischerboot loszubinden, das dem Vieh um den Hals hing und dieses daran hinderte, unsere Auszubildenden aufzufressen.
    Dann war da noch Jaz, die wirklich Anlass zur Besorgnis gab. Wir waren der Meinung, dass sie noch atmete, doch sie schien in einer Art Koma zu liegen. Als wir ihre Augenlider anhoben, glühten ihre Augen weiß – meistens kein so gutes Zeichen.
    Während der Bootsfahrt hatte Cheops ein paar seiner berühmten Pavianzaubertricks an ihr ausprobiert – ihr die Stirn getätschelt, unappetitliche Geräusche von sich gegeben und versucht, ihr Jelly Beans in den Mund zu stopfen. Bestimmt fand er sich sehr hilfreich, doch ihr Zustand hatte sich nicht großartig gebessert.
    Nun kümmerte sich Walt um sie. Er hob sie vorsichtig hoch und legte sie auf eine Trage, deckte sie zu und strich ihr über das Haar, während sich unsere anderen Auszubildenden um sie versammelten. Und das war in Ordnung. Völlig in Ordnung.
    Es war mir so was von egal, wie schön seine Züge im Mondschein aussahen oder seine muskulösen Arme in diesem Muskelshirt oder dass er mit Jaz Händchen gehalten hatte oder …
    ’tschuldigung. Bin vom Thema abgekommen.
    Ich ließ mich am äußeren Rand des Dachs nieder, ich war völlig erledigt. Meine rechte Hand juckte, weil ich die Papyrusrolle so lange gehalten hatte.
    Ich tastete meine linke Hosentasche ab und holte die kleine Wachsstatuette heraus, die Jaz mir gegeben hatte. Es war eine ihrer Heilfiguren, mit denen sie Krankheiten oder Flüche austrieb. Im Allgemeinen haben Statuetten keine Ähnlichkeit mit einer bestimmten Person, aber für diese hatte sich Jaz Zeit genommen. Sie war eindeutig dazu bestimmt, eine ganz spezielle Person zu heilen, und deshalb bestimmt mächtiger und aller Wahrscheinlichkeit nach einer Situation vorbehalten, in der es um Leben und Tod ging. Ich erkannte das lockige Haar der Statuette wieder, ihre Gesichtszüge, das Schwert, das sie umklammert hielt. Jaz hatte ihr sogar in Hieroglyphen den Namen auf die Brust geschrieben: CARTER .
    Die wirst du bald brauchen , hatte sie zu mir gesagt.
    Soweit ich wusste, war Jaz keine Wahrsagerin. Sie konnte die Zukunft nicht vorhersagen. Was hatte sie also gemeint? Und woher sollte ich wissen, wann ich die Statuette einsetzen sollte? Als ich den Mini-Carter anstarrte, hatte ich das schreckliche Gefühl, dass mir buchstäblich das Leben meines Bruders in die Hand gelegt worden war.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte die Stimme einer Frau.
    Ich legte schnell die Statuette beiseite.
    Meine alte Freundin Bastet stand über mir. Ihr verhaltenes Lächeln und die funkelnden gelben Augen konnten sowohl bedeuten, dass sie sich Sorgen machte, als auch, dass sie amüsiert war. Bei einer Katzengöttin lässt sich das schwer sagen. Ihr schwarzes Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie trug wie immer ihren Leopardenanzug und sah aus, als wolle sie jeden Moment einen Rückwärtssalto schlagen. Es war ihr zuzutrauen. Wie ich schon sagte, bei Katzen weiß man nie.
    »Mir geht’s gut«, log ich. »Es ist nur …« Ich machte mit meiner brennenden Hand eine hilflose Handbewegung.
    »Mmm.« Die Schriftrolle schien bei Bastet ungute Erinnerungen wachzurufen. »Mal sehen, was ich da tun kann.«
    Sie kniete sich neben mich und stimmte einen Sprechgesang an.
    Ich dachte darüber nach, wie merkwürdig es war, dass mein ehemaliges Haustier einen Zauber für mich sprach. Jahrelang hatte sich Bastet als meine Katze Muffin ausgegeben. Mir war überhaupt nicht klar gewesen, dass nachts eine Göttin auf meinem Kissen schlief. Erst als mein Vater im British Museum eine Bande Götter freigesetzt hatte, gab sich Bastet zu erkennen.
    Sie hatte uns erzählt, dass sie sechs Jahre lang über mich gewacht hatte, von dem Moment an, als unsere Eltern sie aus einer Zelle in der Duat freigelassen hatten, in die man sie gesteckt hatte, um für alle Ewigkeit gegen die Schlange des Chaos, Apophis, anzukämpfen.
    Lange Geschichte, meine Mutter hatte jedenfalls vorhergesehen, dass Apophis irgendwann aus seinem Kerker in der Duat ausbrechen würde, was mehr oder weniger dem Jüngsten Tag gleichkäme. Wenn Bastet weiterhin allein gegen ihn hätte ankämpfen müssen, wäre sie vernichtet worden. Doch da meine Mutter davon überzeugt war, dass Bastet eine wichtige Rolle im bevorstehenden Kampf gegen das Chaos spielen würde,
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