Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron
Autoren: Rick Riordan
Vom Netzwerk:
aber da Sachmet die Göttin der Zerstörung, des Unheils und der Hungersnöte ist, war es sinnvoll, dass Heiler lernten, wie man ihre Kräfte in den Griff bekommen konnte – die Weputiu eingeschlossen.
    Außerdem war ich nicht hundertprozentig sicher, ob der Greif mir wirklich gehorchen würde, wenn ich ihn freiließ. Es bestand noch immer die Möglichkeit, dass er sich aufregte und lieber uns als die Geister verschlang.
    Draußen näherten sich Polizeisirenen. Uns lief die Zeit davon.
    »Wir haben keine Wahl«, beharrte Jaz.
    Sie zog ihr Zaubermesser heraus, dann gab sie – zum großen Entsetzen meiner Schwester – Walt einen Kuss auf die Wange. »Mir passiert schon nichts, Walt. Gib nicht auf.«
    Jaz holte noch etwas aus ihrer Zaubertasche – eine Wachsstatuette – und drückte sie meiner Schwester in die freie Hand. »Die wirst du bald brauchen, Sadie. Es tut mir leid, dass ich dir keine große Hilfe sein kann. Aber wenn es so weit ist, wirst du wissen, was du tun musst.«
    Ich glaube, ich habe Sadie noch nie so sprachlos erlebt.
    Jaz rannte in die Mitte des Ballsaals, wo sie mit ihrem Zaubermesser den Boden berührte und einen Schutzkreis um ihre Füße zog. Anschließend nahm sie eine Statuette von Sachmet, ihrer Schutzgöttin, aus der Tasche und hielt sie in die Höhe.
    Sie stimmte einen Sprechgesang an. Rings um sie glühte rotes Licht. Ranken von Energie stiegen aus dem Kreis auf und breiteten sich wie die Äste eines Baumes im Raum aus. Sie begannen sich zu drehen, zuerst langsam, dann immer schneller, ihr magischer Sog zerrte an den Weputiu und zog sie schließlich allesamt in die Kreismitte. Die Geister heulten und sträubten sich gegen den Zauber. Obwohl Jaz taumelte und ihr Schweißperlen übers Gesicht liefen, setzte sie ihren Sprechgesang fort.
    »Können wir ihr nicht helfen?«, fragte Walt.
    »RAAARR!« , schrie der Greif, was vermutlich bedeuten sollte: Hallo! Ich bin auch noch da!
    Es klang, als befänden sich die Sirenen nun direkt vor dem Museum. Am Ende des Korridors, neben den Aufzügen, brüllte jemand in ein Megafon und befahl den letzten Hochzeitsgästen, das Gebäude zu verlassen – als ob man sie dazu noch auffordern musste. Die Polizei war eingetroffen, und falls sie uns verhafteten, würden wir in Erklärungsnot geraten.
    »Sadie«, sagte ich, »binde den Greif los. Walt, hast du immer noch dein Bootsamulett?«
    »Mein –? Klar. Aber hier gibt’s kein Wasser.«
    »Ruf einfach das Boot herbei!« Ich kramte in meinen Hosentaschen und fand meinen eigenen Zauberzwirn. Sobald ich einen Zauber gesprochen hatte, hielt ich ein fast sieben Meter langes Seil in der Hand. Als wäre es eine große Krawatte, band ich in der Mitte einen lockeren Laufknoten und ging vorsichtig auf den Greif zu.
    »Ich leg dir das jetzt um den Hals«, sagte ich. »Flipp nicht aus.«
    »FRI-EEK!« , entgegnete der Greif.
    Obwohl mir bewusst war, wie schnell mich dieser Schnabel packen konnte, ging ich näher an den Greif heran und es gelang mir, ihm das Seil um den Hals zu legen.
    Danach lief irgendetwas schief. Die Zeit verging langsamer. Die roten herumwirbelnden Ranken, die Jaz herbeigezaubert hatte, bewegten sich schwerfällig, als hätte sich die Luft in Sirup verwandelt. Das Geschrei und die Sirenen verschwammen zu einem entfernten Tosen.
    Es wird dir nicht gelingen , zischte eine Stimme.
    Ich drehte mich um und stand einem Weputi gegenüber.
    Er schwebte nur ein paar Zentimeter von mir entfernt in der Luft, fast konnte ich seine brennenden weißen Züge erkennen. Er schien zu lächeln und ich hätte schwören können, dass ich sein Gesicht schon mal irgendwo gesehen hatte.
    Das Chaos ist zu mächtig , Junge , sagte er. Du hast keine Kontrolle über die Welt. Es ist sinnlos weiterzusuchen!
    »Halt die Klappe«, murmelte ich, doch mein Herz klopfte wie wild.
    Du wirst sie niemals finden , höhnte der Geist . Sie schläft im Roten Sand; doch wenn du deine Suche fortsetzt, wird sie sterben .
    Es fühlte sich an, als würde mir eine Tarantel den Rücken hinunterkrabbeln. Der Geist sprach von Zia Rashid – der richtigen Zia, nach der ich seit Weihnachten suchte.
    »Nein«, entgegnete ich. »Du bist ein Dämon, ein Betrüger.«
    Du weißt, dass es nicht stimmt, Junge. Wir sind uns schon mal begegnet .
    »Halt die Klappe!« Als ich das Horusauge herbeirief, zischte der Geist. Die Zeit verging wieder schneller. Die roten Ranken, die Jaz herbeigezaubert hatte, schlangen sich um den Weputi und zogen ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher